Familienvater sitzt mit Sohn stundenlang am Flughafen fest – und schreibt Wut-Brief an Lufthansa-Chef
Mittwoch Kabelschaden, Freitag Streik und Samstag Rekord-Ansturm: Tausende Passagiere mussten am Flughafen München lange auf ihren Flug warten. Einem Familienvater platzte der Kragen: Er will wissen, warum die Lufthansa Chaos-Tage nicht besser plant.
München – Patrick M., 47, fliegt seit mehr als 30 Jahren mit Lufthansa, war stets sehr zufrieden. Bis Samstag. „Absolutes Chaos“, erzählt er von seinen Erlebnissen am Flughafen München. Das schlechte Krisenmanagement hat ihn so geärgert, dass er Lufthansa-Chef Carsten Spohr noch am Samstag einen Wut-Brief geschrieben hat.
Die vorige Woche war für die Lufthansa kompliziert. Am Mittwoch führte ein Kabelschaden in Frankfurt zu Chaos Nummer 1: Computersysteme fielen aus, es gab Verspätungen und Ausfälle, auch in München. Am Freitag dann: Warnstreik der Gewerkschaft Verdi. Am letzten Schultag vor den Faschingsferien stellte der Flughafen den regulären Passagierbetrieb ein. Rund 90.000 Fluggästen machte der Streik einen Strich durch die Reisepläne.
Flughafen-Chaos: Rekord-Ansturm in München am Samstag
Auch Patrick M. Der Betriebswirt, der bei einer Krankenkasse arbeitet, wollte mit seinen drei Kindern am Freitag nach der Schule zu den Großeltern nach Bremen fliegen. Wegen des Streiks plante der Münchner anders: Er buchte den Flug auf Samstag, 11 Uhr, um – nur noch er und sein Zehnjähriger wollten fliegen. Doch am Flughafen München hatte sich von Freitag einiges aufgestaut. „Wir hatten am Samstag knapp über 100.000 Passagiere“, sagt Flughafen-Sprecher Robert Wilhelm. Normal seien 70.000. Er könne sich seit Beginn der Corona-Pandemie an keinen ähnlichen Ansturm erinnern.
Viele Passagiere seien von den am Freitag ausgefallenen Flügen auf den Samstag umgebucht worden. Weil am Terminal 2 gerade die Sicherheitsschleusen umgebaut würden, sei dort weniger Platz – die Menschenmengen drängeln sich dann im Terminal 2 ganz besonders. Normal seien an einem Samstag 680 Flüge. Am Samstag waren es 740. Und: Wegen der Sicherheitskonferenz, so Wilhelm, seien am Samstag zusätzlich 60 Flüge abgewickelt worden. Laut Lufthansa verursachten „überdurchschnittlich lange Wartezeiten an der Sicherheitskontrolle“ die Behinderungen. Dafür ist die Regierung von Oberbayern zuständig. Die berichtet, dass am Samstag 22.700 Gepäckstücke kontrolliert werden mussten – doppelt so viele wie im Tagesdurchschnitt der vergangenen Woche. Alle verfügbaren Kontrollstellen seien aber besetzt worden.

Familienvater sitzt mit Sohn stundenlang am Flughafen fest – und schreibt Wut-Brief an Lufthansa-Chef
Patrick M. und sein Sohn warteten trotzdem stundenlang. „Die Polizei musste absperren, die Leute haben sich fast gekloppt.“ Als klar war, dass Vater und Sohn den Flug nicht erwischen, versuchte M. umzubuchen. Im Internet ging das nicht. Am Telefon erfuhr er, dass er für die Umbuchung 400 Euro extra zahlen müsste. Weil er nicht nachgab, erreichte er doch eine kostenlose Umbuchung auf einen Flug am Nachmittag. Das Flugzeug hob dann tatsächlich mit Patrick M. und seinem Sohn an Bord ab – mit einer Stunde Verspätung.
M. ärgert sich, dass die Lufthansa ihre Kunden nicht informiert, wenn chaotische Zustände absehbar sind. „Solche Tage wie heute sind planbar und mit einem guten Krisenmanagement lösbar“, schreibt er auch an Lufthansa-Chef Spohr. „Hätten wir von dem Chaos gewusst, wäre uns eine Stornierung und Rückerstattung lieber gewesen.“ Ihm tun die Mitarbeiter leid, die den Frust der Passagiere abbekamen. Für den Lufthansa-Chef hat er einen Tipp: Es wäre hilfreich, wenn Spohr an solchen Tagen das Kundenerlebnis selbst erfahren oder sich als Mitarbeiter den Kunden vor Ort stellen würde. Eine Antwort steht noch aus.