Beängstigende Momo-Challenge taucht auf Handy-Bildschirmen im Landkreis Dachau auf
Die Momo-Challenge hat auch den Landkreis Dachau erreicht. Das gruselige WhatsApp-Phänomen war Thema bei einer Podiumsdiskussion im Ludwig-Thoma-Haus.
Dachau – Weit aufgerissene Augen, strähnige, schwarze Haare und ein verzerrter Mund: Es ist eine schaurige Fratze, die derzeit bei vielen Schülern aus dem Landkreis über WhatsApp auftaucht. „Momo Challenge“ nennt sich der Betrug, der manchen Kindern so Angst macht, dass es in anderen Ländern deswegen sogar schon Selbstmorde gegeben hat.
Für Eltern ist es nicht immer leicht, ihre Kinder vor solchen Gefahren im Internet zu schützen. Wie das gelingen kann, war Thema bei einer Podiumsdiskussion im Ludwig-Thoma-Haus.
Das Netzwerk gegen Missbrauch des Landkreises Dachau hatte die Veranstaltung unter dem Motto „Missbrauchshelfer Smartphone?“ organisiert. Es diskutierten die beiden Zehntklässler Amir Ali-Akbar (15) und Paolo D’Avanzo (16), von der Mittelschule Dachau-Süd, Petra Fuchsbichler, Schulleiterin der Mittelschule Indersdorf, Sibylle Rupprecht, Mutter und Lehrerin an der Greta-Fischer-Schule, sowie der Jugendpolizeibeamte Tom Rechl.
Wie sollten Eltern auf die Momo Challenge reagieren?
Was die Momo Challenge angeht, gab es einen Rat: Nicht darauf reagieren und den Kontakt sperren, der sich als „Momo“ gemeldet hat. „Und man sollte als Eltern mit den Kindern darüber reden, dass sie keine Angst zu haben brauchen“, so Rechl. Generell sind negative Erfahrungen im Internet für Kinder und Jugendliche keine Seltenheit.
„Momo Challenge“ bei WhatsApp: So warnt die Polizei auf Twitter
Was genau ist die „Momo Challenge“ bei WhatsApp
- Ein Account namens „Momo“ mit einem Horror-Profilbild soll in den WhatsApp-Kontakten vieler Menschen auftauchen.
- Im Netz berichten User, dass sie von dem Account einfach angeschrieben wurden. Berichte und Videos im Netz behaupten: Wenn man „Momo“ bei WhatsApp schreibt, soll sie zurückschreiben, Bilder und Sprachnachrichten schicken.
- Videos sollen sogar Anrufe von „Momo“ zeigen. Was steckt hinter der „Momo-Challenge“?
- In Medienberichten wird das WhatsApp-Spiel mit Selbstmorden von Jugendlichen in Argentiniern, Kolumbien, Frankreich und Belgien in Verbindung gebracht.
- Der Vater eines 14-jährigen Jungen aus Frankreich, der sich erhängte, hat nun die sozialen Netzwerke, WhatsApp, Youtube und den französischen Staat verklagt.
- Die Polizei warnt vor der Kontaktaufnahme mit dem „Momo“-Profil bei WhatsApp.
„Ein Nacktfoto erreicht in zehn Minuten 1000 Handys!“
Im Publikum saßen Schüler der Mittelschule Dachau-Süd. Einige berichteten beispielsweise, dass sie Nacktfotos geschickt bekommen hätten. Sexueller Missbrauch sei das, erklärte Tom Rechl. Gleichzeitig warnte er die Jugendlichen davor, selbst solche Bilder zu versenden: „Ein Nacktfoto erreicht in zehn Minuten 1000 Handys!“
Video: Tot wegen "Momo-Challenge": 14-Jähriger stirbt
„Nie heimlich die Handys kontrollieren! Das ist das Schlimmste“
Um auf solche Probleme angemessen reagieren zu können, ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche eine Vertrauensperson haben, an die sie sich wenden. „Oft können auch ältere Geschwister oder ältere Schüler helfen“, schlug Paolo D’Avanzo vor. Für Eltern wiederum gilt eine Grundregel, um Vertrauen aufzubauen und zu erhalten: „Nie heimlich die Handys kontrollieren“, erklärte Thomas Rechl. Das sei „das Schlimmste, was man machen kann“!
Keine Lösung sei es auch, das Smartphone komplett zu verbieten. „In der Grundschule haben Smartphones nichts zu suchen“, so Rechl. „Ab der fünften Klasse ist es dann aber wahrscheinlich nicht mehr zu vermeiden, dass das Kind wenigstens WhatsApp nutzen kann. Sonst wird es schnell zum Außenseiter.“ Entscheidend sei vielmehr eine gute Aufklärung der Kinder.
Hier sind auch die Lehrer gefragt. „Ich würde mir wünschen, dass die Schüler zu uns kommen, wenn es Probleme wie die Momo Challenge gibt“, sagte Petra Fuchsbichler.
Tobias Fischholz, Medienpädagoge und Lehrer an der Mittelschule Indersdorf, brachte eine weitere Anregung in die Diskussion: Er leitet ein Projekt, bei dem die Smartphones der Kinder mit in den Unterricht eingebunden würden. „So lernen sie einen verantwortungsbewussten Umgang und werden zu mündigen Digital-Usern.“
„Für Eltern ist es schwer, mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten“
Auch der Schüler Amir Ali-Akbar sprach sich für mehr Informationen seitens der Schule aus. Natürlich wisse er heute, dass Sachen, die er ins Internet stelle, öffentlich seien. „Aber dass das auch private Chats betreffen kann, wusste ich bis vor Kurzem noch nicht. Da wären Aufklärungsrunden sinnvoll.“
Das Fazit der Runde war eindeutig: Schulen, Eltern und Kinder sollten besser zusammenarbeiten. „Wir brauchen eure Hilfe“, sagte Mutter Sibylle Rupprecht: „Für viele Eltern ist es oft schwer, mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten.“ Deshalb gibt es für Tom Rechl auch nur eine Lösung: „Es kommt auf den Dialog an: Die Kinder bringen den Eltern die Technik bei und die Eltern den Kindern das Soziale.“ CLAUDIA SCHURI
WhatsApp-User müssen vorsichtig sein: Gerade kursiert ein fieser Kettenbrief, der sehr teure Konsequenzen haben kann.