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Auch ohne Interessenten: Plan für Gewerbegebiet bleibt

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Im Gemeinderat ging es um den vorderen Teil der Finckwiese zur Wasserburger Straße.
Im Gemeinderat ging es um den vorderen Teil der Finckwiese zur Wasserburger Straße. © Roland Friedl

Haarer Finckwiese an Wasserburger Straße soll weiterhin mit Gewerbe bebaut werden - trotz Absage von Isar Aerospace.

Haar – Mit am wichtigsten für die Gewerbeentwicklung sei der „Faktor Zeit“. So argumentiert die Haarer Gemeindeverwaltung in ihrer Beschlussvorlage zur jüngsten Gemeinderatssitzung. Sie möchte das Verfahren, die acht Hektar große Fläche im vorderen Teil der Finckwiese als Gewerbegebiet auszuweisen, aufrechterhalten. Unternehmen wollten nicht warten, bis sie an einem Standort bauen dürfen, in maximal drei Jahren wollten sie die Bebauung umsetzen. Und wenn die Gemeinde nicht vorankommt, die Finckwiese als Gewerbefläche auszuweisen, dann sei in drei Jahren keine Ansiedlung zu stemmen.

Es gelte nun, Tempo zu machen. Denn auch die Gemeinde könne bei der Ansiedlung von Unternehmen nicht viel länger warten. Sie brauche dringend Einnahmen aus der Gewerbesteuer für die Gemeindekassen.

Trotz Absage Änderung des Flächennutzungsplans

Im Sommer 2022 hatte der Gemeinderat beschlossen, die nötigen Voraussetzungen für eine Ansiedlung von Isar Aerospace auf der Finckwiese zu schaffen. Deshalb wurde der Flächennutzungsplan der Grundstücke dahingehend geändert. Mittlerweile hat sich die Hoffnung auf eine Ansiedlung des Unternehmens allerdings zerschlagen.

Trotzdem möchte die Gemeinde nun die Änderung des Flächennutzungsplans, die damals nur an Isar Aerospace gekoppelt war, aufrechterhalten. Auch wenn derzeit kein Unternehmen in Sicht ist, welches konkret Interesse an dem Standort zeigt.

SPD und Grüne kritisieren vorschnellen Beschluss

Für Thomas Fäth, Fraktionsvorsitzender der SPD im Gemeinderat, kommt dieser Beschluss zu schnell. Er merkte an, dass erst weitere Absprachen, auch mit möglichen Interessenten, nötig seien, bevor der Flächennutzungsplan zum Gewerbegebiet geändert werden könne. Ansonsten gehe die Gemeinde „den dritten Schritt vor dem ersten“.

Auch die Grünen mahnten zu mehr Sorgfalt bei der Planung. Der Fraktionsvorsitzende Mike Seckinger warnte vor „einem unkoordinierten Verwerten von Grundstücken, nur wegen der Gewerbesteuer“. Zuvor hatte der Ortsvorsitzende und Zweite Bürgermeister, Ulrich Leiner, die Vision der Grünen für diesen Ort skizziert: Die Finckwiese sei eine solch wichtige Fläche für Haar, sie müsse mehr werden als ein reines Industriegebiet. Ihnen schwebe ein lebendiges Finck-Quartier vor, in dem es Gewerbe gibt, aber auch Platz zum Wohnen, Einkaufen, für Restaurants, Kultur.

Finanzsituation drängt zu Entschluss

Peter Siemsen von der FDP konnte diesem Vorschlag nicht besonders viel abgewinnen. Er stellte die Frage in den Raum, ob ein multifunktionales Quartier wirklich das erfüllen könne, was Haar wirklich brauche, nämlich Gewerbe. Auf der Finckwiese Wohnungen zu bauen, das würde vermutlich erst mal teuer und zöge Folgekosten nach sich, Unternehmen hingegen, die brächten Geld in die knappe Kasse der Gemeinde. Die Finckwiese sei wegen ihrer Randlage ideal für produzierendes Gewerbe, eine Anlieferung von Material über die Autobahn und die Wasserburger Straße sei gut möglich, man müsse nicht durch den ganzen Ort fahren. Natürlich, ein bereits vorhandener Gewerbesteuerzahler wäre wünschenswert, trotzdem müsse nun ein positives Signal für Unternehmen gesendet werden. Siemsen wünschte sich für Haar „bissl weniger aussitzen, bissl mehr Elon Musk“.

Dietrich Keymer von der CSU knüpfte an seinen Vorredner an: „Wir müssen uns damit anfreunden, dass wir die Planung ohne bekannten Nutzer angehen“. Die aktuelle Finanzsituation verlange das nun mal, außerdem stehe man im Wettbewerb mit anderen Gemeinden. Eile sei daher geboten. Außerdem schaffe eine Änderung des Flächennutzungsplanes noch kein Baurecht, Haar sei danach immer noch Herrin des Verfahrens.

Knappe Mehrheit stimmt zu

Die Grünen versuchten zu erreichen, dass der Wohnungsbau in der Beschlussvorlage mitaufgenommen wird, doch die Gemeinderatskollegen Dieter Liebold und Bürgermeister Andreas Bukowski erteilten dem eine Absage. Wenn es nach ihm ginge, sagte Liebold, entsteht auf der Finckwiese keine einzige Wohnung. Sie müsse maximal gewerblich genutzt werden. Auch Bukowski sagte, es seien in der Vergangenheit sehr viele Wohnungen in Haar gebaut worden, vor allem der vordere Teil der Finck­wiese sei prädestiniert für Gewerbe. Dazu müsse die Gemeinde aber nun mit diesem Beschluss den ersten Schritt gehen, sonst komme kein Unternehmen.

Am Ende wurde die Beschlussvorlage in einer knappen Abstimmung mit 16:13 Stimmen angenommen, sodass die Umwandlung der vorderen acht Hektar der Finckwiese in eine Gewerbefläche vorangetrieben werden kann.

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