Kiesabbau bei Planegg liegt auf Eis ‒ Gericht gibt Beschwerde von Naturschützern um „Douglaswäldchen“ statt

Die Rodung für den Kiesabbau im „Douglaswäldchen“ bei Planegg ist vorerst gestoppt. Das Gericht sah in der Genehmigung des Landratsamts einen Fehler.
Update: 04. August 2023
Bei Planegg: Rodung für Kiesabbau im „Douglaswäldchen“ liegt auf Eis
Planegg ‒ Der geplante Kiesabbau im „Douglaswäldchen“ bei Planegg liegt auf Eis. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat der Beschwerde des Bund Naturschutz Bayern gegen die vom Landratsamt München erteilte Genehmigung zur Rodung des Bannwalds und Auskiesung auf circa 2,1 Hektar Fläche stattgegeben.
Diese habe eine aufschiebende Wirkung für den Start der Arbeiten, „da die Hauptsacheklage aller Voraussicht nach Erfolg haben wird“, heißt es im Beschluss des Gerichtshofs.
Damit hob dieser eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Münchens in erster Instanz wieder auf. Dieses hatte in der Klage keinen Grund gesehen, die Rodung für den Kiesabbau vorerst zu stoppen.
Gericht sieht Fehler bei Genehmigung des Landratsamts
Der Verwaltungsgerichtshof sieht in der Genehmigung des Landratsamts vor allem Verfahrensfehler hinsichtlich der Pläne für eine notwendige Ersatzplanzung für den gerodeten Bannwald.
Damit befasse sich die Fachbehörde ausschließlich so weit, als dass „im Ergebnis festgestellt wird, dass die Voraussetzungen für ein Bannwaldausgleich grundsätzlich gegeben seien, ohne diese Schlussfolgerung nachvollziehbar zu machen“, heißt es in dem Beschluss, der Hallo vorliegt. „Vor allem fehlen vorausschauende Überlegungen zu eventuellen Gefährdungen des Ersatzwaldes im Lauf seiner Entwicklung.“
Das Grünzug-Netzwerk Würmtal, die Ortsgruppe Würmtal Nord des Bund Naturschutz und Greenpeace München begrüßen die Entscheidung.
Sie könnte auch auf andere Abbau-Vorhaben in der Region eine Wirkung haben – etwa im Lochhamer Schlag. „Denn dort handelt es sich ebenfalls um Bannwald und Klimaschutzwald, der nicht als Vorranggebiet für Kiesabbau ausgewiesen ist“, erklärt das Grünzug-Netzwerk in einer Pressemitteilung.
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Kiesabbau wird fünf Jahre nach Beschluss umgesetzt – Naturschützer fordern Neubewertung der Lage
Erstmeldung: 15. Mai 2022
PLANEGG Geht es um Kiesabbau, wird es im Würmtal emotional. Nun kochen erneut die Emotionen hoch: Das Landratsamt München hat einen Abbau auf 2,1 Hektar Wald östlich der Kompostieranlage Planegg genehmigt – fünf Jahre nachdem darüber im Planegger Gemeinderat abgestimmt wurde.

Ärger um Kiesabbau in Planegg: Naturschützer und Nachbarn demonstrieren jetzt
Damals hatte das Gremium der Auskiesung im sogenannten „Wäldchen“ mehrheitlich zugestimmt, wenn auch unter Auflagen. So legte der Gemeinderat fest, dass der Abbau der Gräfelfinger Firma Glück nicht länger als fünf Jahre dauern darf und ein Konzept gegen die Ausbreitung von Riesenbärenklau vorgelegt werden muss. Auf CSU-Antrag wurde zudem bestimmt, dass Glück öffentlich über seine Pläne informieren müsse.
Dort setzen Naturschützer jetzt an: „Wir werden alles prüfen“, verkündete die kommissarische Vorsitzende des Bund Naturschutz im Würmtal, Malwina Andrassy, bei einer „Eil-Demo“ in Planegg. „Wenn wir etwas finden, was nicht eingehalten wurde, werden wir klagen“, betont Andrassy gegenüber Hallo. Ein weiterer Kritikpunkt: Alle Gutachten – etwa zum Artenschutz – stammen aus 2016. Inzwischen sei deren Aussagekraft in Frage zu stellen.
Ärger droht auch aus der Nachbargemeinde. „Wir sind beschissen worden“, empörte sich der parteifreie Kraillinger Gemeinderat Mathias Walterspiel bei der Demo. Obwohl keine 300 Meter entfernt ein Wohngebiet beginnt, sei die Gemeinde nie über die geplante Auskiesung informiert worden. Was Walterspiel am meisten sorgt: „Hier entsteht ein industrielles Verbundsystem. Das ist eine Katastrophe.“
Ärger um Kiesabbau in Planegg: Glück-Geschäftsführer versteht Aufregung nicht
Denn in dem Areal um das „Wäldchen“ herum gibt es neben der Kompostieranlage von Glück bereits eine Betonmischanlage und eine Bauschuttdeponie. Zudem ist dort ein Solarpark im Gespräch. Und erst Anfang Mai hatte der Umweltausschuss Planegg mehrheitlich grünes Licht für eine Bauschutt-Recyclinganlage gegeben – auch, wenn einige Gemeinderäte aufgrund des jetzt genehmigten Kiesabbaus ihre Entscheidung gern revidieren würden. „Wir müssen hier Einhalt gebieten“, erklärte etwa Peter von Schall-Riaucour (PP&M).
Glück-Geschäftsführer Markus Wahl kann die plötzliche Aufregung nicht nachvollziehen. „Wir haben immer gesagt, dass wir einen Abbau im Wäldchen planen.“ Dass fünf Jahre seit der Debatte im Planegger Gemeinderat vergangen sind, liege am Landratsamt. „Es wurden Unterlagen nachgefordert und Gutachten auch aktualisiert“, beteuert Wahl. Das bestätigt auf Hallo-Anfrage auch das Landratsamt. Eine eigene Informationsveranstaltung ist zwar nicht geplant, so Wahl. Denkbar sei aber ein „Tag der offenen Tür“ im Kieswerk.
Der Abbau
Etwa 395 000 Kubikmeter Kies sollen im „Wäldchen“ gefördert werden. Der Transport werde über das bestehende Förderband der Firma Glück erfolgen, das erweitert werden soll. Die Vorbereitungen für den Abbau werden laut Glück Ende 2023 beginnen, die Förderung selbst 2024. „Mit Abschluss der Maßnahme rechnen wir 2029.“ Erstmals beantragt wurde der Kiesabbau 1993.
Quelle: www.hallo-muenchen.de