„Das größte Problem sind die Betreiber“: Kaminofen ist (k)ein Klimasünder

Holz als Wärmelieferant liegt derzeit im Trend – nicht unumstritten. Doch die richtige Handhabung kann viele Emissionen einsparen.
Landkreis – Die Temperaturen sinken, die Zeit der gemütlichen Kaminfeuer beginnt wieder. Doch ein Kaminfeuer bringt nicht nur Wärme, sondern auch Luftverschmutzung mit sich – vor allem, wenn der Ofen falsch bedient wird. Das Umweltbundesamt rät deshalb vom Heizen mit Holz ab.
Dabei sind nicht die Kaminöfen selbst das Problem, sondern die Betreiber, erklärt Kaminkehrer Stefan Heigl aus Holzkirchen. Denn ein neuer Ofen wird vor Inbetriebnahme auf Effizienz und Emissionsausstoß geprüft und vom TÜV zertifiziert. „Aber wenn der Kunde nicht weiß, wie er ihn richtig bedient, dann bringt die ganze Zulassung nichts.“
Kaminkehrer aus Holzkirchen verrät: „Das größte Problem sind die Betreiber“
Für Heigl ist Heizen mit Holz eigentlich eine gute Sache: Es sei kostengünstig, regional und entlaste die fossilen Brennstoffe – wenn die Handhabung stimme. Wer richtig heizt, stößt laut Umweltbundesamt bis zu 45 Prozent weniger Feinstaub und 30 Prozent weniger Kohlenstoffdioxid aus. „Das größte Problem sind die Betreiber“, erklärt er.
Das größte Problem sind die Betreiber
Eine falsche Bedienung lässt sich zum Beispiel daran erkennen, dass viel Rauch und Gestank aus dem Kamin austritt. Damit könne ein Einfamilienhaus eine ganze Siedlung mit Feinstaub belasten. Beratung ist für Heigl deshalb das „A und O“. Denn aktuell gehe der Trend auch im Landkreis wieder verstärkt zum Holz.
Wie der 36-Jährige bemerkt, nicht nur aus Angst vor Preissteigerungen bei Öl, Strom oder Gas, sondern auch, weil viele damit die Sicherheit verbinden, unabhängiger zu sein. In der Region besitzen rund 90 Prozent aller Einfamilienhäuser einen Kamin, schätzt er. In der Stadt Miesbach oder der Marktgemeinde Holzkirchen sei die Zahl mit rund 40 Prozent geringer.
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Das richtige Heizen mit dem Kaminofen muss gelernt sein: Beim Anheizen passieren die meisten Fehler
Dass bestimmte Stoffe wie Abfälle, Kunststoff, beschichtetes oder lackiertes Holz nicht im Kamin landen sollen, hält der Experte für allgemein bekannt. Die meisten Fehler passieren laut dem Kaminkehrer beim Anheizen des Ofens. Dabei sei es vor allem wichtig, den kalten Ofen langsam auf Temperatur zu bringen, erklärt der 36-Jährige. Zum Anheizen sollte deshalb vor allem Weichholz wie Kiefer oder Fichte verwendet werden.
Zum Nachlegen eignet sich dafür Hartholz aus Tanne oder Buche, da es eine längere Brenndauer hat. Bei der Wahl des richtigen Brennstoffes sollte auch die Größe der Scheite beachtet werden. „Die Länge muss zum Feuerraum passen“, erklärt der Experte. Empfehlungen dazu stehen in der Betriebsanleitung. Heigl empfiehlt zudem ungefähr unterarmdicke Scheite, zwischen sieben und zehn Zentimetern, zu verwenden.
Tipp vom Kaminkehrer zum Heizen: Brennholz sollte trocken genug sein
Damit nicht zu viel Rauch entsteht, sollte das Brennholz trocken genug sein. Eine Restfeuchtigkeit von zehn bis zwanzig Prozent gilt als Richtwert. Ob das Holz zu feucht ist, lässt sich zum Beispiel an seinem Gewicht oder Klang erkennen: Klingen die Scheite dumpf, wenn man sie aneinanderschlägt, sind sie noch feucht, trockene Scheite klingen eher hell. Auch beim Heizen macht sich das bemerkbar, denn feuchtes Holz zischt beim Anzünden und zum Erhalt des Feuers wird deutlich mehr Brennstoff benötigt.
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Wer auf Nummer sicher gehen will, kann mit speziellen Geräten, die beispielsweise in Baumärkten angeboten werden, die Feuchtigkeit nachmessen. „Wenn man einen guten Lagerplatz mit Sonne und viel Wind hat, reicht das eigentlich“, meint Heigl. Zudem sollte man das Scheitholz vor dem Anheizen in die Wohnung holen, damit die übrige Oberflächenfeuchtigkeit trocknen kann.
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Wegen Energiekrise steigt die Nachfrage nach Brennholz im Landkreis stark an
Um die Schadstoffbelastung so gering wie möglich zu halten, sollten Betreiber darauf achten, den Feuerraum heiß genug zu halten, die Luftzufuhr anzupassen sowie die richtige Menge und vor allem das richtige Material zu verwenden. Dafür empfiehlt Heigl, die Betriebsanleitung des Herstellers zu beachten. „Jeder Kamin hat eine unterschiedliche Leistung und Größe, das kann man so nicht pauschalisieren.“
Dass Heizen mit Holz im Trend liegt, bestätigt auch die Waldbesitzervereinigung Holzkirchen (WBV). Vorsitzender Alexander Mayr bemerkt eine steigende Nachfrage nach Brennholz. „Mit der Energiekrise im vergangenen Jahr hatten wir einen riesigen Boom.“ Der warme Herbstanfang habe die Nachfrage zwar etwas verzögert, doch Mayr rechnet damit, dass die Geschäfte spätestens mit dem ersten Schnee wieder Fahrt aufnehmen.
„Manche haben im vergangenen Jahr vielleicht auch zu viel gekauft“, vermutet der Vorsitzende. Im Vergleich zum Vorjahr sind auch die Preise leicht angestiegen: Aktuell verlangen Waldbesitzer laut WBV für Laubholz 140 bis 160 Euro pro Ster, für Nadelholz rund 90 bis 100 Euro.
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