Historische Dürre am Gardasee, Niedrigwasser am Rhein – Experte erklärt jetzt, wie es um die Isar steht

Die Isar ist in vieler Hinsicht bedeutend. Vergangenes Jahr gab es jedoch Sorge um den sinkenden Pegel des Flusses. Doch wie sieht die Lage aktuell aus?
München – Starkregen, lang anhaltende Trockenperioden, Hitze oder Schneestürme: Die Folgen des Klimawandels machen sich mit den Jahren immer häufiger bemerkbar. Etwa extreme Wettereignissen treten jetzt regelmäßiger auf, als man es von früher gewöhnt war. Auch in mitteleuropäischen Gebieten ist der Klimawandel längst angekommen, von den Auswirkungen sind nicht nur Menschen, sondern auch Flora und Fauna betroffen: Der größte See Italiens etwa, der Gardasee, litt bereits im vergangenen Sommer unter starker Dürre.
Auch in Deutschland ist starke Trockenheit immer wieder ein Problem. So leidet der Rhein aktuell ebenso unter Niedrigwasser. In München und der Region ist dank der Nähe zu den Alpen erfahrungsgemäß mehr Niederschlag als anderswo zu verzeichnen. Doch ist deshalb der Zustand der heimischen Gewässer, wie der Isar, stets in Ordnung? Experten können Entwarnung geben – erklären gegenüber IPPEN.MEDIA dennoch den Ernst der Lage.
Dürre, Hitze, wenig Regen: Gewässern fehlt es an Wasser – ist auch die Isar in München betroffen?
„Wenn die Isar bei München trocken fallen würde, hätte das schwerwiegende Folgen für die Gewässerlebewesen und die Tiere, die davon abhängen“, sagt Michael Schödl vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) gegenüber tz.de von IPPEN.MEDIA.
Vorerst gibt es für die Münchner jedoch Entwarnung. „Aktuell herrscht an der Isar im Zuständigkeitsbereich der Wasserwirtschaftsämter (WWA) München und Weilheim keine kritische Niedrigwassersituation“, sagte Karlheinz Daamen von der Wasserwirtschaft Weilheim zu tz.de von IPPEN.MEDIA. „Am Pegel München/Isar herrschen aktuell jahreszeitübliche Verhältnisse, ein Wasserstand von 84 cm ist nicht alarmierend“, so Weilheim. Noch vergangenes Jahr waren Fachleute besorgt um den Zustand der Isar. Angesichts der anhaltenden Trockenheit und Hitze musste das Wasserwirtschaftsamt den Durchlauf in die Isar drosseln. Der Pegel des Sylvensteinspeichers sank damals täglich.
Naturschützer sehen bei Wasserspeicher für Isar-Fluss Eingriff in die Natur
Das WWA betreibt für den Fall von Niedrigwasser den Sylvenstein-Stausee, um die Isar zu versorgen. Für die Niedrigwasseraufhöhung stünde bei Erreichen des Winterstauziels ein Volumen von 35,5 Mio. m³ und bei Sommerstau ein Volumen von 28 Mio. m³ Wasser zur Verfügung. Zurzeit sei wegen Schneeschmelze keine Stützung des Isarabflusses erforderlich und der Speicher befindet sich noch im Winterstau, so Daamen. Sollte eine Aufhöhung notwendig sein, stünde momentan das vollständige Niedrigwasservolumen von 35,5 Mio. m³ bereit. Aufgrund der geringen Schneemengen in den Bergen könne sich die Situation in den kommenden Monaten allerdings ändern, erklärte Daamen weiter.
Aus Sicht von Schödl ist der Speicher ein problematischer Eingriff in die Natur. „Wo jetzt der Stausee ist, war früher Wildfluss. Da sind jetzt 5 km überstaut und Lebensraum verloren gegangen“, so Schödl zur tz. Zudem werde durch den Sylvensteinspeichers das Gestein-Geschiebe zurückgehalten. „Das wäre das essenzielle Material, mit dem der Fluss seinen Raum gestaltet: darauf leben dann spezialisierte Tiere und Pflanzen, die das Entstehen und Vergehen solcher Flächen aushalten bzw. brauchen.“
Abermals wird deutlich, was für eine große Bedeutung die Isar hat – sowohl für Flora und Fauna, als auch für die Menschen. Denn die Isar ist auch ein beliebter Freizeitort. Es bleibt zu hoffen, dass die Isar weiterhin unbedroht bleibt.