„Hatten sehr daran zu knabbern“: Erste Gäste verreißen brandneues Naturhotel in Tölz
Nach Gegenwind zum Start sieht sich Johannes Tien in seinem Konzept des Hotels „Bergeblick“ in Bad Tölz bestätigt. In einer ersten Bilanz spricht er auch über Buchungszahlen.
Bad Tölz – Es war ein Start von Null auf 100 – oder eher von „100 beim Bauen auf 100 auf den Hotelbetrieb“, wie Investor und Neu-Hotelier Johannes Tien sagt. Gut drei Monate ist es nun her, dass es mit dem „Bergeblick“ auf der Wackersberger Höhe die größte Tölzer Hoteleröffnung der vergangenen Jahre gab. Nach der ersten halben Feriensaison fällt Tiens Zwischenbilanz positiv aus – auch wenn es zu Anfang mächtig Gegenwind gab.
Hotel „Bergeblick“ in Bad Tölz: Beschwerden über fehlende Rezeption

Bei den Internet-Bewertungen etwa auf Google oder im Buchungsportal booking.com überwogen unmittelbar nach der Eröffnung Anfang August die kritischen Stimmen. „Ja, diese Bewertungen haben uns das Leben schwer gemacht und richtig geschadet – und auch emotional hatten wir sehr daran zu knabbern“, räumt Tien im Gespräch offen ein.
Als Bauherr hatte er das 100-Betten-Haus bis zuletzt fertig gestellt und eingerichtet. Dass die ersten Gäste dann im Internet Kritik an „jedem Kabel, das noch irgendwo hervorgeschaut hat“ übten, habe ihn getroffen. In einigen Online-Kommentaren wurde kritisiert, dass es im „Bergeblick“ keine richtige Rezeption gebe. Die Mitarbeiter stehen nicht hinter einem trennenden Desk, sondern begrüßen die Gäste locker an einem Stehtisch: Für Tien gehört das zu einer „anderen Hotelkultur“, die er verfolge.
So manchem missfiel auch, dass die Außenanlagen zur Eröffnung noch nicht grünten und blühten. „Wir hätten den Garten auch gern früher fertig gehabt, aber es hat drei Wochen vor Eröffnung nur geregnet“, erklärt der Inhaber.
Sterne-Bewertungen fürs „Bergeblick“ in Bad Tölz haben sich verbessert

Er habe sich aus Fachkreisen bestätigen lassen, dass viele frisch eröffnete Häuser es mit „Möchtegern-Hoteltestern“ zu tun bekommen, wie Tien sie nennt. Weil nicht vom ersten Tag an alles perfekt sein kann, habe es ja zu Anfang einen „Kennenlernrabatt“ von 15 Prozent gegeben.
Mittlerweile habe sich die Stimmung zum Glück gewandelt, so Tien. Bei Google wird das „Bergeblick“ aktuell mit im Schnitt 4,6 von 5 möglichen Sternen bewertet, bei booking.com verzeichnet das Hotel 8,1 von 10 Sternen.
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„Nach den ersten zwei bis vier Wochen kam eine ganz andere Klientel, ein vorwiegend jüngeres Publikum“, berichtet Tien. In vielerlei Hinsicht sei nun eingetreten, „was wir uns gewünscht haben“. Die Gäste seien sehr interessiert daran, mit dem E-Bike oder wandernd die Gegend zu erkunden. Ganz besonders der Blomberg mit seinen vielen Freizeitmöglichkeiten habe es ihnen angetan, aber auch die Isar, der Walchensee oder das Brauneck.
„Bergeblick“-Gäste kannten Tölz vorher meist nicht – Spa-Bereich kommt besonders gut an
„Fast alle unsere Gäste kannten das Tölzer Land vorher nicht“, sagt Tien. Manche sind ganz erstaunt, dass man von Bad Tölz aus die Berge sehen kann.“ Sein Eindruck: Zu „99 Prozent“ seien es neue Gäste, die das „Bergeblick“ nach Bad Tölz bringe. Die Besucher kamen zu einem großen Teil aus Bayern, Baden-Württemberg und dem restlichen Deutschland, besonders aus Hamburg, aber auch aus den Benelux-Staaten, der Schweiz und Dänemark.
Besonders freut es Tien, dass der Spa-Bereich gut ankomme. Die „Gumpen“, ein kleines Tauchbecken mit unbeheiztem Wasser, biete das „Flair von Eisbaden“, sagt er. „Die Leute kommen stolz heraus und rufen: ,Hey, ich hab’s gemacht!“ Das Wasser habe aktuell eine Temperatur von 5 Grad. „Jetzt macht es Freude, weil wir sehen, dass unser Konzept aufgehen kann“, so Tien.
„Keine Reklamationen“ gab es zu der Tatsache, dass das „Bergeblick“ kein eigenes Restaurant hat. „Die Gäste wissen es im Vorfeld.“ Viele würden sich gern auf Erkundungstour zu heimischen Gaststätten wie dem „Altwirt“ in Wackersberg, „Binderbräu“, „Einbachmühle“ oder „Reutbergstüberl“ in Bad Tölz machen, „und sie finden den kleinen Verdauungsspaziergang toll“.
Große Pläne: Für die Wintersaison ist eine Eisstockbahn geplant
Im „Bergeblick“ werden bislang Brotzeitbrettl oder Flammkuchen angeboten. Das Angebot will Tien noch um eine „Jause“ mit Kaffee und Kuchen am Nachmittag erweitern. Zudem plant er für die anstehende Wintersaison eine Art kleinen Christkindlmarkt mit Glühweinstand und dazu auf der Terrasse eine Eisstockbahn.
Mit den bisherigen Gästezahlen zeigt sich der Hotelier zufrieden. Etwa zur Hälfte sei das „Bergeblick“ bislang ausgelastet gewesen, was bei einem Neustart ohne Stammgäste und ohne lange im Voraus getätigte Buchungen normal sei. 10 bis 20 Prozentpunkte mehr seien aber angestrebt. Über Weihnachten und Neujahr sei das Hotel so gut wie ausgebucht. Für solche Hochphasen wird der Preis dann auch gleich von 139 Euro pro Person (inklusive Frühstück) um 30 Euro erhöht.
Die Belegschaft des „Bergeblick“ besteht laut Tien aktuell aus „30 Köpfen“ inklusive Aushilfen und Minijobbern im Barbetrieb. Bewerber mit Hotelfachkenntnissen seien weiterhin willkommen.
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