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Butler im Dienst, die Lederhosen tragen? Angebliche Pläne für oberbayerisches Chaletdorf sorgen für Aufsehen

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Von: Josef Hornsteiner

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Traumlage: Das Areal rund um den Tonihof zieht offenbar wieder Investoren an. An uns hat sich noch niemand gewendet. Bürgermeister Enrico Corongiu zu den neuen Chaletdorf-Plänen.
Traumlage: Das Areal rund um den Tonihof zieht offenbar wieder Investoren an. An uns hat sich noch niemand gewendet. Bürgermeister Enrico Corongiu zu den neuen Chaletdorf-Plänen. © immovision

Angeblich will die asiatische Luxus-Hotelkette „Six Senses“ ein Sechs-Sterne-Chaletdorf am Tonihof-Areal errichten. Nur wissen Kommune und Behörde davon noch nichts.

Mittenwald – Nein, es war nicht der 1. April. Doch hat Enrico Corongiu kurz mal das Datum am Freitagmorgen, 31. März, checken müssen. Grund für des Bürgermeisters Verwunderung: Ein großer Artikel in Deutschlands größter Boulevardzeitung. Darin ist die Rede davon, dass angeblich eine asiatische Luxus-Hotelkette das erste 6-Sterne-Chaletdorf in Deutschland am Tonihof-Areal oberhalb des Schmalensees realisieren will.

Auch wenn’s abenteuerlich klingt: Es handelt sich um keinen Aprilscherz. Das Gelände in Filetlage mit seinen 76 000 Quadratmetern steht aktuell tatsächlich zum Verkauf. Laut Exposé der Münchner Firma „Immovision“, die sich auf hochpreisige und luxuriöse Anwesen spezialisiert hat, liegt die Verhandlungsbasis zwischen 10,5 und 12,5 Millionen Euro. Zudem gibt es eine Kaufoption ab 6 Millionen Euro.

Mehrere große Investoren haben laut Makler Interesse am Tonihof-Areal

Laut Makler Oliver Herbst, Experte für Luxusangebote bei Immovision, sind bereits mehrere große und vielversprechende Investoren an dem Areal interessiert. Unter anderem eben die globale Nobelkette „Six Senses“ aus Asien. Verhandlungen würden bereits laufen, bestätigt Herbst. Mehr noch: „Da sind gute Ideen dabei.“ Beispielsweise das Chaletdorf so gestalten, dass die kleinen Hotels optisch wie Holzstadel aussehen. „Die würden sich gut in die Landschaft einfügen“, findet zumindest Herbst.

Seit zehn Jahren vermittelt er bereits. Ein Versuch vor wenigen Jahren scheiterte. Ein Münchner Investor schlug der Marktgemeinde Mittenwald vor, auf dem Areal des ehemaligen Landhotels drei große Luxus-Herbergen zu errichten, welche der Optik nach an den „Apple Park“ im kalifornischen Silicon Valley erinnerten, dem Hauptsitz des US-amerikanischen Konzerns Apple. „Doch hätte das optisch dort nicht gepasst“, erklärt Bürgermeister Corongiu (SPD). Die Gebäude hätten mehr an Ufos erinnert. Die Kommune erteilte den Plänen schon nach den Vorbesprechungen eine Abfuhr, die Regierung von Oberbayern bestätigte diese Entscheidung.

Bürgermeister erfährt aus den Medien von den Projektplänen

Von den neuesten Plänen eines Luxus-Chaletsdorf durch einen asiatischen Investor erfuhren Corongiu und seine Verwaltung erst am Freitag aus den Medien. „An uns hat sich noch niemand gewandt“, versichert der Rathauschef. Und da die Kommune Planungshoheit über das sensible Gelände im Außenbereich hat, kommt niemand an ihr vorbei. Allerdings betont der Bürgermeister: „Wir sind für alle Ideen offen.“ Doch zu allererst sollten mögliche Investoren erst einmal im Gemeindeamt vorstellig werden und Ideen präsentieren. Wenn sich bei den Vorbesprechungen ein Projekt als „denkbar umsetzungswürdig“ entpuppt, würde es weiterverfolgt werden. Auch dem Landratsamt sind noch keine neuen Pläne für ein Luxus-Chaletdorf bekannt. Geschweige denn, ob es dort dann tatsächlich Butler in Lederhosen geben wird, wie es das Boulevard-Blatt beschreibt.

Doch ist ein solches Vorhaben nicht undenkbar. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an ein Projekt, das 2014 aufploppte. Damals war ein Fünf-Sterne-Plus-Hotel mit rund 50 Chalets auf dem malerischen Plateau mit Karwendelblick im Gespräch. Der Marktgemeinderat begrüßte seinerzeit das Millionen-Vorhaben, hatte 2016 einer notwendigen Änderung des Flächennutzungsplans auf 15 000 Quadratmetern zugestimmt.

Doch hatten die Naturschutzbehörden „erhebliche Bedenken“ aufgrund der Ausmaße des Chaletdorfs. Auch 2007 gab es Pläne für ein Top-Resort samt 27-Loch-Golfplatz. Doch sehr schnell regte sich massiver Widerstand gerade in der heimischen Bevölkerung. Über die bundesweite Berichterstattung ist die Eigentümerfamilie alles andere als glücklich gewesen. Aufgrund dieser Flops in der Vergangenheit, will sie zuerst abwarten, welches Echo diesmal über die Buckelwiesen hallt.

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