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Nach Rekordverspätungen: S1-Ausbau Richtung Freising kommt in Sichtweite

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Von: Dirk Walter

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Pünktlicher zum Flughafen – und zurück: eine S1 bei der Ausfahrt aus dem Flughafentunnel.
Pünktlicher zum Flughafen – und zurück: eine S1 bei der Ausfahrt aus dem Flughafentunnel. Foto: Imago © Imago

Die Bahnstrecke München-Freising ist überlastet, die S1 fährt hier Rekordverspätungen ein. Auf einem Dialogforum mit der Lokalpolitik hat Bayerns Verkehrsminister nun erste Verbesserungen in Aussicht gestellt, einen Komplettausbau auf vier Gleise allerdings nicht.

München – Der Grünen-Politiker Markus Büchler hat den Beweis für den schlechten Zustand der Bahnstrecke Schwarz auf Weiß. Per Landtags-Anfrage fand er heraus, dass die S1 die meisten Verspätungen aller Linien eingefahren hat. Während die Pünktlichkeit der S-Bahn insgesamt auf 90,1 Prozent absank – schon das ein katastrophaler Wert –, waren es bei der S1 nur 87,2 Prozent, und im Juli noch einmal zehn Prozent weniger. Büchler, als Oberschleißheimer selbst regelmäßiger S1-Pendler, nennt die Werte inakzeptabel, der Ausbau ist überfällig.

Im Prinzip sieht das Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) ähnlich – auch wenn er Büchlers Wertung, die CSU sei an all dem schuld („jahrzehntelang von den Verkehrsministern der CSU in Bund und Land sträflich vernachlässigt“) sicher nicht teilt. Auf einem Dialogforum „Bahnausbau Region München“ für den Abschnitt Nordost forderte Bernreiter am Dienstag vor 50 Bahnexperten und Lokalpolitikern unter anderem mehr Tempo bei den Ausbau-Bemühungen für die Strecke München-Freising-Landshut. „Diese hochbelastete Strecke braucht dringend eine Entwicklungsperspektive.“

Vier Gleise bis Moosach für 97 Millionen - mindestens

Neu ist, dass die Planungen für eine Verbesserung jetzt sehr konkrete Formen annehmen. Denn nun liegt eine Bewertung von Gutachtern für den viergleisigen und mehrere Kilometer langen Ausbau zwischen Neulust-heim und Moosach (einschließlich Bahnhof) vor. Die S-Bahn würde dann auf eigenen Gleisen fahren, getrennt von Güter- und Regionalzügen, die sie sonst immer wieder ausbremsen. Die Gutachter empfehlen klipp und klar, den Ausbau umzusetzen. Allerdings kostet er 97 Millionen Euro, vermutlich aber weit mehr, denn der Betrag ist das Ergebnis einer Berechnung aus dem Jahr 2016.

Ebenfalls geplant ist ein viergleisiger Ausbau für den Abschnitt Neufahrn-Freising – hier liegen aber weder Kostenschätzung noch Zeitplan vor. Fest vorgesehen ist, dass die Bestands-Strecke mit zusätzlichen Weichen und Signalen ausgestattet wird – die Bahn beginnt 2024 mit der sogenannten Vorplanung. Noch in der Schwebe ist eine Machbarkeitsstudie für den Ausbau des Stücks Moosach-Neufahrn. Eine einstweilige Absage erteilten die Gutachter indes einem neuen S-Bahn-Halt Eching-Ost. Er mache erst nach einem viergleisigen Ausbau Sinn, weil sonst der jetzige Verkehr durch zusätzliche S-Bahn-Standzeiten ausgebremst würde. Ein bereits angedachter S-Bahnhof Mintraching nach der Abzweigung zum Flughafen soll hingegen weiter verfolgt werden.

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Streitfrage: Wer bezahlt‘s?

Die Gretchenfrage ist das Geld. Während Bernreiter hier pauschal auf den Bund verweist, sieht Büchler eine Mitverantwortung des Freistaats. Da es sich zumeist um Ausbauten für den Nahverkehr handele, für die der Bund nicht zuständig ist, müsse Bayern den Planungsauftrag erteilen und bezahlen. Ein Großteil der Kosten könne dann beim Bund über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz beantragt werden. „Der Bund wird hier aber nicht von sich aus tätig“, mahnt Büchler.

Der S1-Ausbau war indes beim Dialogforum nur ein Punkt unter vielen. Gutachten haben zum Beispiel gezeigt, dass auch der zweigleisige Ausbau der S2 von Markt Schwaben bis Altenerding rentabel wäre. Weitere Dialogforen für den Süden und Westen werden folgen.

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