„Tiere laufen von allein ins Schlachthaus“: Landwirt geht Weg, wie er es von früher kennt

Das Großprojekt Oxenhof in Aufhofen ist fertig: Hier werden die Tiere gemästet, geschlachtet - und im Anschluss direkt im angrenzenden Hofladen verkauft.
Aufhofen – Josef Meyr steht in einem lichtdurchfluteten Stall. Routiniert verteilt der 44-Jährige mit einer Heugabel Futter an seine 110 Ochsen. Parallel dazu zieht oben an der Decke ein sogenannter „Einstreuer“ seine Bahnen. Immer wieder lässt das quadratische Gerät Stroh auf die Tiere rieseln. So haben die frei laufenden Rinder in dem offenen Laufstall ständig frisches Streu unter sich. Der Maststall und die Tiere bilden einen Teil des Großprojekts Oxenhof der Familie in Aufhofen.
Oxenhof in Aufhofen: „Von Mast und Schlachtung bis zur Vermarktung passiert alles hier“
Inzwischen ist Meyrs Gattin Manuela in dem 760 Quadratmeter großen Gebäude eingetroffen. „Von Mast und Schlachtung bis zur Vermarktung passiert alles auf unserem Oxenhof“, sagt die 42-Jährige stolz. Gemeinsam wollte das Ehepaar „eine Landwirtschaft schaffen, wie wir sie beide noch von unseren Eltern kennen“. Für die Ochsen gibt es deshalb ausschließlich Heu, Körnermais und Getreide zu fressen. Die Tiere selbst stammen von umliegenden Bauernhöfen.
Gemeinsam wollten wir eine Landwirtschaft schaffen, wie wir sie beide noch von unseren Eltern kennen.
Wenige Meter weiter durftet es intensiv nach frischem Heu: Im angrenzenden Lager trocknet das Viehfutter. Bis zu 3000 Kubikmeter haben hier Platz. „Das kommt ausschließlich von Feldern aus der Umgebung“, erzählt Manuela Meyr, während sie durch das Lager läuft. Auf weite Transportwege wird auf dem Oxenhof in jeglicher Hinsicht verzichtet. „Als Kinder sind wir selber noch im Heu rumgehüpft“, schwelgt die Aufhofenerin in Erinnerungen. „Das sind einfach schöne Momente aus der Kindheit, die gingen uns nicht mehr aus dem Kopf.“

DieIdee zu dem Großprojekt kam dem Ehepaar vor etwa sechs Jahren. Josef Meyr ist nicht nur gelernter Landwirt und Metzger, sondern auch Fleischsommelier. Während seiner Ausbildung kam er einst nachdenklich nach Hause und erzählte seiner Frau, „dass gutes Fleisch echt schwer zu bekommen“ sei. „,Am besten machen wir’s einfach selber‘, hat mein Mann dann zu mir gesagt“, erinnert sich Manuela Meyr zurück und lacht. Gesagt, getan.
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Zurück in die Gegenwart: Vom Stall aus müssen die Ochsen circa 30 Meter über den Hof bis zur Schlachtbank zurücklegen. „Die Tiere laufen von allein rüber, die verstehen gar nicht, was passiert“, erklärt Manuela Meyr, während sie selbst das Schlachthaus ansteuert. Selbstverständlich schlachtet dort auch der Gatte selbst.
Oxenhof von Familie Meyr: Tiere laufen von alleine rüber zum Schlachthaus
Der Oxenhof ist nicht das erste Projekt der sechsköpfigen Familie: Die Meyrs betreiben bereits den Jägerwirt – ein Hotel samt Gastronomie und Stadl für Hochzeitsfeiern. „Das Ganze funktioniert nur durch familiären Zusammenhalt. Sonst wäre das nicht zu stemmen“, stellt die 42-Jährige klar.
Das Ganze funktioniert nur durch familiären Zusammenhalt. Sonst wäre das nicht zu stemmen.
„Zum Glück haben wir vier Kinder, die nachkommen.“ Annalena (20) macht eine Lehre zur Hotelfachfrau, Franziska (16) ist angehende Metzgereifachverkäuferin. Felicitas (14) und Josef junior (12) gehen zur Schule. Wenn’s hart auf hart kommt, packen alle Meyrs mit an. Die Mama: „Dann muss sich Seppi junior um die Viecher kümmern, Annalena empfängt Hotelgäste, und Franzi hilft im Hofladen aus.“

Inzwischen ist Manuela Meyr im Schlachthaus angekommen. Dort liegt ein sehr intensiver Fleischgeruch in der Luft. Alles ist sehr sauber und modern. Metzgermeister Sebastian Noll schiebt gerade einen großen Haken, der von der Decke hängt, durch den Raum. Daran baumeln unterschiedliche Innereien. Die Oxenhof-Chefin zeigt auf die Eingeweide: „Wir verwerten alles, da wird nichts weggeschmissen.“ Ein paar Meter weiter zerlegt Metzgerlehrling Martin Gabriel ein Stück Ochsenfleisch.
Hofladen vom Oxenhof: Dort gibt es ausschließlich regionale Produkte zu kaufen
Am Ende des Schlachthauses führt eine Tür direkt in den angrenzenden Hofladen: Den Raum dominiert eine lange Fleisch- und Wursttheke. Hier gibt es das selbst hergestellte Ochsenfleisch und viele weitere, ausschließlich regionale Produkte zu kaufen. Auf der rechten Seite steht eine Auslage mit Backwaren. Daneben lädt eine kleine Sitzecke zum Verweilen und Kaffeetrinken ein.
Wir verwerten alles, da wird nichts weggeschmissen.
Meyr geht auf ein Regal zu und zeigt stolz auf Schachteln mit Eiern. „Die sind von Seppis Hennen.“ Den Hühnerstall zimmerte der Zwölfjährige selbst. Für seine 16 Hühner ist er allein verantwortlich. „Man muss schließlich klein anfangen“, verrät seine Mutter mit einem Augenzwinkern. Im Hofladen herrscht reges Kommen und Gehen. Erst seit vier Wochen hat das Geschäft geöffnet. Das Konzept scheint also anzukommen.
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Dass die Meyrs mit dem Oxenhof auf Fleisch setzen, während gleichzeitig vegetarische Ernährung zunehmend im Trend liegt, beunruhigt die Chefin nicht. „Es wird immer Leute geben, die Fleisch essen.“ Allerdings ist der Gastronomin seit Längerem aufgefallen, dass die Menschen immer mehr Wert auf gutes, hochqualitatives Essen legen. „Von unseren Gäste werden wir inzwischen öfters gefragt, woher unser Fleisch kommt.“
Oxenhof in Aufhofen: Besucher des Hofladens können Blick in offenen Stall werfen
Bevor sie den Hofladen betreten, zieht es viele Besucher und Kunden in Aufhofen erst einmal in Richtung Stall. Dessen offene Vorderseite ist mit Netzen verkleidet, damit Interessierte einen Einblick ins Innere bekommen können. „Mensch, den Viechern geht’s da ja gut“, raunt eine Dame, die einen Blick riskiert, ihrem Begleiter zu. Das Gesehene scheint sie zu überzeugen. Die Frau wirft noch einen letzten Blick auf die Rinder – und marschiert schnurstracks weiter zum Eingang des Hofladens. (kof)
Info
Der Hofladen in Aufhofen hat am Donnerstag und Freitag jeweils von 7 bis 18 Uhr sowie samstags von 7 bis 12 Uhr geöffnet.
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