„Es ist allgemein für die Gastronomie gerade schwierig“, glaubt Gautings Wirtschaftsförderer Fabian Kühnel-Widmann. Manche Corona-Auswirkung mache sich nun zeitversetzt bemerkbar. Preise und Nebenkosten steigen. Dass die Mehrwertsteuer für Speisen ab 2024 wieder auf 19 Prozent angehoben werden soll, macht es nicht besser. „Dennoch gibt es in Gauting genug Interessenten, die ein Lokal aufmachen wollen ‒ italienische, asiatische aber auch deutsche Küche“, betont Kühnel-Widmann.
Auch dort, wo zuletzt das „Victor‘s“ war, will Mitte November ein neuer Betreiber eröffnen, verrät der Wirtschaftsförderer. Für das „Al Castagno“ mit seinem Biergarten gebe es ebenfalls Angebote für eine neue Gastronomie. „Das würden sich die Stockdorfer auch sehr wünschen.“ Am Endes entscheide aber der Eigentümer des Hauses.
Wie beim „Gräfelfinger“. „Ich befürchte, dass dort nichts Vergleichbares mehr entsteht“, sagt Gräfelfings Wirtschaftsförderin Sabine Strack. Wegen der Baustelle nebenan ist das Gebäude für ein Café vorerst nicht so attraktiv, auch mit den Anwohnern sei es immer etwas schwierig gewesen. Das bestätigt Eigentümer Krishna Shah gegenüber Hallo. Zwar sei noch nichts entschieden, eine Gastronomie könne er sich aber nur noch vorstellen, wenn die Gemeinde mit im Boot ist. „Ansonsten ist eine Eisproduktion im Gespräch“, sagt er.
Immerhin: Für Vereine und Kulturschaffende will Hans Schumacher eine Alternative zu seinem Café schaffen. Im neuen Vereinsheim des TSV Gräfelfing, dessen Umbau er leitet, soll eine neue Bühne für Konzerte und Veranstaltungen entstehen. „Und vielleicht wird dort auch das ein oder andere Möbelstück aus dem ‚Gräfelfinger‘ wieder auftauchen.“
Auch für Kunstschaffende ist das „Gräfelfinger“ interessant ‒ vor allem seit die Kunstbaracke an der Steinkirchner Straße nicht mehr genutzt werden darf. Ende September hatte die Gemeinde bei einer Infoveranstaltung mit den Betroffenen ausgelotet, wo im Ort neue Ateliers entstehen könnten. Ein Vorschlag: das „Gräfelfinger“. „Ich könnte mir das gut vorstellen, auch wenn es maximal Platz für zwei Künstler böte“, sagt Christine Seidel-Müller.
Die Bildhauerin ist eine der acht Betroffenen, die aus der Baracke ausziehen mussten. Seitdem hat sie schon eine leerstehende Bankfiliale, eine Scheune und andere Objekte besucht. „Es gibt wenig Angebote und die sind überteuert.“ Auf Hallo-Anfrage erklärt „Gräfelfinger“-Eigentümer Krishna Shah, dass er sich generell ein Atelier vorstellen könnte – solange die Gemeinde mitzieht. „Als Vermieter wünscht man sich natürlich einen solventen Mieter.“ Die Gemeinde will die Atelier-Vorschläge aus der Veranstaltung auf jeden Fall diskutieren.
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