Die Gemeinde konnte bezüglich steigender Strom- und Gaspreise trotz Geothermie-Förderung in Pullach (s. Kasten) keine Entwarnung geben, was Preissteigerungen angeht. Die Gemeinde sei nicht völlig unabhängig vom Markt, aber immerhin weniger stark betroffen als andere Städte und Gemeinden, resümierte der Zweite Bürgermeister Andreas Most (CSU), der die erkrankte Oberbürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) bei der Versammlung vertrat.
Ein weiteres Thema des Abends: der Pullacher Bahnhof. Bürger ärgerten sich über die Verschmutzung am S-Bahn-Haltepunkt, eine Pullacherin sprach sogar von einem „Schandfleck“. Die Gemeinde werde eine Aufwertung des Bahnhofs auf die Agenda nehmen. Eine ebenfalls geforderte Unterführung unter dem Bahnhof sei aber unrealistisch, für den Fußgängerweg müsste einer von drei Bahnübergängen weichen, was den Verkehr auf die übrigen zwei verstärken würde.
Die meisten Anfragen wurden jedoch zum Chemiekonzern UI gestellt. Die Anwesenden waren empört, dass trotz der geltenden Baumschutzverordnung für Pullach vom Konzern einige Bäume gefällt wurden. Die kuriose Erklärung: UI hat Fällungen auf dem Gebiet des Stadtwaldes vorgenommen, dieser sei jedoch falsch markiert worden, weshalb „einige wenige Bäume“ illegal gefällt wurden. Der Konzern habe dafür die Kosten übernommen und eine Aufforstung versprochen, weshalb die Gemeinde von rechtlichen Schritten absehe.
Durch die geplante Erweiterung von UI fürchteten viele der Anwesenden zudem eine Zunahme der Produktion und des Transportes von Gefahrstoffen, die mehr Wasser verbrauchen und CO2 ausstoßen würden. Vize-Bürgermeister Most erläuterte, dass UI nicht mehr Transporte durchführen müsse und sich somit auch der CO2-Ausstoß nicht vergrößern würde. Es würde lediglich eine Verbesserung des Logistiksystems stattfinden, die tendenziell sogar den CO2-Ausstoß des Unternehmens verringern würde.
Der Transport über Schienen sei für den Chemiekonzern keine Alternative, die Bahn sei nicht zuverlässig genug. Ebenso würde der Konzern auch nur Wasser aus Quellen nutzen, die nicht mehr zur Trinkwassergewinnung genutzt werden. Most verwies darauf, dass, ehe eine endgültige Entscheidung fallen werde, noch Diskussionsabende geplant seien. Deren Termine stünden aber noch nicht fest.
Solarenergie: Die Geothermie-Förderung in Pullach durch die Innovative Energie Pullach (IEP) könnte durch Solarenergie ergänzt werden. Die Gemeinde will auf Vorschlag einer Bürgerin die Möglichkeit zur Energiegewinnung durch Photovoltaik untersuchen. Man könne jedoch den Vermietern nicht pauschal verbieten, dass diese wiederum ihren Mietern die Anbringung und Nutzung einer Balkonsolaranlage untersagen.
Mobilität: Wie sollen die Pullacher Müllfahrzeuge und die Buslinie 270 in Zukunft betrieben werden? Die Gemeinde will hier möglichst auf Dieselfahrzeuge verzichten und auf E-Mobilität umsteigen. Dafür würde es, vor allem für die Busse, einige Schnellladestationen brauchen. Als Standort dafür wird der Bahnhof Höllriegelskreuth diskutiert. Auch bei den Müllfahrzeugen will sich die Gemeinde die Option der E-Mobilität offen halten.
Radlkeller: In Pullach leben derzeit 168 Menschen aus der Ukraine, die größtenteils von Privatpersonen aufgenommen wurden. Um den Geflüchteten zu helfen, mobil mit dem Fahrrad zu bleiben, schlug eine Bürgerin vor, Helme für Erwachsene und Kinder zu sammeln und den Radlkeller im Rathaus für Reparaturen an den Fahrrädern wiederzubeleben. Dafür werden Ehrenamtliche gesucht, die sich bei der Gemeinde melden können.
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