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Die Autorin Ruth Eder aus Ottobrunn schreibt und schreibt. 34 Romane und Sachbücher hat Eder, die im August 75 Jahre alt wird, bereits geschrieben.
Die Autorin Ruth Eder aus Ottobrunn schreibt und schreibt. 34 Romane und Sachbücher hat Eder, die im August 75 Jahre alt wird, bereits geschrieben. © 0h

Um die Zipperlein, die jeder im Alter so kennt und um eine neue Liebe zu einem wesentlichen jüngeren Mann geht es in dem neuen Roman der Ottobrunner Autorin Ruth Eder, die viele auch vom Ottobrunner Kulturstammtisch kennen.

34 Romane und Sachbücher hat sie geschrieben. Gerade ist ihr jüngstes Werk, der dritte Teil einer Trilogie, unter dem Titel „Golden Oldie Evergreen“ erschienen. Ruth Eder aus Ottobrunn schreibt und schreibt. Nicht spätabends oder nachts wie so manch ihrer Autorenkollegen, sondern am Vormittag an ihrem Schreibtisch in Ottobrunn mit Blick auf ihren Swimmingpool im Garten.

Nach ihrem Studium der Germanistik und Theatergeschichte volontierte Eder, die im August 75 Jahre alt wird, bei einer Tageszeitung und war jahrelang bei Zeitungen und Zeitschriften als Redakteurin tätig. „Als gelernte Journalistin bleibt einem da beim Schreiben das Tempo“, so Eder. Sie arbeite eben nach wie vor diszipliniert. „Wenn man da nur sitzt, bis einen die Muße küsst, wartet man lang.“

Ihr erstes Buch schrieb sie als junge Mama, erzählt Eder. Damals sei sie leitende Redakteurin bei dem Magazin Ambiente gewesen, ihre Mutter kümmerte sich viel um Eders kleine, damals zweijährige Tochter. „Doch in dieser Zeit merkte ich, dass ich viel zu viel weg bin. Ich hatte doch nicht mit Mitte 30 ein Kind bekommen, für das ich so wenig Zeit habe“, so waren ihre Gedanken damals gewesen. Also kündigte sie bei dem Magazin und machte sich selbstständig. Das Schreiben aber blieb in ihrem Leben. Wie auch in ihrem aktuellem Roman „Golden Oldie Evergreen“ mit der 70-jährigen Protagonistin Sabine, die sich in einen jüngeren Mann, einen italienischen Bootsführer, verliebt, fließen in ihre Bücher immer wieder Themen aus dem eigenem Leben mit ein. „Zum Beispiel jetzt in ,Evergreen‘ habe ich in lustiger Form all diese Zipperlein abgehandelt, die ich ja auch habe“, sagt Eder. Es ist nun mal so, dass auch sie am besten über das schreiben könne, was sie selbst kenne. Selbst bei ihren Sachbüchern verwebt sie Themen aus dem eigenen Leben, ob das in „Dauernd ist sie beleidigt“ der Umgang mit einer Tochter in der Pubertät oder in ihrem Buch „Ich spür noch immer ihre Hand“ ist, in dem es um den Abschied von einer sterbenden Mutter geht. Zu diesen dann doch persönlichen Themen kommt bei ihr dann noch eine starke Bodenverbindung hinzu, denn sie sei ja nun mal gelernte Journalistin.

In letzter Zeit allerdings, und gerade jetzt bei ihrem jüngsten Roman, ist Eder aufgefallen, wie sehr sie sich immer weiter weg von realen Vorkommnissen und Begebenheiten entferne. Das sei aber ein Prozess, so Eder. Sie habe ihre Zeit gebraucht, bis sie als Autorin nun wagt, mehr Fantasie in eine Handlung miteinfließen zu lassen. „Doch es tut mir gut, nicht mehr so realitätsbezogen zu sein“, so Eder. „Nun komme ich beim Schreiben immer schnell in einen flow.“

Dennoch: Auch in „Golden Oldie Evergreen“ gibt es nach wie vor vieles, das Eder selbst kennt. Bis vor einem Jahr spielte sie viel Tennis, nun streikt die Hüfte. Eders eigener Partner hat als Süd-Franzose einen so ganz anderen Lebensentwurf wie sie selbst, die sich selbst zur Kategorie „Workaholic“ zählt. „Ich kann schon mal kurzfristig Pause machen und faul sein, doch mir wird dann schnell fad“, erzählt die 74-Jährige. Sie sei eben vielmehr der Typ, der um ihren Pool herum flitze, etwas einpflanze und mit ihrer Katze etwas „erlege“ als nichtstuend nur in diesem zu liegen und zu planschen. Das „Rumgschafftleln“, wie sie es selbst nennt, liege ihr viel mehr. Doch das heißt bei Ruth Eder noch lange nicht, dass sie wie nun wegen der Hüft-Schmerzen auch etwas langsamer tun oder eben auch etwas aufgeben kann.

25 Jahre lang hat Eder in Ottobrunn den Kulturstammtisch moderiert, bei dem sie Prominente einlud, sehr persönlich aus dem eigenen Leben zu erzählen. Dann kam Corona. „Was den Kulturstammtisch ausmachte, war ja, dass die Promis auf Augenhöhe erzählten und das Publikum wie in einer Kneipe dicht an dicht dabei war“, sagt Eder. „Das Besondere war diese Enge und das Menscheln.“ Eder fürchtet, dass sich mit dem Herbst und der Wiesn in München die Corona-Situation wieder zuspitzen werde. So sei eine Neuauflage eines Kulturstammtisches derzeit kein Thema. Vielleicht würden 25 Jahre ja auch reichen. Sie selbst habe Anderes, das sie — neben dem Schreiben — ausfülle. Allein vier Literaturkurse gebe sie an der Vhs SüdOst. Oder sie freue sich über eine Lesung und Diskussionsrunde wie zuletzt mit Christian Ude im Künstlerhaus in München, als der ehemalige Münchner Bürgermeister passend zu den Ereignissen in der Ukraine mit Eder über ihren Antikriegsroman „Die andere Seite des Schmerzes“ vor Publikum sprach. Viel Zeit verbringt Eder derzeit auch in Berlin, der Stadt, in der ihr neuer Roman spielt. Ihre Tochter lebt dort mit Mann und kleinem Sohn.

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