Das ist schwierig. Neulich hatte ich erst wieder diese Situation. Ich war beim Arzt und musste irgendwie erklären, was ich mache. Er wusste nicht, was TikTok ist.
Haben Sie es ihm erklärt?
Nein. Meistens sage ich in solchen Momenten einfach, dass ich Musik mache. Mit größeren Social-Media-Erklärungen fange ich nicht an.
Sie haben schon immer gesungen und Gitarre gespielt. Heute hören Ihre Musik online Millionen von Menschen. Wann kam der Durchbruch?
Als ich 2020 bei „The Voice Kids“ war, habe ich mit TikTok angefangen. Anfangs hatte ich nicht die Intention, groß rauszukommen, aber es hat Spaß gemacht, und ich bin dran geblieben. Irgendwann habe ich einen Song von den Ärzten gecovert und hochgeladen. Daraufhin hat mich mein Management entdeckt.
In einem kleinen Ort wie Schwabsoien fallen Sie mit Ihrem Karriereweg eher aus der Reihe. Welche Reaktionen gab es?
Sagen wir’s so: Es war ganz gut, dass ich damit in der Coronazeit angefangen habe. Dank des Homeschoolings habe ich nicht so stark mitbekommen, wenn jemand aus meiner Schule schlecht über mich geredet hat. Schwieriger wurde es, als der Präsenzunterricht wieder angefangen hat. Da musste ich erleben, wie einige Leute ziemlich asozial zu mir waren.
Wegen TikTok?
Ja. Dass ich TikTok mache, fanden viele „cringe“, also unangenehm. Sogar meine besten Freunde haben auf einmal nicht mehr mit mir geredet. Es war keine leichte Zeit für mich.
Wie sind Sie damit umgegangen?
Ich habe einen Schalter umgelegt und mir gedacht: „Fuck it“. Und zum Glück habe ich neue Freunde gefunden, die für mich da waren.
War die Musik ein Trost?
Auf jeden Fall. In ein paar Songs gibt es Zeilen, die auf diese Zeit hinweisen. Auch in „Fix This“, meinem neuen Song, geht es darum, Freunde zu verlieren. Deswegen ist mir das Lied auch mega wichtig.
Hätten Sie in einer Großstadt nicht so zu kämpfen?
Vermutlich nicht. Manchmal stelle ich es mir cool vor, in München zu wohnen. Da kann jeder sein Ding machen, ohne sich erklären zu müssen. Andererseits lebe ich gern in Schwabsoien. Hier habe ich meine Freunde, den Wald, die Natur.
Kommen wir zur Musik zurück. Ihre Vorbilder sind AC/DC und Queen. Warum genau diese Bands?
AC/DC kenne ich durch meinen Papa, der war bestimmt schon acht Mal auf einem ihrer Konzerte. Das Fan-Sein habe ich ein bisschen von ihm geerbt. Und Queen war wohl die erste Band, von der ich mir bewusst Musik angehört habe. Ihre Lieder fand ich von Anfang an so krass, da hatte ich Gänsehaut am ganzen Körper.
Wollen Sie das mit Ihrer Musik auch schaffen?
Mein Ziel ist es, anderen zu helfen. Ich freue mich jedes Mal, wenn mir jemand schreibt, dass ihm meine Lieder durch eine schwere Zeit geholfen haben. Selbst, wenn es mit meiner Musik nur ein paar Leuten besser geht, lohnt es sich.
Am 2. Dezember ist Ihre erste EP „Chaos“ erschienen. Wie hat sich dieser Schritt angefühlt?
Es war schön. Alle Songs sind vorher schon einzeln erschienen. Die EP ist jetzt die Zusammenfassung, die alles bündelt. Sie ist ein Abschnitt meines Lebens in Musik zusammengefasst.
Und nun geht es damit auf die Bühne?
Nächstes Jahr sind einige Auftritte geplant. Darauf freue ich mich schon.
In Schwabsoien hält man zusammen, ganz egal, woher man stammt. Die Geschichte über eine sechsköpfige Familie in Not.