Florian Fritz lebt seit 1994 an diesem Ort. Er bezeichnet sich selbst als „neuzugewanderten Alteingesessenen“. Insofern fällt sein Blick sowohl auf diejenigen, denen die Dorfgemeinschaft fremd ist als auch auf diejenigen, die in ihr schon lange verwurzelt sind. Die Rolle des leicht distanzierten Beobachters ist seinen Gedichten anzumerken. Schon früh fand Fritz Spaß am Dichten und Fotografieren.
Er hat unter anderem einen Reiseführer zur Vulkaninsel La Réunion und eine Sammlung mit persönlichen Gedichten mit dem Titel „#lebenswert1“ im Selbstverlag (edition flofritz bei books on demand) veröffentlicht. Auf seiner Internetseite www.flofritz.de lassen sich zahlreiche Bilder von seinen Reisen durch die ganze Welt bestaunen.
In der Corona-Zeit kam ihm die Idee, doch auch mal regionale Gedichte über seine Heimat zu schreiben. Fotos hatte er in Aying sowieso schon sehr viele gemacht. Durch den regionalen Bezug hoffte er, mit Gedichten, die ja leider oft kaum gelesen werden, einige Leute anzusprechen.
Zudem wollte er hinter die Kulissen eines Dorfes schauen, welches wie Aying doch oft durch Zuschreibungen von außen geprägt wird. Denn es gebe nicht nur die Marke Aying, das sympathische Postkartenidyll mit seinem Bier, erläutert Fritz. Eines seiner wichtigsten Gedichte sei beispielsweise „Aying ist bunt“. Hier geht es nicht um Biergarten und Tracht, sondern um die Flüchtlingsunterkunft, die im Ort errichtet wurde. Florian Fritz spart die diesbezüglichen Bedenken einiger Bewohner nicht aus, vertritt jedoch klar seine Meinung, dass die Menschen in der Unterkunft eine Bereicherung für das Ayinger Dorfleben sind. Er macht deutlich, dass alle im Ort „das Band gemeinsam binden“ müssen.
Daher möchte Fritz mit seinen Gedichten raus zu den Menschen. Er möchte nicht bloß für die happy few, für eine Blase schreiben. Er hat schon einige Ideen, wo man beispielsweise Lesungen und Wanderungen veranstalten könnte – eben an den Orten wie der Ortsmitte oder der Graf Aygo Höhe, von denen die Gedichte auch sprechen. Zudem plant er weitere künstlerische Aktionen. In der weltberühmten Ayinger Kurve an der Ecke Peißer Straße/ Münchner Straße könne eine Tafel mit dem von ihr inspirierten Gedicht „Die Kurve“ aufgestellt werden. Allerdings müsse die Tafel so platziert werden, dass sie „am Wochenende/ [im] Hochfrequenzverkehrsgelände“ nicht von einem Raser umgefahren wird. Es geht darum, die Kunst im Raum zu verankern.
Fritz versteht sein Buch als Beitrag zur Alltagskultur. Innerhalb einer vorgegebenen Form kann kreativ mit der Sprache und den Bildern gespielt werden. „In den Gedichten muss das Versmaß stimmen“, betont Florian Fritz. Dann können die einzelnen Bestandteile, wie bei einem Puzzle, zusammengesetzt werden. Sowohl die einzelnen Sprachbestandteile kunstvoll miteinander verbinden als auch die Fotografien, aus denen er gerne Collagen macht, ergänzend hinzufügen, dabei jedoch immer verständlich bleiben.
Der Leser merkt, dass Florian Fritz Spaß daran hatte. Fast programmatisch wird das im Gedicht „Spielplatz“ vorgeführt, wenn der Text selbst durch Variationen im Satzbau zum Kinderspiel wird. Doch ebenso wissen die Gedichte, wann sie besser schweigen sollten. Im darauffolgenden Gedicht „sprengt [der Himmel über Aying] die Kraft der Worte“. Da kann der Beobachter bloß staunen. Manche Gedichte sind im bayerischen Dialekt verfasst worden, so zum Beispiel jenes über die Ayinger „Feierwehr“.
Die „Ayinger Farbtupfer“ sind im Buchhandel sowie online unter www.bod.de erhältlich, können aber auch per Mail an kontakt@flofritz.de erworben werden. Das Buch kostet 17,99 Euro. Florian Fritz schreibt seine Gedichte schnell. Vielleicht möchte er bald ein weiteres Buch über seine Heimatregion herausbringen. Insgesamt hat Aying 15 Ortsteile, da gebe es noch einiges zu entdecken. Es werden zwar keine Hochhäuser gebaut, doch die Ayinger Architektur wird von etwas anderem geprägt: Fritz nennt das augenzwinkernd-liebevoll „Das Stadl-Stall-Syndrom“.
Roland Friedl
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