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Finanzierung der Wohnungsnotfallhilfe nicht mehr gesichert: Weyarn fordert Solidarität bei Obdachlosigkeit

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Helfen, bevor es zu spät ist: Die Wohnungsnotfallhilfe im Kreis Miesbach unterstützt Betroffene bei drohender Obdachlosigkeit.
Helfen, bevor es zu spät ist: Die Wohnungsnotfallhilfe im Kreis Miesbach unterstützt Betroffene bei drohender Obdachlosigkeit. © dpa

Die Solidarität aller Kommunen im Landkreis fordert die Gemeinde Weyarn. Es geht um eine Wohnberatung für Bürger, die von der Obdachlosigkeit bedroht sind. Die Finanzierung des Hilfsangebots steht auf der Kippe.

Weyarn – Es kann die verschiedensten Gründe haben, wenn Menschen obdachlos werden. Oft sind diese nicht selbst verschuldet. Der prekäre Mietwohnungsmarkt in der Region tut das Seine dazu. Wird jemand obdachlos, ist die Heimatgemeinde oder -stadt dafür zuständig, ihm ein Dach über dem Kopf zu bieten, und sei es, dass sie dafür ein Hotelzimmer mietet. Damit es gar nicht erst so weit kommt, dafür gibt es im Landkreis Miesbach die Wohnungsnotfallhilfe der Diakonie Rosenheim. Jeder kann die Beratung kostenlos in Anspruch nehmen.

Finanzierung nicht mehr gesichert

Doch die Finanzierung ist nicht mehr gesichert. So brachte Weyarns Bürgermeister Leonhard Wöhr (CSU) das Thema auf die Tagesordnung im Gemeinderat. Wöhr machte schnell klar, für wie wichtig er das Angebot der Diakonie hält (siehe Kasten). Die beiden Sozialarbeiterinnen der Einrichtung, die sich eine Vollzeitstelle teilen, würden Hausbesuche machen, sich um Anträge kümmern und mit den Vermietern reden, erklärte er. „Sie haben schon in vielen konkreten Fällen Menschen davor bewahrt, obdachlos zu werden.“

Die Wohnungsnotfallhilfe

Die Wohnungsnotfallhilfe wurde 2021 vom Diakonischen Werk Rosenheim in Miesbach eröffnet. Der Bedarf überstieg alle Erwartungen. 2022 berieten die Sozialarbeiterinnen 118 Klienten und konnten meist eine Obdachlosigkeit verhindern. Gekündigte Mieter konnten umziehen, sich mit dem Vermieter einigen oder ihre Mietschulden selbst bezahlen. Die Klienten waren Familien und Alleinerziehende (36 Fälle), Rentner (32) und Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung (19). Von der Hilfe profitieren auch Vermieter und Kommunen. Letztere, weil sie für ihre obdachlosen Bürger die Unterbringung zahlen müssen.

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Förderung nicht verlängerbar

Ende Oktober aber läuft die Finanzierung aus. Die Stelle wurde bisher vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales bezahlt. Diese Förderung ist nicht verlängerbar. „Uns läuft die Zeit davon“, sagte Wöhr, und mit Blick auf die Personallage im Sozialbereich, wo Fachkräfte händeringend gesucht werden, betonte er: „Wenn diese Einrichtung mal weg ist, bekommen wir sie wahrscheinlich nicht mehr wieder.“

Landkreis fühlt sich nicht zuständig

Zur Debatte steht nun, ob Landkreis und Kommunen als Geldgeber einspringen. Es habe bereits Gespräche mit den Bürgermeistern gegeben, berichtete Wöhr. Auf Weyarn würden 4000 Euro pro Jahr zukommen, allerdings nur, wenn alle Kommunen im Landkreis mitmachen. Bislang haben aber nur neun zugesagt. Der Landkreis ist nicht darunter. Sein Unverständnis darüber konnte Wöhr nicht verbergen. „Das Landratsamt meint, das sei ein Problem der Gemeinden.“ Seine Frage an die Gemeinderäte: „Wollen wir ein politisches Signal senden, dass diese Einrichtung sinnvoll und nützlich ist?“

Quer durch die Fraktionen erntete Wöhr Zuspruch. „Es ist ein Wahnsinn, dass manche meinen, man bräuchte so was nicht“, sagte Betty Mehrer (SPD), die in Weyarn als Gemeinwesenarbeiterin tätig ist. Die Sozialarbeiterinnen an der Beratungsstelle seien fit, sie hätten Erfahrung und oft bewiesen, was sie können. „Ich bin heilfroh, dass es sie gibt“, sagte Mehrer.

Martin Fertl (UWG) meinte, dass vor allem für kleinere Gemeinden wie Weyarn eine solche Beratungsstelle im Landkreis wichtig sei. „Wir müssen dieses politische Signal senden“, bekräftigte er.

Solidarität gefordert

Zweiter Bürgermeister Franz Demmelmeier (SPD) gab ihm Recht und forderte deutlich auf, alle Kommunen zusammenzubringen. „Das hat mit Solidargemeinschaft im Landkreis zu tun, das sollten wir von den anderen Gemeinden einfordern.“

Auf Nachfrage von Anian Rutz (UWG) bestätigte Wöhr, dass diese Mitfinanzierung – sollte sie kommen – jährlich anstehen werde. Rutz stellte aber auch klar: „Das ist eine gute Sache. Sie haben auch uns in Weyarn schon geholfen.“ Der Beschluss, dass sich Weyarn an einer künftigen Finanzierung der Wohnungsnotfallhilfe mit mindestens 4000 Euro jährlich beteiligen würde, fiel einstimmig.

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