Rund 250 Mitarbeiter hat das Unternehmen derzeit. 500 sollen es am neuen Standort sein. Und der könnte auf der Finckwiese in Haar liegen. Denn der Gemeinderat hat jetzt mit 22 gegen sechs Stimmen von SPD und Grünen dafür gestimmt, Isar Aerospace Bereitschaft für eine Ansiedlung zu signalisieren.
Was aber nicht bedeutet, dass das Start Up tatsächlich nach Haar kommt. Denn mit der Gemeinde Taufkirchen gibt es zumindest einen ernsthaften Mitbewerber. Der wohl sogar bereit wäre, dem Unternehmen bei der Gewerbesteuer entgegen zu kommen. Wobei genau diese Steuer einem Teil der Haarer Gemeinderäte Kopfzerbrechen bereitete. Denn derzeit schreibt die Firma rote Zahlen. Für ein Start Up nicht ungewöhnlich. Doch für die Gemeinde bedeutet dies, dass zunächst keine Gewerbesteuer, die nach dem Wegzug des größten Gewerbesteuerzahlres, des Pharmaunternehmens MSD,fließen würde. Das Loch im Haushalt würde also bestehen bleiben.
Für Bürgermeister Andreas Bukowski und die CSU-Fraktion im Gemeinderat ist das kein Problem. Sie setzen darauf, dass sich das Unternehmen positiv entwickeln wird und die Gewerbesteuereinnahmen in einigen Jahren oder Jahrzehnten umso üppiger fließen werden. Außerdem sehen sie eine weitere Chance für Haar: Durch Isar Aerospace könnten langfristig auch weitere Technologieunternehmen nach Haar gelockt werden.
SPD und Grüne sehen die Ansiedlung nicht uneingeschränkt positiv. Insgesamt sei es eine „sehr schwere Entscheidung, die wir treffen mussten“, erklärt die SPD Haar. Es handele sich um ein Start-up Unternehmen, so dass die Entwicklung von vielen Faktoren abhängig sei. Das Unternehmen könne sich eigenständig gut entwickeln, könne bei positiver Entwicklung von Investoren aufgekauft werden oder auch komplett scheitern. Die geplante Bebauung auf dem Grundstück sei sehr massiv. Es sollten unter anderem Produktionshallen in Höhe von 17 bis 24 Metern entstehen. Die Firma habe aber glaubhaft versichert, dass ein großer Wert auf die architektonische Gestaltung gelegt wird. „Offen ist auch, ob und ab wann Gewerbesteuer an die Gemeinde fließen wird. Aktuell schreibt das Unternehmen hohe Verluste – völlig normal für ein Unternehmen in der aktuellen Entwicklungsstufe“, so die Sozialdemokraten. Bei dieser schwierigen Ausgangssituation verwundere es nicht, dass auch nicht alle Gemeinderäte der SPD zum selben Ergebnis in ihrer Abwägung gekommen seien.
Bei ISAR Aerospace handle es sich um ein seriöses Unternehmen mit hohem Wachstumspotential, erklären die Haarer Grünen. Andererseits sei noch völlig offen, ob und wann dieses Gewerbesteuer in Haar zahlen werde. In den nächsten zehn bis 15 Jahren erscheine angesichts der bisher bekannten Zahlen und der dargestellten Geschäftsentwicklung im Erfolgsfall ein nennenswerten Beitrag zum Gewerbesteueraufkommen in der Gemeinde ausgeschlossen oder wenigstens sehr unwahrscheinlich. „Damit erfüllt diese Bebauung auf dem nach Aussagen des Bürgermeisters am schnellsten zu bebauenden Grundstück nicht die Anforderung, die gemeindliche Einnahmesituation zeitnah zu verbessern“, erklären die Grünen. Auch sei die große städtebauliche Herausforderung durch die mit diesem Projekt verbundene massive Bebauung beschrieben. Es werde sich allein bei dem Fabrikationsgebäude um ein Bauvolumen vergleichbar mit zirka fünf Hauseingängen am Jagdfeldring handeln, zudem müssten Konzepte für den zu erwartenden zusätzlichen Verkehr ausgearbeitet werden.
Ratsmitglied Peter Siemsen (FDP) sieht seine Gemeinde klar im Rennen um das innovative Raumfahrtunternehmen. „Mit diesem Grundsatzbeschluss haben wir ein deutliches Willkommenssignal gesendet und eine Zukunftschance für Haar gewahrt“, kommentierte er das Abstimmungsergebnis. Isar Aerospace setze mit seinen speziellen Trägerraketen für einen kostengünstigen und schnellen Satellitentransport auf ein zukunfts- und wettbewerbsfähiges Produktportfolio und würde bei einer Ansiedlung hochattraktive, innovative Arbeitsplätze nach Haar bringen. Seine hohe Eigenleistungstiefe mache das Unternehmen robust gegenüber globalen Volatilitäten, so der FDP-Politiker. Ein Start-up mit dem Potenzial, die europäische Raumfahrt international wettbewerbsfähig zu machen, komme nicht alle Tage in Haar vorbei.
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