Bekanntlich will Lauterbach diese neu strukturieren: kleine, überwiegend ambulante Stationen, mittlere Häuser des gehobenen Leistungsspektrums sowie die Maximalversorger wie die Unikliniken. „Unser Ziel ist, in die zweite Kategorie zu kommen“, sagte Bayerstorfer. Dann würde sich vermutlich wenig ändern. Doch sicher ist das nicht. Und selbst wenn: Last und Bayerstorfer gaben zu, „dass wir nicht wissen, wie es dann mit dem Standort Dorfen weitergeht“. Denn der ist als eigene Einrichtung im Krankenhausplan verzeichnet und nicht als reine Außenstelle des Erdinger Klinikums. Dorfen hat aber nur 42 Betten, das könnte für die Reform zu klein sein.
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Selbst wenn Erding in die zweite Kategorie kommt, bleibt die anstehende Mindestmengenregel des Gemeinsamen Bundesausschusses im Gesundheitswesen. Der zufolge bekommen Kliniken nur noch Leistungen vergütet, die in einer bestimmten Zahl erbracht werden – wie berichtet eine akute Gefährdung des Brustzentrums in Erding.
Diese Gefahr haben Bayerstorfer und Last erkannt – und sind zu einer Neuerung bereit, die vor wenigen Monaten noch undenkbar war: „Wir erwägen eine Kooperation mit den Nachbarkliniken“, sagte der Landrat. Die Ämter sowie Klinikleitungen von Erding, Ebersberg und Freising seien bereits in Gesprächen. Denn in allen drei Häusern werden die Mindestmengen teils unterschritten. Das hätte zur Folge, dass alle drei Kliniken ihre Angebote nicht mehr finanziert bekämen. Führen sie aber Leistungen an einem Ort zusammen, würden sie zu dritt die Mindestmengen erreichen – und könnten überleben.
Doch nicht nur um den Standort Dorfen sorgen sich Politik und Management, auch die Geburtshilfe in Erding gerät (wieder) in Gefahr. Bayerstorfer gab zu: „Die Bestrebungen, eine kinderheilkundliche Abteilung aufzubauen, haben wir begraben.“ Allerdings gibt es Pläne, dass die Kassen Leistungen von Kreißsälen und Geburtshilfen nur noch dann vergüten, wenn sie mit einer Kinderklinik verbunden sind.
Die gibt es aber nur in München und Landshut sowie in Starnberg im Süden der Landeshauptstadt. Last und Bayerstorfer fragen sich allerdings, ob die Häuser in den Großstädten überhaupt in der Lage wären, alle Geburten aus dem Umland abzuwickeln. Als Untergrenze gelten laut Landrat um die 700 Entbindungen jährlich – „und die erreichen wir seit Jahren immer knapp nicht“. Auch hier könnte eine Kooperation mit Ebersberg und Freising erwogen werden, sofern dann eine weitere kinderheilkundliche Abteilung genehmigt wird.
Noch ist offen, wie sich die Reform auswirkt. Zuständig ist der Bund, die Krankenhausplanung soll aber Ländersache bleiben. Bayerstorfer kündigte an, auf dem politischen Weg über die Staatsregierung möglichst viel für Erding herausholen zu wollen. „Es bleibt unser Ziel, dass möglichst kein Bürger den Landkreis für eine Krankenhausbehandlung verlassen muss. An der Reform kritisiert er grundsätzlich: „Aus Corona wurde nicht gelernt.“
Ob die große Erweiterung kommt, ist nun mehr als ungewiss. „Handlungsbedarf gibt es aber“, betonte Last. An der Vergrößerung der Notaufnahme sowie der Ertüchtigung des OP-Traktes führe kein Weg vorbei. (ham)
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