„Klima-Kleber“ legen sich vor Faschingsumzug: „Nicht in Ordnung, wenn Menschen in Gefahr kommen“

Beim Faschingsumzug in Schröding gab es Bürgermeister in Jutesäcken, Jugendliche in Weihnachtsmannkostüm – und politische Kritik. Eine Gruppe von Faschingsfans legte sich als falsche Klima-Kleber auf die Straße.
Schröding – Wenn die Faschingsfreunde Garnzell nicht gerade als „Klima-Kleber“ die Schrödinger Hauptstraße blockierten, half der Burschenverein Velden der Taufkirchener Feuerwehr mit ihrem Sechs-Mann-Tandem in die Gänge, um den Faschingsumzug wieder in Bewegung zu setzen. 2000 Besucher, so schätzte Mitorganisator Martin Grandinger, säumten am Sonntag nach vier Jahren wieder die Straßen des kleinen Dorfs in der Gemeinde Kirchberg. An die 500 Teilnehmer zogen in 19 Gruppen, davon zehn als lautstarke Partywagen, an ihnen vorbei.
„Beeindruckend, wie viele Leute nach Schröding gekommen sind – und Respekt vor den Organisatoren, die haben sich sehr viel Arbeit gemacht“, meinte Christl Göllner aus Taufkirchen, als die letzten Wagen wieder den Anstieg zur Grundschule nahmen, wo auf dem Parkplatz und im Zelt weiter gefeiert wurde. Drei Vereine, Schützen und Stockschützen Schröding sowie die Feuerwehr Kirchberg, hatten seit Januar geplant und vorbereitet, damit weder der kalte Wind die Stimmung abkühlen, noch die Staus einen reibungslosen Ablauf ausbremsen konnten.
Bürgermeister kommen in Jutesack und Krone auf dem Kopf
„Die Leute sind noch immer partyhungrig, wir erwarten einen großen Andrang“, sagte Josef Rückerl, Chef der vierköpfigen Security, zu Beginn der Veranstaltung am Eingang des Partyzelts. Das Konzept des Geisenhausener Dienstleisters, „mit Fairplay auf die Gäste zugehen, dann kommt auch Fairplay zurück“, funktionierte auch im Holzland. Den Umzug selbst sicherte die Feuerwehr ab.

Schließlich nahmen auch vier „Könige“, die Holzlandbürgermeister, als „verarmter Hoizland-Adel“ teil. In Jutesäcken, aber mit Krone zogen Michaela Mühlen, Dieter Neumaier, Alfons Beilhack und Hans Schweiger einen Leiterwagen mit Sparschwein hinter sich her, baten um Spenden für die Kreisumlage und warfen zugleich mit Süßigkeiten sowie Hochprozentigem nur so um sich, wenn sie nicht gerade die „Huldigungen“ ihrer „Untertanen“ entgegennahmen.
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„Klima-Kleber“ beim Faschingsumzug: „Nicht in Ordnung, wenn Menschen in Gefahr kommen“
Geklotzt wurde beim katholischen Burschenverein Velden. Schließlich musste der 15,50 Meter lange Party-Sattelaufleger, den sich der Verein eigens für Faschingsumzüge gekauft hat, mit vielen Mitgliedern gefüllt werden: Ein ganzer Bus brachte als Weihnachtsmänner verkleidete Burschen und Mädels ins Holzland, die so auch Werbung für ihre im Mai bevorstehende „After-Xmas-Party“ machten. Denn Corona kam dem 110-jährigen Gründungsfest dazwischen, wie Vorsitzender Thomas Brenninger erzählte.

Kritik an den Aktionen von Klimaaktivisten übten die Faschingsfreunde Garnzell – und taten es ihnen gleich: Sobald der Zug ohnehin ins Stocken geraten war, „klebten“ sie sich vor den Traktoren auf die Straße. „So wie die das machen, ist es nicht in Ordnung, vor allem wenn Menschen in Gefahr kommen, weil beispielsweise Rettungswagen behindert werden“, sagte Ayla Schmidt von den Faschingsfreunden über die Aktivisten und erinnerte daran, dass der Verein schon vor der Pandemie politische Statements abgegeben hatte, etwa zum Brexit.
Musikzug zurückhaltend: „Wir werden älter“
Unüberhörbar verkündeten auch die Landjugenden ihre Party-Mottos, die Jugendlichen aus Ast als „New Kids Turbo“ im 90er-Jahre-Outfit, die Steinkirchner zu ihrem Jubiläumsmotto „Hoizland hoazt ei“. Nicht mithalten wollte da Oberbayerns einziger Schalmeienverein, der Isentaler Schalmeien-Express. Die Musiker spielten daher nur vor und nach dem Umzug auf dem Kirchplatz. „Wir werden älter und man braucht halt doch Luft zum Spielen“, sagte Spielleiter Manfred Eberl lachend.
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