In dem Sortierzentrum werden die Pakete angeliefert und nach Postleitzahlen sortiert, ehe sie von hier an die Kunden ausgeliefert werden, die so genannte „letzte Meile“. Im Stadtrat war das Projekt umstritten – zusätzlicher Verkehr, Angst vor prekären Arbeitsverhältnissen, Förderung des Online-Handels. Doch dem Gremium waren die Hände gebunden. Vor Jahren war neben GLS, das ebenfalls auf dem Kletthamer Feld residiert, ein zweiter Logistiker genehmigt worden.
Beteiligte erinnern sich, dass von einer Inbetriebnahme des Verteilzentrums im Herbst dieses Jahres die Rede gewesen sei. Ein Amazon-Sprecher stellt auf Anfrage unserer Zeitung klar, „dass wir nie ein Datum genannt haben“.
(Unser Erding-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)
Ob sich Amazon schwertut, Personal zu finden – die Rede ist von 500 Kräften in der Endausbaustufe – ist offiziell nicht zu erfahren. Unsere Zeitung schickte Amazon einen Fragenkatalog. Die Antworten sind sehr allgemein. Ein konkreter Termin für den Betriebsstart des neuen Standortes in Erding stehe derzeit noch nicht fest, teilt Amazon mit – verwunderlich und eher untypisch für ein sehr weit gediehenes Bauvorhaben.
Weiter heißt es in der Stellungnahme, man werde Schritt für Schritt starten und plane innerhalb des ersten Betriebsjahres die Schaffung von rund 150 Arbeitsplätzen.
Recherchen unserer Zeitung haben ergeben, dass Amazon eine Zeitarbeitsfirma mit der Findung von Kräften beauftragt habe. Die Agentur für Arbeit Freising will sich zum konkreten Fall nicht äußern. Sprecherin Christine Schöps erklärt nur: „Es ist vielfach üblich, dass die Agenturen für Arbeit bei Neuansiedlungen größerer Unternehmen in die Personal-Rekrutierungsprozesse miteinbezogen werden.“
Die Frage, ob der Arbeitsmarkt möglicherweise über gar nicht genug Ressourcen für ein großes Logistikzentrum verfügt, sagt Schöps: „Bewerberpotenzial ist hier in unserem und angrenzenden Agenturbezirken durchaus vorhanden.“
Kritik, Amazon zahle zu schlecht, tritt dessen Sprecher entgegen: In Deutschland habe man einen Lohn ab zwölf Euro brutto aufwärts pro Stunde für alle Mitarbeiter eingeführt. Nach 24 Monaten verdienten Mitarbeiter durchschnittlich rund 2750 Euro brutto pro Monat, inklusive beschränkter Mitarbeiter-Aktien von Amazon.com und weiterer Extras. Zusätzlich biete man das „Career Choice Programm“, bei dem Amazon Kosten für Aus- und Weiterbildung bis zu 95 Prozent übernehme.
Zur Zeitarbeit teilt das Unternehmen mit, man wolle ein Kernteam aufbauen, das größtenteils aus eigenen Mitarbeitern bestehe. Um schnell starten zu können, setze man auf die Unterstützung von Zeitarbeitsfirmen. Deren Kräfte verdienten aber nicht schlechter als eigene.
Viele Kräfte bräuchten keine formale Ausbildung beziehungsweise Lehre. In Erding sind laut Amazon aber auch 20 bis 25 Managementpositionen vorgesehen, darunter Standort- und Schichtleiter, IT-Kräfte und Personaler.
Noch mehr aktuelle Nachrichten aus dem Landkreis Erding finden Sie auf Merkur.de/Erding.