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1001 Ave Maria: Thomas Schmid feiert 40 Jahre beim Sängerkreis

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Auf 40 Jahre Leitung des Sängerkreis Ottobrunn kann Thomas Schmid mittlerweile zurückblicken.
Auf 40 Jahre Leitung des Sängerkreis Ottobrunn kann Thomas Schmid mittlerweile zurückblicken. © privat

Seit 40 Jahren ist Thomas Schmid Chorleiter des Sängerkreises Ottobrunn. Dieses besondere Jubiläum wird mit einem Konzert gefeiert.

Ottobrunn – Singen um der Gesundheit willen stand in Thomas Schmids Kindheit auf dem Plan. Den Kleinen plagte schweres Asthma. Da riet ihm ein Arzt: „Lern Singen, dann lernst du richtig atmen.“ Und das tat der kleine Schmid – und hat bis heute damit nicht mehr aufgehört.

Als Ministrant beeindruckte Schmid, der in Ramersdorf wohnt, in der Kirche stets die Orgel: „Das war so ein riesiges Ding, das musste ich einfach näher kennenlernen“, erinnert sich der 63-Jährige. Das musikalische Interesse war geweckt und neben dem Orgelspielen und dem Besuch am musischen Gymnasium entdeckte Schmid über die Jahre die Chorleitung als sein liebstes Steckenpferd.

Jeden Abend Chor ist zu viel

Von Wien bis Rom hat es Chorleiter Thomas Schmid mit seinen Männern bereits geschafft.
Von Wien bis Rom hat es Chorleiter Thomas Schmid mit seinen Männern vom Sängerkreis Ottobrunn bereits geschafft. © privat

Nach der Gründung des Kammerchors „Capella Mediaevalis“ wurde Schmid 1981 schließlich Chorleiter bei St. Magdalena in Ottobrunn. Als er zwei Jahre später bei einer Silberhochzeit sang, kam er mit zwei Zuhörern ins Gespräch. Sie stellten sich als Mitglieder des Sängerkreises Ottobrunn vor und erzählte, dass sie auf der Suche nach einem Chorleiter seien. Ob das nichts für ihn wäre? Doch Schmid war damals neben der Leitung von St. Magdalena auch noch dem Kammerchor als Chorleiter verpflichtet, half beim Münchner Polizeichor als Leitung aus und sang gleichzeitig noch in einem weiteren Chor in München. Jeden Abend Chor, das würde ihm zu viel werden, so die Befürchtung des damals 23-Jährigen.

„Aber sie ließen nicht locker“, erinnert sich Schmid mit einem Lächeln. Da gerade für die anstehende Weihnachtszeit schon so viele Auftritte geplant waren, bat man ihn, ob er nicht zumindest für diese Zeit den Chor leiten könne. „So kam es, dass am 20. Oktober 1983 unsere erste gemeinsame Chorprobe war . Und ich bin hängen geblieben. Das ist jetzt 40 Jahre her“, resümiert Schmid.

Ehe mit Tochter eines seiner Sänger

Thomas Schmid und seine Ehefrau Lucie.
Thomas Schmid und seine Ehefrau Lucie. © privat

Seine Sänger würden immer wieder gerne das Gerücht verbreiten, er wäre nur geblieben, da er mit Lucie, der Tochter eines Sängers, zusammengekommen war. „Das ist so nicht richtig. Ich hab das Mädchen damals kennengelernt, da wusste ich noch gar nicht, dass sie die Tochter eines meiner Sänger ist. Das habe ich erst erfahren, nachdem wir eigentlich schon zusammen waren“, stellt er das Zusammenfinden mit seiner heutigen Ehefrau Lucie klar.

Natürlich gab es am Anfang unter seiner Chorleitung auch die eine oder andere Reiberei. Etwa am ersten gemeinsamen Volkstrauertag musste Schmid dem Bürgermeister mitteilen, dass der Sängerkreis krankheitsbedingt nicht auftreten könne. Später erfuhr er dann, dass es sich die meisten Chormitglieder am Tag zuvor bis um 5 Uhr morgens im Wirtshaus gut gehen hatten lassen. „Und da war ich sauer! Dann hab ich gesagt: Entweder ihr wollt saufen, dann braucht ihr mich nicht, oder ihr wollt singen, dann machen wir das!“

25 singfähige Männer

Die Ansage saß und trug Früchte. Konstant über die 40 Jahre unter Schmids Leitung sangen 20 bis 25 Männer. „Und zwar Singfähige“, betont er, da er auch schon doppelt so große Chöre erlebt habe, die seinen Männern jedoch stimmlich nicht das Wasser reichen konnten. Außerdem singt man unter Schmid ohne Notenblatt in der Hand. Melodien und Texte werden auswendig gelernt. „Dass sich eine Gruppe einfach hinstellen und singen kann, das zeichnet sie wirklich aus.“

Egal ob beim Ottostraßenfest in Ottobrunn, das Adventsingen am dritten Advent in Hohenbrunn oder bei der weihnachtlichen Gedenkfeier an Heilig Abend. Genauso bei Einsätzen in Österreich, Italien oder dem Vatikan samt Papstaudienz: Auf Schmids Chor ist Verlass. Ob einem als Sänger stets die gleichen Lieder nicht irgendwann auf die Nerven gehen? „Wenn ich jemanden habe, der zu einer Beerdigung inzwischen zum 1000. Mal Ave Maria singt, dann darf ich nicht hören, dass es das 1000. Mal ist. Da ist die Kunst, das immer wieder gut zu machen.“

100-Jähriges kurz vor Corona

Zum 100-jährigen Bestehen des Sängerkreises im Jahr 2019 zog Schmid nochmals alle Register. Fast zwei Jahre lang probte er mit seinem Männerchor. „Und es war etwas ganz Besonderes“, schwärmt er. Der Zeitpunkt war perfekt gewählt. Nur ein paar Monate später und die Jubiläumsfeier hätte wegen der Corona-Pandemie ausfallen müssen.

Wichtig war Schmid als Chorleiter stets die Gemeinschaft: „Es geht nur gemeinsam und es freut mich sehr, dass die Truppe einfach zusammensteht. Sonst wären es wohl nicht 40 Jahre geworden“, erklärt der 63-Jährige. Dazu gehöre auch, gemeinsam Zeit zu verbringen, und allem voran zu lachen. Denn eine Stunde ohne Lachen sei eine verlorene Stunde, habe ihm seine damalige Lateinlehrerin einmal auf den Weg gegeben.

Kirchenmusik als Heimat

Trotz seines Engagements für den Sängerkreis war Schmid jedoch auch parallel eifrig unterwegs. Der Ottobrunner Dreigesang, die Leitung des Kinderchors „Die Hohenbrunner Liederrasselbande“ und das Singen in der Kirche, egal ob vormals in Ottobrunn wie später in Kirchtrudering. „Die Kirchenmusik ist meine Heimat, aber sie ist nie das einzige. Es ergänzt sich alles und gehört zusammen.“

Um Thomas Schmids Treue und Engagement zu würdigen, veranstaltet der Sängerkreis Ottobrunn ein Jubläumskonzert in der St. Stephanus-Kirche in Hohenbrunn am Pfarrer-Wenk-Platz 1 unweit des „Alten Wirts“, wo der Sängerkreis bis heute seine wöchentlichen Chorproben abhält. Das Konzert findet statt am Freitag, 20. Oktober, um 18.30. Der Eintritt ist frei. Und Schmid stellt dabei klar: „.Nochmal 40 Jahre werden es sicher nicht, dafür muss man kein Prophet sein. Aber solange es geht, mache ich es gerne.“

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