„Unverhältnismäßig“: Leinen-Pflicht für Hunde erhitzt Gemüter

Nach vermehrten Beschweren in jüngster Zeit müssen große Hunde in Unterföhring innerorts künftig an die Leine. Das gefällt nicht jedem.
Unterföhring – Eine neue Hundeverordnung erhitzt in Unterföhring die Gemüter. Große Hunde ab 50 Zentimeter Schulterhöhe müssen ab sofort im Ort an der Leine geführt werden. Das hat der Gemeinderat mit 13:10 Stimmmen entschieden.
Nach einer Reihe von Vorfällen befand es die Gemeinde an der Zeit, die seit drei Jahren geltende Hundeverordnung zu verschärfen. „Wir sehen täglich Konfrontationen mit dem Thema“, berichtete der für Hunde und gefährliche Tiere zuständige Hauptamtsleiter Felix Kinzinger. Er erwähnte Klagen von Kinderbetreuungseinrichtungen, „die bei uns auf der Matte stehen“. Demnach trudeln im Rathaus seit geraumer Zeit vermehrt Beschwerden ein. Ohne auf einen konkreten Vorgang einzugehen, sprach Kinzinger von Veränderungen im „Zusammenleben der Hundehalter und der Bürger“.
Leinen-Pflicht für Hunde in Unterföhring - Attacke in Österreich
Darüber hinaus registriert die Verwaltung einen Anstieg der „Kategorie II Hunde“, also von Rassen, die als gefährlich gelten, bis ein Gutachten die Tiere als unbedenklich ausweist. Nur Hunde der Kategorie I, wie American Staffordshire Terrier und Co. gelten von vornherein als Kampfhunde. Halter brauchen eine Genehmigung, die vielerorts nicht erteilt wird.
Das Thema ist emotional aufgeladen. Immer wieder schrecken Nachrichten von Hunde-Attacken auf. Erst kürzlich wurde eine Joggerin (60) in Österreich zerfleischt. Angehörige identifizierten sie an ihrer Kleidung. In Franken wurde eine Elfjährige von einem Kategorie II Hund verletzt.
Leinenpflicht erhitzt Gemüter: „Es passieren furchtbare Dinge - aber nicht hier“
„Ja, es passieren furchtbare Dinge“, konstatierte Claudia Leitner (CSU): „Aber bisher nicht in Unterföhring!“ Sie äußerte Verständnis dafür, dass die Gemeinde Hunde von Spielplätzen fernhalten will. Schwierigkeiten gingen aber nur von einem prozentual kleinen Teil der Hunde aus: „Es gibt überall schwarze Schafe.“ 98,5 Prozent der Halter würden sich vorbildlich verhalten, ergänzte Sabine Fister (SPD).
Gegner der Verordnung scheinen grundsätzlich überzeugt zu sein, dass etwaige Vorfälle allein auf den Halter zurückzuführen seien: „Ein guter Hundebesitzer weiß, wann er seinen Hund an die Leine nehmen muss“, sagte Udo Guist (PWU). Halter von Problemhunden sollte man zu Schulungen verpflichten, befand Leitner, die vehement auf den Tierschutz verwies. Die Leinen-Pflicht der Gemeinde nannte sie „unverhältnismäßig“. Hunden würde die Gelegenheit zu Sozialkontakten genommen, somit auch die Chance, Befindlichkeiten friedvoll untereinander zu regeln. Mentale Schäden könnten die Folge sein.
Leinenpflicht für Hunde in Unterföhring: Bei Verstößen drohen Geldbußen bis 1000 Euro
Schon im August dieses Jahres rief die Gemeinde Hundehalter nach einer Reihe von Beschwerden zu mehr Rücksicht auf („Im Zweifel: Hunde an die Leine!“). Die neue „Verordnung über das freie Umherlaufen von Kampfhunden“ ergänzt das Regelwerk um den Begriff der „großen Hunde“. Hunde ab 50 Zentimeter Schulterhöhe sollen innerorts angeleint werden. Dazu gehören Schäferhunde, Boxer und Doggen. Die Leine muss reißfest und nicht länger als zwei Meter sein. Dem Bewegungsdrang der Tiere würde auf Feldwegen Rechnung getragen. Bei Verstößen drohen Geldbußen bis 1000 Euro. Über die Leinenpflicht will man Kinder, Behinderte und Senioren schützen. Personen, die sich in „Begegnungssituationen“ nicht so gut wehren könnten. Hauptamtsleiter Kinzinger weiß von Vorfällen, da große, nicht angeleinte Hunde bei Kindern und Begleitpersonen Angstzustände ausgelöst, Halter wiederum mit Unverständnis auf Ängste reagiert hätten. Die Polizei steht hinter der Verordnung.
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