Nach beispielloser Spendenaktion: An Krebs erkrankte Frohnatur wieder gesund – Kunden zu Tränen gerührt

Es war eine beispiellose Spendenaktion: Als vor rund eineinhalb Jahren bekannt wurde, dass Marion Geiger an Brustkrebs erkrankt ist, kamen innerhalb einer Woche 120.000 Euro zusammen für ein teures Medikament. Jetzt ist die 37-Jährige wieder gesund – und voller Tatendrang.
Weilheim/Traubing – In der Weilheimer Filiale der Metzgerei Boneberger haben sich in den vergangenen Wochen rührende Szenen abgespielt. Manche Kunden, die Marion Geiger das erste Mal nach dieser langen Zeit erblickten, brachen spontan in Tränen aus, „und ich habe mitgeweint“, sagt Geiger. Das Schicksal der Frohnatur, die aus der Nähe von Steingaden stammt und mit Mann und zwei kleinen Kindern in Traubing im Landkreis Starnberg lebt, hat viele Kunden bewegt.
Als Boneberger-Chef Michael Walk und seine Tochter Katharina im April 2022 vom Schicksal ihrer Mitarbeiterin erfuhren, stellten sie spontan 20.000 Euro zur Verfügung. Denn es war ein Wettlauf gegen die Zeit: Das neue Medikament gegen den extrem aggressiven Tumor war noch nicht für Brustkrebs zugelassen, die Krankenkasse zahlte es also nicht. Gleichzeitig musste mit der Medikamenten-Gabe aber rund um die nötige Operation mit Chemotherapie gestartet werden.
Diese Geschichte verbreitete sich rasend schnell in den sozialen Netzwerken und Zeitungen, es gab unter anderem Aktionen wie einen Spendenlauf und ein Benefizkonzert – nach nur einer Woche waren die nötigen 120.000 Euro aufgebracht.
Große Unterstützung nach Krebserkrankung: „Ich bin allen so dankbar“
Diese große Unterstützung hat ihr wahnsinnig viel Kraft gegeben, hat Geiger damals gesagt. Und es hat sich gelohnt: Die Therapie war ein Erfolg. „Dank der vielen Unterstützung habe ich die beste Therapie bekommen, die verfügbar war“, sagt sie. „Ich bin allen so dankbar.“ Als sie später mit ihrer Familie auf Kur war, hat sie von einer anderen Patientin erfahren, dass die Krankenkassen ihre Therapie nur wenige Wochen später bezahlt hätten. Aber dann wäre es für sie wohl schon zu spät gewesen.
Weil sogar mehr als benötigt gespendet wurde, hat Geiger mit dem übrig gebliebenen Geld unter anderem eine Typisierungsaktion am Ort unterstützt, der Haunerschen Kinderklinik gespendet und noch Mittel für die nötige Brustrekonstruktion, die bald fällig wird.
Die 37-Jährige ist ein umtriebiger Mensch – ihr fällt es wahnsinnig schwer, die Füße stillzuhalten. Deshalb hat Geiger noch während der Krebsbehandlung im Mutterschutz (Sohn Korbinian ist zwei Jahre alt, Tochter Veronika sieben) im Herbst vergangenen Jahres mit einer Ausbildung zur Hauswirtschafterin an der Landwirtschaftsschule in Weilheim angefangen. „Ich habe das voll durchgezogen, auch während der Chemo“, sagt sie und ist stolz, dass sie Klassenbeste ist. Sie komme aus einer Landwirtschaft, das sei schon immer ein Traum gewesen: „Ich bin so froh, dass ich das gemacht habe, ich habe dort so viele tolle Leute getroffen“, schwärmt sie.
Zurück in Weilheimer Metzgerei-Filiale: 37-Jährige will „jetzt nachholen, was sie verpasst hat“
Im Januar steht die Abschlussprüfung an, im Juli endet die Elternzeit. Dann will sie das Erlernte in der Metzgerei einbringen, wo sie seit einigen Wochen bereits wieder aushilft. „Ich kann dann zum Beispiel Ernährungstipps geben. Und ich bin dann Ausbilderin und kann die Lehrlinge anleiten, da freue ich mich schon drauf.“
Wird ihr das nicht alles zu viel? Geiger schüttelt den Kopf: „Alle sagen immer zu mir, ich soll langsamer machen, aber das kann ich nicht. Ich hole jetzt alles nach, was ich verpasst habe.“
Voll hergestellt ist sie aber noch nicht, das merkt sie manchmal nach anstrengenden Tagen. „Da tut mir schnell mal alles weh. Und das Gedächtnis hat gelitten, ich habe ein richtiges ,Chemo-Brain‘“, sagt sie und lacht. Sie bekommt noch regelmäßig Lymphdrainagen, besucht den Reha-Sport beim TSV Weilheim, um Kraft und Ausdauer zu trainieren, und ist sensibel geworden, wenn sie etwa ein auffälliges Muttermal entdeckt. „Und wenn ich mal Kopfweh habe, denke ich sofort: Das sind Metastasen.“ Geiger hat den Krebs zwar besiegt, weiß aber, dass es Rückschläge geben kann. „Trotzdem habe ich viel Glück gehabt.“
Plötzlich waren die Locken da
Nur mit ihrem Aussehen hadert sie etwas. Geiger hatte endlos lange, glatte Haare, die sie vor der ersten Chemo abgeschnitten und daheim aufgehoben hat. „Plötzlich habe ich diese Locken bekommen, einfach so“, sagt sie. Als Kind habe sie mal Locken gehabt, doch das kam jetzt überraschend für sie. „Manche Kunden haben schon gesagt, was ich für eine schöne Perücke habe. Die sind immer ganz erstaunt, wenn ich erzähle, dass die echt sind.“ Sie hofft, dass sich das bald wieder gibt und sie wieder ihre geliebten Trachten-Frisuren flechten kann. Als Zeichen, dass sie wieder ganz die Alte ist.
Wer Marion Geiger persönlich treffen will, kann das am kommenden Sonntag, 12. November, beim Tag der offenen Tür der Abteilung Hauswirtschaft der Landwirtschaftsschule Weilheim (Krumpperstraße 18-20) von 11 bis 16 Uhr tun. Die „Hauswirtschaftsmädels Weilheim“ haben den Tag selbst organisiert, es gibt Führungen im Rahmen von „Gartenwinkel-Pfaffenwinkel“ zum Thema „Naturgärten – wilde Paradiese“und natürlich Kaffee und selbst gebackenen Kuchen.
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