Seit auf Forderung des Betreibers hin der Betrieb in Kirchstockach zum 31. Dezember 2021 eingestellt wurde, wird der Biomüll aus dem Landkreis München in andere Landkreise transportiert, um dort verwertet zu werden. Bis Ende 2026 landet der Biomüll in vier verschiedenen Gebieten, davon der Großteil in Eitting bei Erding und in Mertingen nördlich von Augsburg sowie in Warngau. Ein Teil des Abfalls wird dazu weiterhin in Kirchstockach umgeladen und dann weitertransportiert.
Die derzeitige Verwertung ist wegen der weiten Transporte nicht nur belastend für die Umwelt, sondern auch für die Haushaltskasse. Die jährliche Gesamtkosten für die externe Verwertung und die Umladung in Kirchstockach belaufen sich auf etwa fünf Millionen Euro. Die Verwertung der Abfälle in der eigenen Anlage hatten den Landkreis nur 3,5 Millionen Euro gekostet. Diese Kosten konnten vollständig auf die Bioabfallgebühr umgelegt werden.
Für eine Wiederinbetriebnahme der alte Anlage würden auf den Landkreis allerdings erhebliche Investitionskosten zukommen. Verschiedene Schätzungen schwanken zwischen 14 und 20 Millionen Euro. Hinzu kommen die bisherigen Kosten des Anlagenbetriebs wie die Erbpacht und die Betreibervergütung.
Der Bau einer neuen Anlage auf dem Erbpachtgrundstück in Kirchstockach sei wegen der Lage im Wasserschutzgebiet nicht möglich. Der Landkreis müsste also andernorts eine geeignete Stelle finden. Auch für den Neubau sind erhebliche Investionskosten nötig. Verlässliche Schätzungen seien schwierig, mit bis 50 Millionen Euro müsste gerechnet werden. Bis eine neue Verwertungsanlage steht, werde es schätzungsweise sieben bis acht Jahre dauern.
Für die Kreisbehörde sprechen mehrere Gründe dagegen, die alte Anlage wieder in Betrieb zu nehmen. Unter anderem verwendet die Anlage eine veraltete Verfahrenstechnik, in die investiert werden würde. Zudem sei der Planungs- und Umsetzungsaufwand hoch sowie eine rechtzeitige Fertigstellung nicht machbar.
Gegen eine Fortführung des derzeitigen Ablaufs über externe Verwerter sprechen nach Ansicht der Kreisverwaltung unter anderem die vollständige Abhängigkeit von Dritten, die unklare Kostenentwicklung, die Notwendigkeit einer eigenen Umladestation sowie die teils sehr langen Transportwege.
Beim Bau einer neuen Anlage würden zwar hohe Investitionskosten sowie einer hoher Planungs- und Umsetzungsaufwand anfallen und außerdem ein neues Grundstück benötigt werden. Dennoch riet die Kreisverwaltung wegen der überwiegenden Vorteile zu dieser Option. So hätte eine neue Anlage den aktuellsten Stand der Technik und könnte auch länger als eine sanierte Anlage genutzt werden. Zudem wären die Durchsatzmengen deutlich höher als bei der alten Anlage. Nicht zuletzt würden dadurch keine langen kostspieligen Transporte anfallen, die noch dazu zu hohen Treibhausgasemissionen führen.
Der Ausschuss folgte dem Vorschlag, in einer Machbarkeitsstudie zum Bau einer neuen Anlage zudem zu untersuchen, inwieweit durch die Verwertung Biogas, Dünger und Wärme erzeugt werden können. Darin soll auch eine sinnvolle Nachnutzung des bislang genutzten Grundstücks geprüft werden. In etwa einem halben Jahr sollen die Ergebnisse der Studie vorliegen.