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Taufkirchnerin will mit Musik über den Verlust hinweghelfen

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Von: Raffael Scherer

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Susanne Gärtner aus Feldkirchen möchte Menschen bei ihrer Trauer helfen.
Susanne Gärtner aus Feldkirchen möchte Menschen bei ihrer Trauer helfen. © privat

Trauer zulassen und verarbeiten: Das macht Susanne Gärtner mit ihrem Lied „Jenseits der Wolken“, gesungen und gespielt von Joachim Goerke.


Taufkirchen – Meistens ist es mitten in der Nacht, wenn Susanne Gärtner die besten Ideen zum Schreiben kommen. „Dann fließt es einfach durch mich durch und es entstehen Zeilen“, erzählt die Taufkirchnerin und schmunzelt. Andere Autoren könnten sich wohl einfach hinsetzen und loslegen, vermutet sie, bei ihr muss sie der Tiefgang einer Idee überkommen — eben meistens nachts gegen 3 Uhr.

Die 41-Jährige kommt beruflich als Coach in ihrer Praxis mit vielen Menschen und ihren psychischen wie physischen Problemen in Berührung. Mehrere ihrer Erfahrungen und Herangehensweisen hat sie dabei bereits zu Büchern verarbeitet, wie etwa in ihrem zuletzt erschienenen Werk „Borreliose – die verschwiegene Volkskrankheit“.

Den Verlust mit Musik verarbeiten

Joachim Görke am Klavier
Joachim Goerke unterstützt die Taufkirchnerin am Klavier. © privat

Gerade der richtige Umgang mit Trauer scheint dabei für viele noch ein Tabuthema zu sein, so ihr Fazit: „In unserer Leistungsgesellschaft versucht jeder zu funktionieren, da hat Trauer wenig Platz. Positive Reaktionen wie Freude, da freuen sich alle mit, aber bei der Trauer haben einfach viele eine Hemmschwelle, da muss sich noch einiges ändern“, erklärt Gärtner. Auch sie selbst musste bereits lernen, mit Trauer richtig umzugehen, als sie voriges Jahr eine Fehlgeburt hatte.

Ihr half es damals, zu schreiben. So entstand dabei ihr erster Trauer-Liedtext „Licht des Sternenstaubes“, in dem sie sich mit ihrem eigenen schmerzlichen Verlust auseinandersetzte: „Viele Frauen in meiner Praxis hatten bereits eine ähnliche Erfahrung und waren gefangen in ihrer Trauer. Und das war einfach mein Weg“, resümiert die Taufkirchnerin, die seitdem in ihren Sitzungen ihren Patienten auch Schreiben als eine mögliche therapeutische Herangehensweise zur Trauerbewältigung vorschlägt.

Erster Song „Licht des Sternenstaub“

Da ihre befreundeten Schlagermusiker wenig mit Texten rund um das Thema Trauer anfangen wollten, ging Gärtner mit ihrem „Licht des Sternenstaub“-Liedtext auf den Sänger und Pianisten Joachim Goerke zu. Dem hatte sie vor etwa sieben Jahren in Baden-Württemberg bei einer spirituellen Liedernacht gelauscht und war begeistert: „Er hat mich mit seinen Texten und Liedern sehr berührt“, erinnert sie sich. Im Gegensatz zu den anderen Musikern, für die Trauer zumeist weiterhin ein „Tabuthema“ blieb, war
Goerke von Gärtners Idee angetan: „Ich hab ihn angeschrieben und er war gleich Feuer und Flamme“, freut sich die 41-Jährige.

Prompt schrieb er die Musik zum Text und sang und spielte alles ein, inklusive der englischen Version „You‘re my Stardust“. Sodass die beiden Songs noch vergangenes Jahr auf allen bekannten Plattformen wie etwa YouTube, Spotify oder Apple Music das Licht der Welt erblickten. Das Lied wurde mittlerweile sogar vom Bundesverband für Bestattungen als Trauermusik mit aufgenommen, erklärt Gärtner stolz.

Großmutter fordert auch eigenes Lied

Als dann Gärtners Großmutter mit ihren 92 Jahren auf sie zukam, das Lied lobte und sie bat, es auf ihrer Beerdigung zu spielen, wenn es einmal soweit ist, meinte die Enkelin, dass das eine Themaverfehlung wäre. Da sich die Oma aber unbedingt ein selbst geschriebenes Lied für ihre Beerdigung wünschte, willigte Gärtner schließlich ein und sagte: „Gut, dann schreib ich dir meinen eigenen Song‘“, erinnert sich die Taufkirchnerin. Gesagt, getan.

Innerhalb von sechs Wochen verfasste die 41-Jährige gemeinsam mit ihrer Kollegin Ilona Boraud den Text. Dabei war es Gärtner wegen des Gesundheitszustands der Großmutter wichtig, dass es möglichst schnell vorangehe, erinnert sie sich. Den fertigen Text gaben die beiden an Goerke weiter, welcher ihn innerhalb von weiteren vier Wochen mit Musik untermalte. Fertig war „Jenseits der Wolken“, der den Verlust eines nahestehenden Angehörigen beschreibt.

Premierenfeier in Passionskirche

Vorpremiere feierte das Lied bereits beim Internetradiosender Radio FFR, „mitten zwischen Schlager und Popmusik“, erinnert sich Gärtner und ergänzt mit einem Schmunzeln: „Wenn jetzt noch Bayern 1 nachziehen würde... Aber denen das zu schicken, soweit trauen wir uns noch nicht.“ Und selbstverständlich durfte die Oma bereits das für sie geschriebene Lied ebenfalls hören.

Offiziell veröffentlicht wurde das Lied vergangenen Freitag auf allen gängigen Plattformen. Zudem wird es am Samstag, 25. März, um 19 Uhr in der Passionskirche München an der Tölzer Straße 17 im Rahmen eines zweistündigen Konzertes aufgeführt. Der Eintritt kostet 15 Euro. Bis dahin lässt sich Gärtner neben ihren Sitzungen weiterhin des nächtens von den kreativen Ideen überraschen — egal ob für Lied oder Buch. Weitere Tipps und Infos auf der Website: www.gaertner-susanne.de.

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