111 Jahre Trachten-Tradition: Gautinger Brauchtumsverein feiert Schnapszahl-Geburtstag

Nach zwei Jahren der Vorbereitungen steht in Gauting das große Jubiläumsfest an: Der Trachtenverein feiert seinen 111. Geburtstag.
Gauting ‒ Sechs Frauen und Mädchen lassen ihre Miesbacher Trachtenröcke schwingen. Sie drehen sich um sich selbst ‒ immer entlang der Linie am Fußboden ihres Vereinsheims an der Grubmühlerfeldstraße 32. In der Mitte steht Maximilian Ketterl und zählt laut mit. Der Vorplattler übt mit ihnen für einen Auftritt bei der anstehenden Festwoche.
Trachtenverein Gauting wird 111 Jahre alt: Jubiläum wird ab 17. Mai gefeiert
Seit 111 Jahren hält der Trachtenverein „D’Würmlust Gauting“ Tradition und Brauchtum hoch (siehe Infokasten). Das Jubiläum feiert er ab Mittwoch, 17. Mai, zusammen mit dem Dachverband ‒ dem Isargau. Der hält zu dem Anlass auch sein jährliches Gaufest in Gauting ab. „Ungefähr zwei Jahre“ haben die Vorbereitungen gedauert, sagt Festleiter Xaver Klingler. „Das hat den Verein richtig zusammengeschweißt“, findet der 23-Jährige.
Dabei sei man ohnehin recht zufrieden: Circa 110 Mitglieder hat der Trachtenverein aktuell, darunter zwölf Kinder und Jugendliche. „Als ich in den 70ern dazugekommen bin, war ich noch der einzige Jugendliche“, erinnert sich Vereinsvorsitzender Andreas Ketterl (64), der auch das langjährigste Mitglied ist.
Ein Arbeitskollege seines Vaters nahm ihn vor 53 Jahren einmal zu den Trachtlern mit. „Aber bei uns in der Familie hieß es immer: Wenn man was macht, dann gscheit.“ Also ist Ketterl bis heute geblieben ‒ auch, weil ihm als stolzer Bayer wichtig sei, dass das Brauchtum nicht verlorengehe.
111 Jahre Trachten-Tradition: Gautinger Brauchtumsverein feiert Schnapszahl-Geburtstag
Volkstanz, Schuhplatteln und Kindertheater gehören darum bei „D’Würmlust“ dazu. Bei den zwei Vereinsabenden im Monat wird getanzt und Schafkopf gespielt. Und seit Anfang des Jahres gibt es auch eine Goaßlschnoizer-Gruppe. „Dadurch haben wir ein paar neue Mitglieder gewonnen“, sagt Vize-Festleiter Ludwig Zehentbauer (41). Ihren ersten Auftritt hatten die Goaßlschnoizer beim Maifest der Gemeinde.
„Natürlich binden sich heutzutage gerade junge Menschen seltener an einen Verein“, weiß Festleiter und Vize-Vorstand Klingler. Dazu kam Corona, das in den vergangenen Jahren allen das Leben schwer gemacht hat. „Gerade in München hat es einige Trachtenvereine zammglassen. Aber wir sind sogar gestärkt daraus hervorgegangen.“
Ein Grund dafür: eine Verjüngung der Vereinsführung und damit einhergehend die Offenheit, neue Wege zu gehen. „Während der Pandemie haben etwa die Vorplattler viel über Video gemacht“, erklärt Ketterl.
Geschichte des Vereins
Zwölf Gautinger Bürger gründeten 1912 den „Gebirgs-Tracht-Erhalt-Verein D’Würmlust“, dessen Name angelehnt ist an den Patenverein „Würmtaler-Stamm Pasing“. Nach dem Ersten Weltkrieg blühte der Verein mit eigener Blaskapelle, Volkstanz- und Theatergruppe auf. Ab 1933 wurde er immer stärker eingeschränkt. Im Juli 1948 beschlossen zwölf Gautinger Buam und drei Deandln „D’Würmlust“ wieder aufleben zu lassen.

Geburtstag und Gaufest: So wird in Gauting gefeiert
Im Festzelt an der Leutstettener Straße ist von Mittwoch, 17. Mai, bis Sonntag, 21. Mai, viel geboten. Dort ist Platz für 3500 Personen. Dazu gibt es Stände mit Zuckerwatte und Crêpes sowie ein Weißbier-Karussell.
Mittwoch, 17. Mai, 20 Uhr: Konzert mit LaBrassBanda
Donnerstag, 18. Mai, 8 Uhr: „Bayerischer Löwe“ – die Weltmeisterschaft im Schuhplatteln mit circa 300 Teilnehmern
Freitag, 19. Mai, 15 Uhr: Kinderkonzert mit Donikkl
Freitag, 19. Mai, 20 Uhr: Bieranstich mit Volkstanz- und Gauheimatabend
Samstag, 20. Mai, 10 Uhr: normaler Festzeltbetrieb
Samstag, 20. Mai, 20 Uhr: Bayerisches Kabarett mit den Brettl-Spitzen
Sonntag, 21. Mai, 10 Uhr: Festgottesdienst
Sonntag, 21. Mai, 14 bis 16 Uhr: Festzug mit 3000 Teilnehmern vom Festzelt an der Leutstettener Straße über die Bahnhofstraße bis zum Pippinplatz, zurück über Schulstraße und Starnberger Straße.
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