In München ging der Ärger weiter. Nur ein Koffer auf dem Gepäckband gehörte ihnen, von den anderen fehlte jede Spur. Plötzlich stoppte das Karussell und ein Bildschirm zeigte an: Die Gepäckausgabe ist vorbei. „Viele andere Passagiere haben auch Koffer vermisst“, sagt W. Vor Ort konnte niemand helfen, also fuhr er frustriert mit seiner Familie heim. Er meldete die vermissten Gepäckstücke, erfragte über einen Code ihren Standort – und wartet seitdem.
Am Münchner Airport gibt es regelmäßig Gepäck-Chaos. Zuletzt hatten sich dort Ende Dezember hunderte herrenlose Koffer gestapelt. Eine Familie wartete wochenlang – und angelte sich ihre Tasche letztlich selbst (wir berichteten). Seither seien die Kofferberge geschrumpft, teilt ein Flughafen-Sprecher mit. Der Eisregen hatte damals Gepäckstau verursacht. Mittlerweile hätten die meisten ihre Koffer wiederbekommen, heißt es.
Letztlich tragen jedoch die Fluggesellschaften Sorge dafür, dass Reisende ihr Gepäck zurückkriegen, sagt ein Sprecher von Flightright. Das Unternehmen klagt für Flugreisende Entschädigungen bei Verspätungen ein. Die Airports seien nicht für Aufgabegepäck zuständig, heißt es.
Auf Nachfrage erklärt eine Sprecherin von Eurowings Discover: Wegen der Windverhältnisse musste der Flieger anders starten – in nördlich statt wie üblich in südliche Richtung. Daher, so heißt es, wurden auch Koffer zurückgelassen, damit der Flieger leichter und die Sicherheit gewährleistet ist.
Dass das Gepäck Schwierigkeiten macht, wusste Sebastian W. schon vor Abflug. „Es hieß, dass wir wegen Problemen bei der Verladung später starten“, sagt er. Aber schon kurz darauf startete der Flieger doch, ohne weitere Infos für die Reisenden. Sebastian W. zweifelt an der Erklärung – fühlt sich vor allem aber alleingelassen. Warum wurde er am Flugtag nicht über den Verbleib der Koffer informiert? Und wieso erfährt er nicht, wann er sie wiederbekommt? Dazu sagt die Airline-Sprecherin nichts – und verweist darauf, dass Passagiere fehlendes Gepäck selbst melden müssen.
2022 war ein Chaos-Jahr für einige Flugreisende, denn viele Gepäckstücke gingen verloren. Das liege nicht nur an schlechter Organisation, berichtet Claudia Brosche, Fluggastrechtsexpertin bei Flightright, sondern auch an fehlendem Personal. Zwar würden Flughäfen und -gesellschaften versuchen, neue Kollegen zu schulen und einzustellen.
Bis sich die Abläufe normalisiert haben, könnten aber noch Monate vergehen, heißt es. Wer auf einen Koffer warten musste, sollte den Schaden schnell schriftlich melden. Es gilt eine Frist von 21 Tagen nach Ankunft des Gepäcks am Zielort. Wer einen verlorenen Koffer nicht zurückkriegt, dem steht eine Entschädigung zu. Betroffene erhalten bis zu 1675 Euro.