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Seit Annexion der Krim: Fotograf aus Bayern mitten im Kriegsgeschehen -„Ukraine ist mein Lebensthema“

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Von: Jonas Napiletzki

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Kriegsfotograf Florian Bachmeier
Florian Bachmeier in Serbien im Jahr 2017. © imago/ZUMA Wire/Sachelle Babbar

Zwei Wochen war Florian Bachmeier in der Ukraine zwischen Luftangriffen und Einschlägen. Der Fotograf möchte das Schicksal des Landes dokumentieren.

Schliersee - Florian Bachmeier ist in Tegernsee geboren, am Schliersee (Landkreis Miesbach) aufgewachsen und fotografiert in der Ukraine. Als Mitglied des N-Ost Nachrichtennetzwerks dokumentiert der 47-Jährige Menschen im Kriegsland. Eine Schutzausrüstung trägt er nicht.

In die Ukraine ist Florian Bachmeier hineingestolpert. Das war 2013. Er war gerade dabei, den weißen Tod zu porträtieren – er machte Fotos von Tuberkulose in Moldawien –, als der Euromaidan in Kiew aufflammte. „Und dann ging alles ganz schnell“, sagt Bachmeier. Er reiste in die Ukraine, die Gewalt eskalierte. Auf dem Maidan starben Menschen. Als Russland die Krim annektierte und der Krieg begann, war der Fotograf aus Schliersee schon mittendrin. Das war 2014. Geändert hat sich daran bis heute nichts. Bachmeier fotografiert regelmäßig in der Ukraine. Auch im Jahr 2022.

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Ukraine-Krieg: Fotograf will Schicksale dokumentieren

Er sei kein klassischer Kriegsberichterstatter, sagt Bachmeier. Schon immer interessierte er sich für Osteuropa. Der Krieg sei dann über die Ukraine und so zu ihm gekommen. Er hätte sich das anders gewünscht. Aber: Wegen des Krieges zu Hause zu bleiben, wäre für den Fotografen auch keine Möglichkeit. „Ich fühle mich verpflichtet, meine Arbeit vor Ort weiterzuführen“, sagt er mit leicht kratziger Stimme. „Um den Krieg zu dokumentieren. Auf meine Art.“

Bei einem Treffen mit unserer Redaktion nach einer seiner Reisen zeigt er Bilder von einem Mann am Checkpoint in Holoskiv, von einer Taufe in Kiew, von einer Geflohenen aus Charkiw. Sie durfte mit ihren Söhnen im wehrfähigen Alter nicht ausreisen – obwohl diese behindert sind. An der Grenze glaubte man den Söhnen ihre Einschränkung nicht. Menschen wie diese stehen für Bachmeier im Fokus. Er will sie nicht im Stich lassen. Gerade jetzt, nach so langer Beschäftigung und so großer Liebe zum Land, will er ihr Schicksal dokumentieren. Sein Engagement will er aber nicht hervorheben. „Das ist eine Sache, die jedem Journalisten oder Fotografen begegnet, der solche Themen bearbeitet.“

Kriegsfotograf: „Ukraine ist zu meinem Lebensthema geworden“

Solche Themen – das bedeutet auch Gefahr für den eigenen Körper. „Der Beschuss geht weiter“, sagt der Familienvater in einer Sprachnachricht an die Redaktion, die er aus der Ukraine absendet. Besorgt ist er in der Ukraine aber weniger um sich, als um die Menschen, mit denen er arbeitet. Während entfernte Einschläge kalkulierbar seien, sind es Luftangriffe auf Städte eben nicht. Gerne, betont er, würde er mit Schutzausrüstung arbeiten. Die Logistik vor Ort und die Budgets seiner Auftraggeber ließen das aber nicht immer zu. Die zweiwöchigen Reisen hat seine Familie trotzdem akzeptiert. Seine Arbeit, sein Engagement. „Und, dass die Ukraine in den letzten Jahren zu meinem Lebensthema geworden ist.“

Nach Reise in die Ukraine: Fotograf vom Schliersee verbringt viel Zeit mit der Familie

Zurück aus dem Osten gehört die Zeit seiner Frau und seinen vier- und achtjährigen Kindern – aber nicht allein. Bachmeier fotografiert für Zeitungen, Zeitschriften, Firmenkunden oder Websites auch im Rahmen anderer Projekte. Loslassen kann er die Ukraine dabei nicht. „Das sind Bilder, die gemacht werden müssen, um ein Zeugnis abzulegen“, betont Bachmeier. Damit will er einen Teil dazu beitragen, den Krieg einzuordnen. Sein Blick sei immer subjektiv. „Aber genau darin liegt eigentlich der Zauber der Fotografie.“ Sie sei das Ergebnis bewusster Auseinandersetzung mit der Welt. Florian Bachmeier fotografiert aus Überzeugung.

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