Es ist die mittlerweile vierte Stunde der neu gegründeten Gruppe beim Ottobrunner Pfadfinderstamm der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG). Der katholische Pfadfinderverband ist der größte in Deutschland, den Stamm in Ottobrunn gibt es schon seit 1971. Die Ottobrunner haben zirka 140 Mitglieder, die sich seit 2009 im neuen Gruppenhaus an der Buchenstraße nahe der Realschule Neubiberg zu wöchentlichen Gruppenstunden und Aktionen treffen.
Alle zwei Jahre wird eine neue Wölflingsgruppe gegründet. Sonja ist dazu mit ihren Gruppenleiter-Kollegen Flurina und Oli zum Schuljahresbeginn durch die Ottobrunner Grundschulen gegangen, um für eine Mitgliedschaft bei den Wölflingen zu werben. Mit großem Erfolg – in der ersten Stunde seien sogar 45 gekommen, berichtet Flurina. Erfahrungsgemäß dünne sich das aber nach der ersten Stunde etwas aus.
Als sie die erste Gruppenstunde hatten, hätten die Kindern noch weit verteilt auseinander gestanden und wären schüchtern gewesen. Schließlich sind sie aus verschiedenen Schulen und Nachbarschaften bunt zusammengewürfelt und kennen sich oftmals nicht vorher.
Von der Schüchternheit ist nur drei Wochen später keine Spur mehr – die Gruppe ist schon eng zusammengewachsen. Es wird munter getobt, gescherzt und gequasselt. Dazu hat auch die Gruppenübernachtung beigetragen, die vor Kurzem stattfand. Die Kinder erzählen munter davon.
Die kühlen Temperaturen von vier Grad scheinen den Kindern gar nicht aufzufallen. Im Gegenteil, mit Mütze und Schal wird es einigen sogar zu warm beim Toben. Solange es die Witterung zulässt finden die Stunden weitestgehend an der frischen Luft statt. Diesmal steht eine Spiele-Stunde auf dem Programm: Fuchsjagd, Kontakto und Ochs am Berg werden in dem kleinen Waldstück und dem Spielplatz am Brunneck gespielt. Spiele, die einige selbst aus ihrer Kindheit kennen, aber heute nicht mehr zu den typischen Pausenhof-Spielen zählen. „In gewisser Form bewahren wir auch ein Kulturgut“, erklärt die 19-jährige Flurina sichtlich stolz.
Toleranz und Offenheit stehen bei den Pfadfindern an oberster Stelle. Die Gruppenstunden sollen ein Ort der Begegnung sein. Wer die Kinder beim Spielen beobachtet, wird Zeuge des respektvollen Umgangs untereinander. Es gibt keinen Streit, kleine Zankereien werden von Leitern schnell geschlichtet. Und auch um das ein oder andere Wehwehchen wird nicht so großes Aufheben gemacht, wie das womöglich helikopternden Eltern machen würden. Die Kinder erlernen so auf spielerische Art Selbstständigkeit sowie Werte wie Respekt und Fairness.
Sonja, Flurina und Oli kennen sich schon seit 13 Jahren – damals starteten sie selbst bei den Wölflingen in Ottobrunn. Auch wenn der Entschluss, die Gruppe zu leiten, für Sonja und Flurina eher spontan war, „im Kopf denkt man schon immer darüber nach“, so Flurina. Es sei der natürliche Zyklus eines Pfadfinders, das Erlernte weiter zu geben. Im Idealfall werden die drei ihre Wölflinge auf dem Weg soweit begleiten, bis sie selbst eine Gruppe leiten. „Wir wachsen mit den Kindern mit“, verdeutlicht der 20-jährige Oli. Ihre eigenen früheren Gruppenleiter seien noch immer wichtige Bezugspersonen bei den Pfadfindern für sie.
Weil die drei selbst mit den Pfadfindern aufgewachsen sind, fällt es ihnen auch nicht schwer, die Aufgaben rund um die Gruppenleitung in ihr Leben zu integrieren. Und aus ihrer ganzen Erfahrung schöpfen sie auch die Ideen für Spiele, Projekte und Aktionen. Unter anderem soll es nächstes Jahr ein Vorbereitungswochenende geben, für Pfingsten ist dann das Zeltlager geplant.
Iris Janda
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