Wann und ob das Gebäude, das wegen Statikproblemen bereits seit Oktober verriegelt ist, abgerissen wird, stünde zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest, teilte Hauptamtsleiter Francesco Catalado auf Nachfrage mit.
Die Gemeindeverwaltung habe alles in ihrer Macht stehende getan und zahlreiche Gespräche mit den Bürgermeistern aus dem Landkreis Dachau geführt, antwortete Kolbe auf einen Eil-Antrag der Grünen.
Deren Gemeinderatsfraktion hatte um eine Stellungnahme von der Gemeinde gebeten, ob eine finanzielle Unterstützung bei der Sanierung (Kosten von rund 15 Millionen Euro) und für den laufenden Betrieb (jährliches Defizit von rund einer Million) durch Dritte möglich wäre. Das Ergebnis war ernüchternd.
Keine Kommune wolle die Gemeinde finanziell bei dem Betrieb des Hallenbads unterstützen, sagte Kolbe. „Es gibt keine Investitionsförderung und auch keine Bereitschaft, Zweckverbände zu gründen.“ Auch Gespräche mit Unternehmen zwecks Sponsoring blieben erfolglos. „Ich hab’ mir den Mund g’fransert g’redt“, so Kolbe.
Vom Freistaat, Bund und Europa kommt ebenfalls keine Rettung. Es gibt zwar Fördertöpfe, doch weil der Bund die Gemeinde bereits mit 5 Millionen Euro für die Sanierung bezuschusst, scheiden die bayerischen und europäischen Förderprogramme aus, wie Kämmerer Alfred Giesinger erklärte.
Denn es bestünde das Verbot der Doppelförderung. Zuschüsse für Betriebskosten gebe es nicht. „Egal wie wir es drehen und wenden, wir werden nicht genügend Überschüsse erwirtschaften“, so Kolbe.
Bevor die Gemeinderäte das Schicksal endgültig besiegelten, meldeten sich die einzelnen Fraktionen noch zu Wort. „Mir geht’s miserabel“, sagte etwa Franz Trinkl (SPD). Seine Fraktion könne es aber nicht verantworten, das Bad weiter zu betreiben – aus finanziellen Gründen, so Trinkl, der mit den Tränen kämpfte.
Keiner von uns will die Errungenschaften aus den 70er und 80er Jahre aufgeben
Ursula Weber (CSU) sprach von einer Sitzung, die ihr sehr ans Herzen gehe – persönlich und als Rektorin der Verbandsgrundschule. „Keiner von uns will die Errungenschaften aus den 70er und 80er Jahre aufgeben. Damals konnte man sich noch ein Hallenbad, Bürgerhaus leisten. Diese Bauten seien „ein Teil unserer Identität“. Doch diese Gebäude werden jetzt sanierungsbedürftig.
Die Gemeinde brauche mehr Gewerbesteuern, betonte Weber. „Wäre das Gewerbegebiet an der Schleißheimer Straße 2010 entwickelt worden, stünden wir vielleicht heute anders da.“ Doch das Bürgerbegehren hatte den Bau damals verhindert. Weber wolle aber niemanden jetzt Schuld zuweisen.
Wir haben Vorschläge gemacht, die sind alle abgelehnt worden.
Beate Full (SPD) verwies erneut auf die SPD-Anträge auf eine Gewerbesteuererhöhung und ein interkommunales Hallenbad. „Jetzt sind wir da, wo man hingesteuert hat, entgegen unserer Stimmen.“ Auch wenn die SPD gegen den Weiterbetrieb des Hallenbads stimme, „so können wir wenigstens sagen: Wir haben Vorschläge gemacht, die sind alle abgelehnt worden“.
Wenn ich als sogenannte Armengemeinde eine gewisse Grundversorgung nicht mehr zu Verfügung stellen kann, dann frustriert das hochgradig!
Dem widersprach Bernd Wanka (CSU). „Mich stört, dass Sie Ihre Anträge als die Rettung angesehen hätten, das hätte uns überhaupt nicht gerettet.“ Ein interkommunales Hallenbad hätte die CSU nicht abgelehnt, weil sie es nicht wollten, betonte Wanka, sondern weil es nicht ginge. Die Kommunalfinanzierung ist ihm zufolge „am Ende“. „Wenn ich als sogenannte Armengemeinde eine gewisse Grundversorgung nicht mehr zu Verfügung stellen kann, dann frustriert das hochgradig.“
Karlsfeld ist immer noch eine schöne und lebenswerte Gemeinde und besteht aus mehr als dem Hallenbad!
Michael Fritsch (Grünen), bemerkte: „Es ist nicht lustig, hier zu sitzen und das vertreten zu müssen, was man überhaupt nicht zu verantworten hat.“ Die Gemeinde sollte nun in öffentliche Plätze für Jugendliche oder in Klimaschutz investieren. „Karlsfeld ist immer noch eine schöne und lebenswerte Gemeinde und besteht aus mehr als dem Hallenbad!“
Unter normalen Umständen wäre es schon ein Drahtseilakt gewesen, so ist es jetzt eine finanzielle Geisterfahrt!
Auch Anton Flügel (Freie Wähler) sei die Entscheidung nicht leicht gefallen, aber sie sei „vernünftig“. „Unter normalen geopolitischen Umständen wäre es schon ein Drahtseilakt gewesen, diese Investition für eine freiwillige Leistung zu stemmen, so ist es jetzt eine finanzielle Geisterfahrt.“
Das Bündnis für Karlsfeld bat in einem Antrag um eine Machbarkeitsstudie für einen Neubau eines reinen Schul- und Vereinsschwimmbads.
Wir wissen, dass wir vor 2030 keine Investitionen in dieser Form umsetzen werden.
Doch der Leiter der Gebäudemanagements von der Gemeinde Karlsfeld, Marco Mühlenhoff, zerschlug diese Hoffnung sogleich. „Wir wissen, dass wir vor 2030 keine Investitionen in dieser Form umsetzen werden“, so Mühlenhoff. „Wir wollen eine Perspektive aufzeigen, aber das ist jetzt verbranntes Geld.“ Der Antrag werde aber nicht vergessen, sondern soll jährlich neu betrachtet werden.
„Wir hoffen auf die Zeit, wenn bei anderen Kommunen die Einsicht wächst, dass man sich zusammenschließt und ein Schulschwimmbad baut“, sagte Beate Full zum Abschluss. „Und das kann dann gerne in Karlsfeld sein.“
Hier geht‘s zum Kommentar „Von wegen Speckgürtel!“
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