Investoren müssen jetzt nicht nur ihre Pläne mit der Villa darlegen, sondern auch, ob sie das der Gemeinde gehörende Anwesen kaufen oder in Erbpacht übernehmen wollen.
Bis die ersten Vorschläge bei der Gemeinde eintrudeln, wird es allerdings noch ein bis zwei Monate dauern. Die Gemeinde muss das Prozedere erst ausarbeiten. Außerdem sollten die Interessenten die Villa besichtigen können. Dazu muss zunächst der noch darin lagernde Hausrat entfernt werden.
„Bislang ist noch alles offen“, sagt Gemeinderat Eberhard Brucker. Er möchte die 110 Jahre alte Villa erhalten. „Wir hoffen noch auf einen Retter. Heutzutage wird von den Architekten meist nur ein kubistischer Einheitsstil gepflegt. Das alte Gebäude dagegen ist fantasievoll gebaut und eine Bereicherung fürs Ortsbild.“
Gauting - Bis vor ein paar Jahren ist die Villa am Krapfberg 5 das Zuhause der Gautinger Tafel gewesen. Unter anderem für deren Neubau hatte der Gemeinderat 2015 beschlossen, das dringend sanierungsbedürftige Gebäude zu veräußern. Sechs Jahre später schlägt das Vorhaben jetzt große Wellen.
Denn im Januar hat der Gemeinderat mehrheitlich einen Vorbescheid für das Grundstück gebilligt. Anstelle der Villa aus dem Jahr 1911 könnte damit ein Neubau mit bis zu neun Metern Wandhöhe und mehreren Tiefgaragen entstehen.
Im Hinblick darauf forderten unter anderem Kreisheimatpfleger Gerhard Schober und mehrere Ex-Bürgermeister den Erhalt des Gebäudes – zumal mit dem Wunderl-Hof (siehe unten) einem weiteren geschichtsträchtigen Haus im Zentrum der Abriss droht.
Gemeinderat Eberhard Brucker (SPD) ging noch einen Schritt weiter: Er suchte per Flugblatt nach „Liebhabern“, die „dieser charmanten, historischen Villa im Zentrum Gautings“ neuen Glanz verleihen. Anscheinend mit Erfolg, wie Hallo auf Anfrage erfuhr:
„Es sind sechs Interessenten auf mich zugekommen“, so Brucker, der das als positives Signal wertet. „Ich habe ihnen empfohlen, ihr Interesse schriftlich bei der Bürgermeisterin anzumelden.“
So oder so liegen die weiteren Planungen derzeit auf Eis, teilt Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) mit. Bevor es weitergeht, soll sich der gesamte Gemeinderat erst mal ein eigenes Bild der Villa machen – das hat der Bauausschuss jüngst beschlossen.
„Eine Besichtigung am Krapfberg ist bereits vorgesehen“, so Kössinger. Wann genau, wolle man aber nicht bekanntgeben. Das Ergebnis aus dem Treffen werde aber „die Voraussetzung für die zukünftige Entwicklung“ des Grundstückes darstellen.
Noch für ein weiteres historisches Gebäude in Gauting stehen die Zeichen auf Abriss: beim Wunderl-Hof an der Starnberger Straße. Schon seit 2019 ist bekannt, dass der alte Bauernhof im Ortskern weichen muss. Aktuell wartet die Gemeinde auf die bodendenkmalschutzrechtliche Erlaubnis.
„Anschließend können wir je nach dem Ergebnis entweder mit den Bodendenkmaluntersuchungen beginnen oder die Abrissarbeiten vergeben“, so die Bürgermeisterin. Was genau mit dem Grundstück passiert, ist vom Gemeinderat noch nicht entschieden. Zuvor müssten noch Gespräche mit den anliegenden Eigentümern geführt werden.
Romy Ebert-Adeikis/hil