Ausflügler im Rißtal: In der Eng wird’s immer enger

Auch dieses Jahr strömten viele Ausflügler ins Rißtal. Die Massen werden zu einer immer größeren Herausforderung. Das Projekt mit dem Titel „Mobilität im Rißtal 2.0“ soll Lösungsansätze erarbeiten.
Vorderriß – Das Rißtal gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen im Landkreis. Im Herzen des Naturparks Karwendel befindet sich das Landschaftsschutzgebiet „Großer Ahornboden“. Wenn die Laubfärbung der Bergahorne einsetzt, strömen die Besucher in Scharen in die Eng, um das Naturschauspiel zu bewundern. Doch die hohen Verkehrsmassen werden zu einer immer größeren Herausforderung.
„Auch diesen Herbst war wieder einiges los“, sagt Anton Heufelder, Geschäftsführer des Naturparks Karwendel. „Gefühlsmäßig war es aber weniger als in den vergangenen Jahren.“ Ein Grund: Das Laub sei dieses Jahr nicht so stark gefärbt gewesen. „Einen ganz goldenen Herbst hat es nicht gegeben, dafür war es im Sommer zu trocken.“ Außerdem habe der starke Föhnwind seine Spuren hinterlassen. „Der hat einen ziemlichen Schaden angerichtet. Dabei sind viele Äste umgeknickt, und das Laub wurde weggeweht.“
Vorderriß: „Wildes Parkaufkommen“
Besonders viele Fahrradfahrer hätten sich dieses Jahr auf den Weg in die Eng gemacht, hat Heufelder beobachtet. „Einige lassen die Autos in Vorderriß oder in Hinterriß stehen und fahren dann auf dem Rad weiter. Das sorgt teilweise für ein wildes Parkaufkommen.“ Ab Hinterriß wird bekanntlich eine Maut fällig, die von der Weggemeinschaft Hinterriß-Eng erhoben wird. „Viele parken vor der Mautstelle. Die Leute stellen sich hin, wo sie meinen“, so Heufelder. Das könne gefährlich werden, etwa, wenn Notfallwege durch Autos blockiert sind. Omnibusse, Wohnmobile, Autos und Fahrräder, „alle müssen sich die gleiche Straße teilen, weil es keinen Fahrradweg gibt“, so Heufelder. Da könne es schon mal eng werden.
Mobilitätsprojekt wird in weiten Teilen von der EU getragen
„Wir hatten heuer viele Gäste und sind sehr zufrieden“, sagt Florian Reindl, Wirt des Gasthofs zur Post in Hinterriß und Kassier der Weggemeinschaft. „Im Vergleich zu den Vorjahren war es etwas stärker, weil das Wetter im Herbst so gut war. Wir hatten ein langes Hoch.“ Insgesamt sei die Mautstraße „gut ausgelastet, aber noch nicht überlastet“, findet Reindl. Dennoch sei es nötig, über die Mobilität im Rißtal zu diskutieren.
Auf der Suche nach Lösungsansätzen, um die Eng langfristig zu entlasten, zu schützen und zukunftsfähig aufzustellen, haben die Betroffenen ein Projekt unter dem Titel „Mobilität im Rißtal 2.0“ gestartet. Die Arbeitsgemeinschaft Euregio SBM (Schwaz-Bad Tölz-Wolfratshausen-Miesbach) hatte die grenzübergreifende Studie zuvor genehmigt. Sie wird zu 75 Prozent von der Europäischen Union finanziert. Beteiligt sind der Naturpark Karwendel gemeinsam mit dem Alpenverein München-Oberland, den Gemeinde Lenggries, die Weggemeinschaft Hinterriß-Eng sowie die Gemeinden Vomp und Eben am Achensee, in denen die Enklave Hinterriß liegt.
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Öffentlicher Nahverkehr im Fokus
„Wir befinden uns gerade noch in der Startphase“, erklärt Reindl. In dem Projekt sollen Maßnahmen für eine nachhaltigere Mobilität erarbeitet werden. Das betreffe vor allem den öffentlichen Nahverkehr. Über den Bergsteigerbus Eng gibt es aktuell eine öffentliche Anbindung der Eng an die Bahnhöfe nach Lenggries und Bad Tölz. „Hier brauchen wir eine bessere Taktung, die flexibler ist und eine höhere Erreichbarkeit bietet“, fordert Reindl.
„Die Zeit war reif, dass wir uns mal zusammensetzen“, sagt auch Anton Heufelder. „Es ist ein sehr heikles Thema, das wir gemeinsam angehen wollen. Da ist es wichtig, dass man sich an einen Tisch setzt und miteinander spricht, um eine gute Lösung für alle zu finden.“Mit diskutieren werden dabei auch Verkehrsplaner. „Die bringen die nötige Expertise ein und helfen uns dabei, den Blick zu weiten.“ Die Bustaktung an den Wochenenden sei bereits gut, unter der Woche biete sie den Besuchern jedoch nicht die nötige Flexibilität. „Wir müssen möglichst viele Leute dazu animieren, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen“, fordert Anton Heufelder. Gerade dann, wenn im Herbst wieder die Ahornblätter goldgelb leuchten.
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