1. tz
  2. München
  3. Region

Familie baut im großen Stil an - doch Marihuana so schlecht, dass sie sich selbst „Gutes in München“ besorgt

Erstellt:

Von: Stefanie Zipfer

Kommentare

Marihuana Symbolbild
Eine Familie hat im Landkreis Dachau im großen Stil Marihuana angebaut. © Paul Sancya/AP/dpa/Symbolbild

Um die Herstellung von Marihuana in großer Menge ging es jetzt in einer Gerichtsverhandlung. Das Besondere: Da war ein „Familienbetrieb“ am Werk.

Dachau – In einem Einfamilienhaus im Dachauer Hinterland blühten im vergangenen Jahr Marihuanapflanzen – nach Angaben der Polizei „riesige Mengen“. Der Besitzer dieser Pflanzen, der zudem noch einige Messer, Munition, einen Baseballschläger und einen Teleskopschlagstock besessen hatte, wurde dafür vom Münchner Landgericht bereits verurteilt. Schuldig wegen des bewaffneten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln, lautete der Spruch des Landgerichts im vergangenen September.

Dachau: Sohn verurteilt - doch Marihuana-Anbau konnte er nicht allein bewerkstelligen

Im Zuge dieses Verfahrens in München kam aber auch heraus, dass der junge Verurteilte Hilfe gehabt haben musste bei Anbau und Pflege seines Marihuanas. Ein Gewächshaus neben dem Wohnhaus war voll mit den Drogen. „Obst- und Gemüseanbau war da gar nicht mehr möglich“, befand der Dachauer Amtsrichter Christian Calame.

Da war es naheliegend und anhand von Handynachrichten auch nachgewiesen, dass die Schwester des Marihuana-Gärtners, die auch noch im selben Haus wohnte wie ihr Bruder, sowie die Mutter fleißig mit angepackt hatten. Dieses Gießen und Stutzen und Pflegen nannte der Staatsanwalt denn auch – Bezug nehmend auf das Münchner Landgerichtsurteil – „Beihilfe zum bewaffneten Handeltreiben mit Betäubungsmitteln“.

Mutter und Tochter im Landkreis Dachau wollten nur „Aufzucht“ unterstützen, nicht Handel

Die 28-jährige Schwester sowie die 59-jährige Mutter aber stritten diesen Vorwurf vor dem Dachauer Schöffengericht ab. Sie hätten lediglich „die Aufzucht unterstützen wollen, nicht aber den Handel“, wie sie ihre Verteidiger erklären ließen.

Überhaupt sei alles ein Riesen-Missverständnis gewesen! Der Bruder beziehungsweise Sohn nämlich habe seit Langem unter Rückenschmerzen gelitten und sich mit dem einen oder anderen Joint Linderung erhofft. Dass die Pflanzen dann so „unglaublich in die Höhe schossen“, damit habe in der Familie einfach niemand gerechnet.

(Unser Dachau-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Lediglich „guten Freunden“ habe man von dem Stoff abgeben wollen, „gern geschenkt“! Aber dass daraus ein Geschäft werden sollte – Zeugen zufolge verlangten die Hobbygärtner 10 Euro pro Gramm Marihuana – sei mitnichten die Absicht gewesen.

Dachau: „Unfassbar große Menge“ Marihuana, aber auch „unfassbar schlechte Wirkung“

Dass es am Ende zu einem Deal zwischen Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Gericht kam, lag auch daran, dass die Drogen zwar laut Staatsanwalt in einer „unfassbar großen Menge gefunden“ worden waren, dafür aber auch eine „unfassbar schlechte Wirkung“ hatten. Eine Zeugin vor dem Landgericht hatte ausgesagt, dass die Schwester ihr eigenes Gras gar nicht habe rauchen wollen, sondern sich stattdessen „ein Gutes in München besorgt“ habe.

So ließ Richter Calame den Vorwurf der Beihilfe zum Handeltreiben zwar fallen, sprach das Mutter-Tochter-Gespann aber wegen der Beihilfe zum Drogenbesitz schuldig. Denn für ihn war klar: „Das Gewächshaus war voll mit Marihuana. Wer da gießt, der gießt bewusst Betäubungsmittel!“ Dafür setzte es jeweils eine Bewährungsstrafe von sechs Monaten sowie zusätzlich für die Mutter eine Geldstrafe von 1560 Euro an den Verein Brücke Dachau sowie die Auflage einer Drogenberatung für die Tochter.

In Summe standen am Ende knapp 2,5 Kilo sichergestellte Drogen, zwei große Gerichtsverfahren und drei Verurteilte. Da könne man nur sagen, so der Staatsanwalt: „Scheiß Drogen!“

Auch interessant

Kommentare