Rätselhafte Umstände: Germeringer stürzt in den Tod

Trauer und Fassungslosigkeit löste in Germering eine Nachricht aus Tübingen aus. Dort ist ein 20-Jähriger gestorben - und zwar unter bisher etwas rätselhaften Umständen. Der junge Mann war in der großen Kreisstadt kein Unbekannter.
Germering/Tübingen – Lukas B. machte vor etwa drei Jahren Schlagzeilen. Er kandidierte als 17-Jähriger für die Germeringer Grünen bei der Kommunalwahl auf der Liste für den Stadtrat. Am Wahltag feierte er seinen 18. Geburtstag. Er wäre wohl Bayerns jüngster Lokalpolitiker gewesen, hätte er genug Stimmen bekommen. Doch der Schüler verpasste damals den Einzug in den Stadtrat. Statt in der Nähe von München zu studieren, wie er es im Falle einer erfolgreichen Kandidatur vorhatte, schrieb er sich später an der Uni Tübingen für Philosophie und Informatik ein.
Dort passierte jetzt das Unglück. Lukas B. starb in der Nacht auf Samstag bei einer Feier einer Tübinger Studentenschaft. Ein Spaziergänger fand die Leiche des 20-Jährigen tags darauf in den frühen Morgenstunden. Der Germeringer lag tot unter dem Balkon des Verbindungshauses, in dem die Party stattgefunden hatte. Er war lediglich mit einem Hemd und einer Hose bekleidet.
Noch keine Gedenkfeier geplant
Dem vorläufigen Obduktionsbericht zufolge waren innere Verletzungen die Todesursache. Die Ermittler vermuten, dass der Germeringer vom Balkon stürzte. Es gebe keine Anzeichen auf eine äußere Gewalteinwirkung, sagte ein Sprecher der Polizei Reutlingen am Dienstag. Ob Alkohol im Spiel war, ist noch unklar. Entsprechende Untersuchungen laufen. Unter dessen befragen die Ermittler die Partygäste, um die genaueren Umstände des Sturzes vom Balkon zu klären. Das Schwäbische Tagblatt berichtet, der Balkon sei nur vier Meter hoch. Die Polizei müsste demnach klären, ob der junge Mann überhaupt auf den Balkon hätte gelangen können. Die Party hätte in einem anderen Stockwerk stattgefunden.
Lukas B. war Mitglied der Sängerschaft Hohenlinden, einer fakultätsübergreifende Studentenschaft. Er besuchte am Freitag eine Feier der Turnerschaft Hohenlinden. Nach Angaben der Polizei Reutlingen lassen sich beide Verbindungen keiner politischen Richtung zuordnen. Freunde legten am Unglücksort in Tübingen mehrere Kerzen nieder.
Die Nachricht von Lukas B.‘s schrecklichen Tod hat viele in Germering erschüttert. Vater Gerhard B., der bei den Grünen aktiv ist, hat Ortsverbandssprecher Ralph Rückerl am Samstag per Mail über den tragischen Vorfall informiert. Rückerl ist auch am Dienstag noch fasslungslos, dass der junge Mann, der immer noch Mitglied im Ortsverband war, nicht mehr lebt: „Ich habe erst vor kurzem bei der Geburtstagsfeier von Gerhard B. mit ihm am Tisch gesessen und über alles mögliche philosophiert“, erzählt er. Lukas B. sei auch nach der Kommunalwahl 2014, bei der er knapp den Einzug in den Stadtrat verpasst hatte, weiter im Ortsverband aktiv geblieben.
Sein Abitur hat er vor knapp drei Jahren am Carl-Spitzweg-Gymnasium (CSG) gemacht. Schulleiter Georg Gebhard sagt nach dem Unglück: „Das ist eine ganz schlimme Nachricht“. Der Direktor erinnert sich an einen sehr verständigen und vernünftigen jungen Menschen. Er sei an der Schule in der Informatikgruppe und auch als Musiker aktiv gewesen. Bei Schulkonzerten war Lukas B. unter anderem in der Perkussionsgruppe vertreten.
Ob und wie die Schule auf den Tod von Lukas B. reagieren wird, hängt Georg Gebhard zufolge vor allem von den Eltern ab. „Normalerweise würden wir eine Gedenkfeier durchführen.“ Aber weil ein Bruder von Lukas auf das Gymnasium gehe, werde man erst einmal abwarten.
kg/rat