Dabei habe zu Beginn der Debatte um die „Flächennutzungsplanänderung der Finckwiese zur Ansiedlung der Firma Isar Aerospace“ Bürgermeister Andreas Bukowski an die Gemeinderatsmitglieder appelliert: „Wenn wir heute ablehnen, dann verpassen wir eine Chance und haben letztlich gar nichts, denn die Anfragen von großen Unternehmen, die uns in Haar etwas bringen, waren in der Vergangenheit doch sehr überschaubar“. Schon im Vorfeld der Abstimmung seien im Bauausschuss bereits Argumente für und gegen die Firmenansiedlung ausgetauscht worden. Dabei hätten die Gegner Bedenken bezüglich der Ortsbildentwicklung, der teilweisen Rodung des Bannwalds und der potenziellen Verkehrsbelastung auf der B304 durch die Ansiedlung eines Produktionsbetriebs geäußert, ohne sich dabei den Argumenten für eine Ansiedlung von Isar Aerospace zugänglich zu zeigen, kritisiert die CSU.
Dabei würden die Argumente für eine Ansiedlung von Isar Aerospace auf der Finckwiese in Haar auf der Hand liegen. „Isar Aerospace ist ein junges, deutsches Unternehmen zur Herstellung kleiner Trägerraketen für Weltraummissionen – und die Weltraumbranche wächst massiv. Die Ansiedlung eines derart zukunftsträchtigen Unternehmens in Haar wäre eine Chance für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung Haars gewesen. 500 bis 600 hochqualifizierte Arbeits- und Ausbildungsplätze hätten in Haar entstehen sollen“, erklären die Christsozialen. Laut Angaben des Unternehmens seien die Auftragsbücher voll, was zu dringend benötigten Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinde aller Voraussicht nach ab dem Jahr 2028 geführt hätte. Der Image-Gewinn als High-Tech-Standort wäre für die Gemeinde nach Ansicht der CSU ebenfalls nicht zu vernachlässigen, „ganz zu schweigen vom Potenzial, weitere Zulieferunternehmen anzuziehen, die zur wirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinde beigetragen hätten“. Die Firma Blackwave, die bereits einen gemeinsamen Standort mit Isar Aerospace suche, sei das beste Beispiel.
Neben diesen Argumenten habe selbst ein Kompromissvorschlag von Bürgermeister Bukowski, der zur Vermeidung der teilweisen Bannwaldrodung geführt hätte, die Meinung der Gegner nicht umstimmen können. Dafür hätte die Gemeinde auf die Ansiedlung der Firma Blackwave verzichten müssen. „Die Ablehnung des Antrags zur Ansiedlung von Isar Aerospace ist angesichts des Mangels an Alternativen umso weniger nachvollziehbar“, erklärt die CSU Haar. Mit dem Wegzug der Unternehmenszentrale von MSD aus Haar und den damit versiegenden Gewerbesteuereinnahmen sei die Haushaltslage der Gemeinde höchst angespannt. Die Ansiedlung neuer, gewerbesteuerträchtiger Unternehmen sei daher von großer Dringlichkeit, doch es mangele an Interessenten.
Vor diesem Hintergrund würden die Argumente der SPD-Fraktion fast absurd erscheinen: Die gewerbliche Nutzung der Finckwiese „schlummere“ bereits seit langem und man habe keine Eile, dies zu ändern, so SPD-Fraktionsvorsitzender Peter Paul Gantzer. Eine Änderung des Flächennutzungsplanes brächte außerdem nur dem Eigentümer der Finckwiese, dem Gewerbeimmobilienentwickler DIBAG, „Spekulationsgewinne“ ein. Diese Haltung lasse darauf schließen, dass die SPD grundsätzlich einer Gewerbeansiedlung auf der Finckwiese entgegenstehe und dies angesichts der dringend benötigten Gewerbesteuereinnahmen. Ferner habe die Gemeinde keinen Auftrag, Arbeitsplätze zu schaffen, so Gantzer weiter.
Die Plädoyers der CSU-Fraktionsmitglieder hätten an dieser Haltung bis zuletzt nichts ändern können. So entgegnete der CSU-Fraktionsvorsitzende Dietrich Keymer: „Wenn wir diese Gelegenheit ablehnen, sitzen wir auf einem sehr hohen Ross“, was sich die Gemeinde nicht leisten könne, zumal mehrere Nachbar-Gemeinden aktiv um die Ansiedlung von Isar Aerospace buhlen würden. Thomas Reichel (CSU) gab zu bedenken, wer nicht für die Ansiedlung von Unternehmen und damit für Gewerbesteuereinnahmen sorge, der könne auch nicht „aus dem Vollen bei den Ausgaben schöpfen“. Dies führe zu einer „Abwärtsspirale“ für den Wohlstand der Gemeinde, so Fraktionskollege Hannes Geiger. Stefan Dümig fasste zusammen: „Es braucht heute Mut, Courage und Verantwortung. Eine Ablehnung wäre ein Nein für die Zukunft der Gemeinde“.
Doch SPD und Grüne blieben geschlossen bei ihrer Haltung. „Wir hoffen, dass jemand besseres kommt“, so Mike Seckinger (Grüne). Diese Hoffnung sei jedoch angesichts der sich verschärfenden wirtschaftlichen Gesamtlage und dem faktischen Mangel an alternativen Interessenten weitestgehend unberechtigt. Die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde bleibe folglich höchst ungewiss, kritisiert die CSU.