Diesmal waren keine Eltern in der Sitzung, wo sich die Räte jetzt mit zwölf zu neun Stimmen gegen eine Anschaffung von mobilen Luftreinigungsgeräten aussprachen. Die hätten für 28 Klassenzimmer 150.000 Euro gekostet – zuzüglich Wartungskosten für drei Jahre in Höhe von rund 15.000 Euro. Als Lieferdatum wurden vier Wochen nach Auftragseingang genannt. Nach Auskunft der Verwaltung gäbe es eine Förderung durch den Freistaat Bayern mit 49.000 Euro, der Eigenanteil der Gemeinde beliefe sich somit auf 100.000 Euro plus Wartungskosten.
Bei der anschließenden Diskussion stand neben den Kosten auch die Sinnhaftigkeit der Geräte im Mittelpunkt. Letzteres wegen der Aussicht auf eine Impfung der Schulkinder, die eine Anschaffung überflüssig machen könnte. Diese Meinung vertrat vorwiegend die CSU-Fraktion – beispielsweise Beate Neubauer: „Durch das Impfthema sieht jetzt alles anders aus. Es gibt nun neue Ansatzpunkte. Ich bin gegen die Anschaffung der Lüfter.“ Ihre Fraktionskollegin Petra Mayr hofft ebenfalls auf die Impfung und sprach sich auch gegen einen Kauf aus: „Die Kosten sind extrem gestiegen“. Kurz und knapp gab Mediziner Dr. Thomas Heinik (CSU) der ganzen Angelegenheit seine Absage: „Die Geräte sind sinnlos.“
Gegensätzlicher Meinung – also für die Luftreiniger – war die komplette Grünen-Fraktion. Rüdiger Zwarg („wollen ja nur die Hälfte der Zimmer ausstatten“), Christian Zenner („mutigen Schritt gehen und Lüfter kaufen“) und Berit Vogel („für eine Brücke über das Kirchheimer Ei geben wir eine Menge Geld aus“). Weitere Befürworter der mobilen Luftreiniger waren Marcel Proffert (VFW), Thomas Jännert (FDP) und Pia Bossmann (JU), die die Ablehnung eines Kaufs „unverständlich“ fand, weil bis zur Immunisierung der Kinder noch einige Zeit vergehe und bis dahin die Schüler „ungeschützt“ seien. Dieser Meinung werden sicherlich all die Eltern der Martin-Luther-Grundschule (und auch von anderen Schulen) anschließen, die von der Entscheidung sicherlich mehr als enttäuscht sind.
Mittlerweile hat der Elternbeirat der Martin-Luther-Grundschule reagiert. In einem Schreiben an Bürgermeister Maximilian Böltl und den Gemeinderat heißt es: „Sie können sicher verstehen, dass wir einerseits über den erneuten Antrag verwundert sind, insbesondere aber von der Art und Weise der nicht stattgefundenen Kommunikation mit uns als Elternbeirat enttäuscht sind. Die Beschlussfassung, dass eben nun keine Luftreinigungsgeräte angeschafft werden, ruft bei allen Eltern eine sehr große Verwunderung hervor und wir sind nicht in der Lage, die Entscheidung auch nur ansatzweise nachzuvollziehen.“
Der Elternbeirat hat deshalb eine ganze Reihe von Fragen. So möchte er gerne wissen, warum wer nicht vorab zur Gemeinderatssitzung über den erneuten Antrag informiert worden ist. Dies wäre seine Erwartungserhaltung im Rahmen einer guten Zusammenarbeit gewesen. Außerdem will der Elternbeirat wissen, warum als Hauptargument für die Nichtanschaffung der Luftreinigungsgeräte eine mögliche Impfung der Kinder angeführt werde, wenn es von der STIKO keine allgemeine Impfempfehlung für Kinder von fünf bis zwölf Jahren gebe. Dass diese Empfehlung eventuell demnächst kommen werde, sei bereits am 9. November bekannt gewesen. Und schließlich wollen die Eltern wissen, warum von der Beschaffung abgesehen werde, obwohl selbst bei einer hypothetisch baldigen allgemeinen Empfehlung der STIKO für die Impfung von Kindern von fünf bis zwölf Jahren bis Ende Dezember 2021 kein Immunschutz vor frühestens Ende Februar 2022 erreicht werde.