1. tz
  2. München
  3. Region
  4. Hallo München

Empfang und Auftakt zum 950-jährigen Jubiläumsjahr Haars  

Erstellt:

Von: Roland Friedl

Kommentare

Haarer Bügersaal mit Gästen beim Jubiläumsempfang.
Beim Haarer Jubiläumsempfang erzählte Bürgermeister Andreas Bukowksi Anekdoten aus der Haarer Geschichte. © rf

In seiner 950-jährigen Geschichte war Haar lange der Weiler Harde, im Besitz eines Klosters. Erst im 20. Jahrhundert wird daraus die Gemeinde Haar, die dann aber stark wächst.

Haar – Einst lebte im Haarer Setzerhof ein Totengräber. Dieser soll, nachdem er die Särge auf dem Friedhof der gegenüberliegenden Nikolauskirche wieder ausgebuddelt hatte, deren nur teilweise verrottetes Holz zum Heizen des Setzerhofes verwendet haben. Recycelt hat er das Holz also. War Haar etwa schon damals eine Circular City, avant la lettre, im kleinen Maßstab, ein ewiger Kreislauf zwischen Nikolauskirche und Setzerhof?

Bügermeister Andreas Bukowksi erzählt diese Haarer G‘schicht zu Beginn des Festempfangs zum 950-jährigen Jubiläum der Gemeinde, lässt die Festgäste darüber abstimmen, ob diese wahr oder falsch ist und verkündet dann, es habe tatsächlich so stattgefunden. Es wird ein lockerer Abend im Haarer Bürgersaal, mit mehreren anekdotischen Einlagen wie dieser, mit Interaktion zwischen der Bühne und den Gästen. Anwesend sind fast 300 Haarer Bürgerinnen und Bürger, Vertreter der Institutionen und Vereine in Haar, aber auch die Bürgermeister der Nachbarorte, Landrat Christoph Göbel und Bezirkstagspräsident Josef Mederer.

Zum ersten Mal wurde Haar im Jahr 1073 erwähnt, als eine Urkunde die Schenkung des Weilers Harde an das Kloster Rott am Inn bestätigte. Harde soll seinen Namen von Dietmar de Harde bekommen haben. Dessen animierte Stimme berichtet den Gästen des Haarer Jubiläumsempfangs höchstselbst von dieser Zeit, als Haar/Harde einen Ansammlung weniger Gehöfte war.

Danach war der Ort 800 Jahre im Besitz des Klosters. Aus dieser Zeit erfahren wir beim Empfang nicht viel, bloß, dass Mozart im Jahr 1780 auf der Salzstraße – den Hintern in den Lüften haltend – durch den Streckenposten Haar rumpelte, auf dem Weg zur Probe seiner Oper Idomeneo nach München. Mozarts Beschwerde über den Zustand der Wege in Haar ist in einem Brief an seinen Vater überliefert.

Knapp 90 Jahre später, 1871, bekam Haar eine eigene Eisenbahnstation auf der Strecke München-Rosenheim. Noch 1872 bestand der Ortsteil Haar lediglich aus drei Häusern, Salmdorf beispielsweise konnte 13 Häuser aufweisen. Deshalb fasste man das Gebiet auch unter Salmdorf zusammen, noch nicht unter Haar. Erst mit der Bahn und vor allem 1905 mit der Eröffnung der „Kreisirrenanstalt Haar“, wie sie damals hieß, wuchs Haar.

Beim anschließenden Politiktalk mit Bukowski, Mederer, Göbel und Altbürgermeister Helmut Dworzak, der auf den Film zur Geschichte Haars folgte, betonte Bezirkstagspräsident Josef Mederer die Wichtigkeit Haars als Klinikstandort und die Wichtigkeit der Zusammenarbeit Haars mit dem Bezirk Oberbayern. Das kbo Isar-Amper-Klinikum helfe aktuell 40000 Menschen und schaffe viele Arbeitsplätze. Er blendete allerdings auch nicht die unrühmliche Seite des Klinikums aus. Mit weiteren Bänden zu den Euthanasiemorden während des Nationalsozialismus im Zusammenhang mit dem Klinikum wolle man den Menschen Gesicht und Namen geben.

Landrat Christoph Göbel bezeichnete Haar im Politiktalk als Kind seiner Zeit, an dessen Geschichte sich die allgemeinen Entwicklungen ablesen ließen. Beispielsweise der starke Bevölkerungswachstum und die Wohnungsnot nach dem zweiten Weltkrieg. Mit dem Bau der Hochhäuser im Jagdfeld in den 1970er Jahren wuchs die Bevölkerung Haars um 60 Prozent.

1924 wurde die Gemeinde Salmdorf in Gemeinde Haar umbenannt. Mit Blick auf die 950-jährige Geschichte ist das also noch nicht lang her. Doch für die Zukunft möchte Haar versuchen, Stadt zu werden, wie Bürgermeister Andreas Bukowski angab. Haar habe es sich als Klinikstandort und Mobilitätsdrehscheibe verdient, Haar sei stadtklar.

Dazu passt natürlich auch die Vision Haars, eine Circular City zu sein. Nicht nur als Anekdote aus der Vergangenheit, sondern mit Projekten für die Zukunft, wie dem geplanten Neubau des Jugendzentrums Dino im Sinne der Kreislaufwirtschaft.

Weitere Nachrichten aus der Region finden Sie in unserer Übersicht.

Auch interessant

Kommentare