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Eine große, weiterwachsende Vereinsfamilie   

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Das Stadion des  Eis- und Rollsportclubs Ottobrunn (ERSCO)  kann auch im Sommer genutzt werden, zum Beispiel um Inlinehockey zu spielen.
Das Stadion des Eis- und Rollsportclubs Ottobrunn (ERSCO) kann auch im Sommer genutzt werden, zum Beispiel um Inlinehockey zu spielen. © oh

Ein Treffen mit dem zweiten Vorstand des ERSCO, Michael Guggenhuber, der auf die fünfzigjährige Vereinsgeschichte zurückblickt und auch in Zukunft noch viel Herzblut in den Verein stecken wird.   

Die besondere familiäre Struktur, das sei es, so Michael Guggenhuber, zweiter Vorstand, was den Verein ausmache. Im übertragenen Sinne, denn die Mitglieder fühlen sich gemeinschaftlich verbunden, aber auch im buchstäblichen Sinne. Da die Kinder vieler ehemals aktiver Eltern auch in den Verein eintreten und so diesen über Generationen hinweg immer wieder neu beleben. Besonders bei Randsportarten wie Eishockey oder Eiskunstlauf ist dieser Zugang sehr häufig und wertvoll. Die Kinder würden dann noch ein paar ihrer Freunde zum Training mitbringen und so wachse die Vereinsfamilie. Denn ohne den Zusammenhalt seiner Mitglieder kann kein Verein auf Dauer bestehen. Michael Guggenhuber ist stolz darauf, dass dieser Zusammenhalt den Club nun schon so viele Jahre trägt.

Am Samstag, 23. Juli, feiert der Eis- und Rollsportclub Ottobrunn sein Fünfzigjähriges mit einer Jubiläumsfeier im Eisstadion. Gleichzeitig markiert dieser Termin den 45. Jahrestag der Grundsteinlegung für das Stadion. Es wird ein großes Open-Air-Fest mit Partyband, Sport und Spaß für Jung und Alt, aber auch einem offizielleren Teil, geben. Bisher habe noch kein Fest dieser Art direkt auf dem Feld des Stadions stattgefunden, erklärt der zweite Vorstand.

Das Münchner Olympiajahr 1972 markiert auch für Otto­brunn ein wichtiges sportliches Datum: Am 7. März vor 50 Jahren fand die Gründungsversammlung des Eis- und Rollsportclubs Ottobrunn (ERSCO) statt. 41 Gründungsmitglieder waren damals mit dabei und wählten Ernst Vesely zu ihrem ersten Vorstand. Dieser hatte bereits im Vorfeld für eine Zusage der Gemeinde gesorgt, am Haidgraben eine Kunsteisbahn zu errichten. Sie dient dem Verein auch heute noch als Trainings- und Wettkampfort.

Was diese leidenschaftlichen Eissportfans damals aus eigenen Kräften in die Wege geleitet haben, sei wirklich bemerkenswert, meint auch Michael Guggenhuber.

Nach der Gründung zog es sich ein paar Jahre hin, doch 1978 konnte das Eisstadion feierlich eingeweiht werden. Besonders der Breitensport lag dem ERSCO von Anfang an am Herzen. Bereits acht Jahre nach der Gründung zählte der Verein 600 Mitglieder. Doch auch im internationalen Spitzensport konnte immer mal wieder mitgemischt werden. Ebenfalls 1980 nahm die Eisschnellläuferin Sigrid Smuda an den Olympischen Winterspielen in Lake Placid teil. In den 1990er- Jahren konnte das Eistanzpaar Sandra und Markus Blume, heute bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, an der Junioren-WM in Colorado Springs teilnehmen. Mit Felix Motschmann hat der ERSCO einen mehrmaligen deutschen Jugendmeister im Eisschnelllauf ausgebildet. Mittlerweile ist der 18-jährige beim DEC Inzell und arbeitet an seiner Profikarriere.

Die drei Hauptsparten des ERSCO sind Eishockey, Eiskunstlauf und Eisschnelllauf. Im Sommer wird zudem Inlinehockey gespielt. Die erste Mannschaft der Eishockeyherren konnte sogar Anfang März den Aufstieg in die Landesliga feiern. Im Halbfinale der Aufstiegsrunde gewann das Team von Coach Petr Vorisek die Serie gegen den ERC Regen und machte damit den Aufstieg klar. Das Finale um die Bezirksligameisterschaft verlor Ottobrunn dann zwar gegen Sonthofen, aber trotzdem kann die Mannschaft auf eine sehr starke Saison zurückblicken. Im Eiskunstlauf sind zwei Läuferinnen des ERSCO derzeit im bayerischen Auswahlkader vertreten. Aktuell hat der ERSCO zirka 700 Mitglieder, davon 500 aktive.

Michael Guggenhuber selbst spielt Eishockey und ist seit 38 Jahren Mitglied. Seit 2019 engagiert er sich in der Vorstandschaft des ERSCO leidenschaftlich für die Belange des Eissports. Während der Corona-Pandemie, als ein Sportplatz lediglich von zwei Personen gleichzeitig genutzt werden durfte, entwickelte er ein Trainingskonzept, um mehr Sportlern die Teilnahme am Training zu ermöglichen. Er unterteilte das Eisfeld in mehrere kleine Bereiche, in denen jeweils zu zweit gespielt werden konnte. Vor allem sei es ihm da, wie er berichtet, um Kinder und Jugendliche gegangen. Sie sollten einfach die Möglichkeit haben, sich zumindest ein bisschen zu bewegen. Dieses Konzept wurde im Anschluss auch von anderen Sportarten übernommen und erregte bundesweit Aufsehen. Oft war es in dieser Zeit der Kreativität und dem Einsatz Einzelner zu verdanken, dass nicht alles stillstand.

Jetzt, da Vereinssport wieder nahezu uneingeschränkt stattfinden darf, ist der ERSCO allerdings voll ausgelastet. Er bewegt sich sogar an der Kapazitätsgrenze, in einzelnen Bereichen musste ein Aufnahmestopp für neue Mitglieder durchgesetzt werden. Das Hauptproblem sei laut Michael Guggenhuber, dass es nicht genügend Eiszeit für die Trainings der zahlreichen Mannschaften und Eislaufgruppen gebe. Man stemme ja auch noch die Schulkurse und den öffentlichen Eislauf, und man habe eben nur die eine Eisfläche. Daher würde er sich wünschen, dass in der Umgebung um München mehr Eisflächen errichtet werden. Dabei gehe es nicht nur um Ottobrunn, denn der Eissport funktioniere in Bayern nur überregional. Es hat nicht – wie beim Fußball – jedes Dorf einen eigenen Verein mit Platz. Ein Eissportclub hat ein großes Einzugsgebiet. Zudem wächst die Bevölkerung besonders in der Umgebung Münchens stark an. Dieser

Situation müsse man gemeinsam gerecht werden. Für die Eishockeymannschaften sei es ganz normal, sich Eisplätze zu mieten, um beispielsweise schon früher im Herbst mit der Vorbereitung anfangen zu können.

Für den Sommer hat das Otto­brunner Eisstadion einen neuen Multifunktionsboden bekommen, den die Gemeinde, der das Stadion auch gehört, bezahlt hat. Auf diesem ist nun auch bei Regen ein sicheres Training möglich. Der neue Boden ist deutlich weniger rutschig als der betonierte Untergrund. Es lässt sich darauf sehr gut Inlinehockey spielen, aber auch andere wie die örtliche Tanzgruppe können darauf trainieren. Für die Unterstützung seitens der Gemeinde ist der Verein sehr dankbar.

Auch Michael Guggenhubers vier Kinder sind beim ERSCO aktiv. Für diese und für alle anderen Mitglieder der Vereinsfamilie möchte er sich auch weiterhin einsetzen. Denn: Einige haben es während der Pandemie sehr deutlich gemerkt, wie viel Halt Sportvereine geben können.

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