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Containerdorf auf der Landebahn

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Freie Bahn haben Freizeitsportler bisher auf der Landebahn. Ab Mitte September sollen dort auf einem Teilbereich über 400 ukrainische Geflüchtete in einem Containerdorf leben.
Freie Bahn haben Freizeitsportler bisher auf der Landebahn. Ab Mitte September sollen dort auf einem Teilbereich über 400 ukrainische Geflüchtete in einem Containerdorf leben. © ija

Auf der Landebahn in Neubiberg soll bis Mitte September ein Containerdorf entstehen, das Platz für bis zu 432 Geflüchtete bietet. Im Neubiberger Gemeinderat wurden jetzt die Pläne des Landratsamts vorgestellt.

Etwa 5000 ukrainische Geflüchtete wurden seit Kriegsbeginn im Landkreis München registriert. Den Großteil davon haben Privatleute bei sich aufgenommen. Zirka 160 Menschen leben derzeit etwa in privatem Wohnraum in Neubiberg. Doch was als schnelle, unbürokratische Hilfe gedacht war, wird nach über vier Monaten Krieg für viele Familien zur immer größeren Belastung. Der Landkreis München sucht daher händeringend nach dauerhaften Unterbringungsmöglichkeiten. Eine solche soll auf der ehemaligen Landebahn auf Neubiberger Flur errichtet werden. Dort soll in einem Containerdorf Wohnraum für über 400 Geflüchtete geschaffen werden.

Bereits zu Kriegsbeginn Anfang März hat sich Neubibergs Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) proaktiv an das Landratsamt gewandt und die Unterstützung der Gemeinde zugesagt. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die vor uns steht“, betonte der Rathauschef in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates. Nachdem eine Fläche an der Schönwetterstraße neben der Freiwilligen Feuerwehr Unterbiberg baurechtlich nicht umsetzbar war, kam die Fläche auf der Landebahn ins Spiel, auf der schon im Zuge der Flüchtlingswelle 2015 eine Traglufthalle stand.

Das Containerdorf soll in zweigeschossiger Bauweise entstehen und ab Mitte September Platz für bis zu 432 Geflüchtete bieten. Es handele sich um eine familientaugliche Anlage mit Gemeinschafts- und Sozial- und Kinderbetreuungsräume sowie Kochmöglichkeiten, wie Rita Burkhard, die neue Leiterin des Ordnungsamts, erklärte. Das gesamt Areal werde umzäunt bis auf einen großzügigen Eingangsbereich. Auch ein Sicherheitsdienst wird rund um die Uhr vor Ort sein.

Das Containerdorf soll im östlichen Bereich der Landebahn, etwa auf Höhe des Friedhofs entstehen – mit „psychologischen Abstand zum Funpark“, so Burkhard weiter. Neben der Anlage bleibt auf der Landebahn ein ausreichend breiter Rettungsweg, der auch weiterhin vom Freizeitverkehr genutzt werden könne. Die Anschrift lautet Auf der Heid, die Zufahrt erfolgt über das Finsinger Feld. Der Betrieb der Anlage ist auf mindestens zwei Jahre ausgelegt. Finanziert wird das Dorf vollständig vom Freistaat Bayern. Der Landkreis geht bei der Errichtung lediglich in Vorleistung.

Die Gemeinderatsmitglieder lobten durchweg den proaktiven Vorstoß des Rathauschefs. „Danke an den Bürgermeister, dass er da in die Presche gesprungen ist“, meinte etwa Maria Weiß (SPD). Auch Nicola Gehringer (CSU) begrüßte den Vorstoß der Gemeinde. Bedenken äußerte sie allerdings beim Thema Schule. „Meine größte Sorge ist die Überbelastung unserer Schulen“, stellte sie klar. Schließlich werden ab Mitte September neben den bereits im Ort ansässigen Geflüchteten etwa 300 neue Asylbewerber in der Gemeinde leben. Die schulpflichtigen Kinder, die in das Containerdorf einziehen, würden zwar nach Neubiberg geschickt werden, erklärte Ordnungsamtleiterin Burkhard.

Die Gemeinde stehe dazu aber in ständigem Austausch mit dem Landratsamt und dem Schulamt, sodass es bedarfsorientierte Zuweisungen auch an andere Schulen geben werde. Auch bestehe die Hoffnung, dass es unter den Geflüchteten Personen mit pädagogischer Ausbildung gibt, die aushelfen könnten.

Noch sei allerdings überhaupt noch nicht abzusehen, wie viele Grundschulkinder dazu kommen werden. Bei der Betreuung der Kindergartenkinder sei die Situation wiederum entspannter, da es in der Anlage selbst Betreuungsräume und einen Sozialdienst geben werde.

Gerade weil vor allem Frauen, Kinder und Ältere einziehen werden, störte sich Stephanie Konopac (FW.N@U) an der Umzäunung des Areals. „Ist das denn nötig?“, wollte sie wissen. „Da kommen Familien mit Kindern, die werden dann da eingesperrt“, befürchtete sie. Der Eindruck, sie wären eingesperrt, solle dadurch nicht entstehen, erklärte Burkhard.

Der einsehbare Zaun werde analog zu dem am Funpark errichtet, zudem gebe es einen großzügigen Eingangsbereich, der stets offen sei. Bei der Umzäunung gehe es vor allem darum, den Zugriff zu den Containern im Auge zu behalten, verdeutlichte Walter Schuster vom Landrats­amt in der Sitzung. Es handle sich schließlich um staatlich zur Verfügung gestellte Unterkünfte. „Wir können nicht zulassen, dass dort Menschen wohnen, die da nicht zugelassen sind“, so Schuster weiter.

Wo die Geflüchteten ihre Autos, mit denen sie teilweise nach Deutschland gereist sind, abstellen werden, wollte Michael Weigle (FDP) wissen. „Es wird keine Abstellflächen für Pkw geben“, stellte Burkhard klar. Wenn die Autos am Friedhofsparkplatz abgestellt werden sollten, müsste dahingehend nachgebessert werden.

Einstimmig sprach sich der Gemeinderat dafür aus, die Teilfläche im Landschaftspark dem Landratsamt zur vorübergehenden Unterbringung von Geflüchteten zur Verfügung zu stellen. Nicht zuletzt auch, um die eigenen Bürger, die Ukrainer bei sich aufgenommen haben, zu entlasten. Schließlich würden die Verwaltung täglich Bürger kontaktieren, die wissen möchten, wie es weiter geht, wie Burkhard berichtete.

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