Wann und wie begann „The Starting 10“?
Ralph Salzmann: Der Start war im Mai 2021 – mitten in der Pandemie. Die Idee dazu hatte ich aber bereits 2017. Ich arbeitete damals bei Sport-Scheck und las, dass die Marke „Under Armour“ in den USA im Umsatz zeitweise vor Adidas lag. Das beschäftigte mich und ich kam zu dem Ergebnis, dass Menschen mal eine andere, neue Sportmarke wollen und nicht nur die arrivierten Brands. Im Laufe der Zeit reifte bei mir der Gedanke, eine eigene Sportmarke zu gründen. Begleitend sprach ich mit Fachleuten, wertete Umfragen zum Sportmarkt aus und besuchte unter anderem die ISPO, um dort das „Sourcing“ – wo und wie wird Sportkleidung hergestellt — kennenzulernen. Mein Eindruck: Ich kann meine eigene Sportmarke entwickeln und schrieb dazu ein Konzept. Durch berufliche Veränderung (FC Bayern) verschwand dann die Idee wieder in der Schublade. Aber nach Ende der Anstellung griff ich 2021 die Idee wieder auf. Dabei stellte ich mir viele Fragen: Wofür soll die Marke stehen? Wie soll die Marke heißen? Welches Sortiment wird produziert? Wie soll das Marketing aussehen? Schrieb anschließend in zwei Monaten einen Businessplan. Dabei stellte ich fest: Das kann ich nicht alleine schaffen. Ich brauche einen Investor. Und den hatte ich bereits Ende 2021 an Bord und dann ging es richtig los.
Wie viele Mitarbeiter sind beschäftigt?
Aktuell sind es mit mir vier. Das Gros der Arbeit wird von freien Mitarbeitern und Dienstleistern erledigt. Darunter eine Designerin, eine „Sourcing“-Agentur, ein Logistikdienstleister und eine Steuerberatung. Außerdem werde ich in den Bereichen Grafik und Social Media unterstützt.
Wo werden die Artikel hergestellt?
Für mich war klar, dass ich in Europa produzieren möchte. Das senkt den CO2-Abdruck beim Transport und nur so konnte ich die Produktionsbedingungen vor Ort überprüfen – die Artikel kommen aus Portugal und der Türkei.
Wie setzt sich die Kollektion zusammen?
Die Hälfte der Kollektion ist Sports- und Streetwear aus zertifizierter Bio-Baumwolle. Darunter Hoodies, Sweater und T-Shirts. Die andere Hälfte ist für Performance Wear reserviert – darunter Shirts und Hosen für Running, Gym, Tennis oder Golf. Die bestehen aus recycelten Funktionsmaterialien.
Gibt es Vorbilder für die Kollektion?
Ich Informierte mich in Flagshipstores der großen Sportartikelfirmen und habe zusätzlich reine Modelabels angeschaut. Dann pickte ich mir aus allen „die Rosinen“ heraus. Zudem achtete ich darauf, dass es nicht nur mir gefallen darf, sondern in erster Linie die Wünsche der Zielgruppe trifft. Die habe ich in eigenen Workshops erfahren.
Für welche Zielgruppe sind die Modelle?
Es sind eigentlich zwei Zielgruppen. Die eine Zielgruppe sind die 20- bis 30jährigen, auch „Generation Z“ genannt. Für diese Generation ist das Thema „Nachhaltigkeit“ sehr wichtig. Zur anderen Zielgruppe gehöre ich. Die Zielgruppe ist etwas älter und sieht die Überkommerzialisierung des Sports rund um FIFA, IOC und die damit verbundenen Skandale kritisch. Sie wünscht sich authentischen, ehrlichen und fairen Sport zurück. Und möchte, dass auch ihre Sportklamotten fair hergestellt werden. Zusätzlich war mir wichtig, keine ausgesprochene Öko-Marke schaffen, sondern Nachhaltigkeit mit Style zu kombinieren.
Wie läuft der Vertriebsweg?
Ich verkaufe nur im eigenen Online-Shop direkt an den Konsumenten. Das geht nicht anders, denn ich bestelle nur kleine Mengen an nachhaltigen Materialien. Deshalb ist die Herstellung relativ teuer und ich kann keine Provisionen an den Händler abgeben. Sollte das Geschäft wachsen, werde ich über Händler nachdenken.
Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?
Ich verkaufe aktuell nur in Deutschland und Österreich. Ich muss nicht reich dabei werden. Mir muss es Spaß machen. Aber eine Expansion in Europa in den nächsten fünf Jahren könnte ich mir vorstellen – wenn es die Verkaufszahlen und die wirtschaftliche Situation hergeben.
Sie haben einiges in Athletensponsoring investiert.
Das stimmt. Das braucht eine Sportmarke, um glaubwürdig zu sein. Es sind insgesamt zehn Weltklasse-Athleten und Teams. Darunter eine Olympiasiegerin im Kanu-Slalom, ein dreifacher Ruderweltmeister, die beiden besten Beachvolleyball-Teams Deutschlands, eine Fecht-Europameisterin, eine mehrfache Ironman-Siegerin, ein Vizeolympiasieger im Turnen und eine sehbehinderte Paralympics-Siegerin im Brustschwimmen. Und das Beste an ihnen ist - sie sind nicht nur faszinierende Sportler und Sportlerinnen, sondern sie „brennen“ für The Starting 10 und die dahinterstehende Idee.