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Böses Erwachen nach Gemeinderatssitzung: Eisstadion-Sanierung über Nacht eine Million Euro teurer

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Von: Christoph Peters

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So soll die Peitinger Eishalle nach der Generalsanierung aussehen.
So soll die Peitinger Eishalle nach der Generalsanierung aussehen. © Ingenieurbüro Riedle

Es ist ein Mammutprojekt für die Gemeinde Peiting: Im Mai soll die Generalsanierung der Eishalle starten. Am Dienstag gaben die Planer im Gemeinderat Einblick in den aktuellen Stand des Vorhabens. Bei den Kosten gab es allerdings nach der Sitzung ein böses Erwachen.

Peiting – Gleich zu Beginn seines Vortrags sorgte Michael Riedle vom gleichnamigen Hohenfurcher Ingenieurbüro für einige Ahs und Ohs. Die schicke Computeranimation, die er abspielte, zeigte per virtuellem Kameraflug schon einmal, wie das Peitinger Eisstadion nach der abgeschlossenen Generalsanierung aussehen soll. Bis dahin wird es freilich noch dauern. Über ein Jahr hatten allein die Vorarbeiten gedauert, in der die Fachleute das Bestandsgebäude genau unter die Lupe genommen hatten. Die gute Nachricht, die Riedle nun präsentieren konnte: Man habe eine genehmigte Planung, auch Prüfberichte zur Statik und Brandschutz würden vorliegen. „Wir sind baubereit. “ Im Mai, wenn die Eishockey-Saison vorbei ist, soll es mit der Erneuerung des Dachs losgehen. Die nötigen Gewerke seien seit Anfang März ausgeschrieben.

Eisstadion-Sanierung in Peiting: Zeitplan ist eng getaktet

Bereits im vergangenen September, als der Gemeinderat dem Bauantrag zustimmte, hatte Marktbaumeister Christian Hack die geplanten Maßnahmen vorgestellt (wir berichteten). Auf sie und den Zeitplan ging Riedle nochmals detailliert ein. Letzterer ist eng getaktet, denn ein Großteil der Arbeiten kann nur während der eisfreien Zeit erfolgen. Das gilt für die Dacherneuerung ebenso wie für Sanierung des Kabinentrakts und den Neubau der kleineren Eispiste im nächsten Jahr. „Wir haben da sehr kleine Zeitfenster“, machte Riedle klar.

Über den Winter kann dagegen die Errichtung des nötigen Technikanbaus erfolgen. Dieser muss laut dem Planer allerdings größer ausfallen als ursprünglich geplant. Grund sei, dass für die neue Kälte- und Lüftungsanlagen mehr Platz benötigt werde. Details lieferte der zuständige Fachplaner Sebastian Spieß. So soll die Abwärme der neuen Kälteanlage dank Rückgewinnung die Fußbodenheizungen im Kabinentrakt versorgen. Weil warmes Wasser nicht mehr wie bislang in den Regenwasserkanal eingeleitet werden darf, wird überschüssige Energie künftig über Kühltürme abgeleitet. Deren Standort sei wegen der Lärmentwicklung noch in der Prüfung, erklärte Spieß auf Nachfrage. Deutliche Verbesserungen sind laut dem Experten auch bei der Lüftung des Stadions durch die neue Technik zu erwarten, die optimale Bedingungen auf dem Eis und gleichzeitig angenehme Temperaturen auf der Tribüne verspricht.

Schließlich soll in einem vierten Bauabschnitt von November 2024 bis August 2025 die Aufstockung des nördlichen Flachbaus in Holzständerbauweise erfolgen. Vorgesehen sind darin bekanntlich nicht nur neue Sanitärräume, sondern auch ein von außen zugänglicher Mehrzweckraum. Für die Barrierefreiheit sorgt ein Aufzug. Mit dem Anbau verbessere man auch die Rettungsweg-Situation, der bislang nur geduldete Verkaufsstand bekomme eine neue Heimat, so der Planer. Als Letztes wird die Fassade auf Vordermann gebracht.

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Gemeinderat gibt einstimmig grünes Licht

Mit der Sanierung sollen auch bekannte Mängel behoben werden. So sei bislang eine Sprach-Alarmierung nicht vorhanden, erklärte Reiner Teuchert, mit seiner Firma zuständig für die Erneuerung der Elektrotechnik. Auch längst geforderte Rauch- und Wärmeabzugsöffnungen gebe es nicht, ergänzte Riedle.

„Können wir uns das leisten?“

Es ist zweifellos eine große Investition, die die Gemeinde Peiting mit der Eishallensanierung vor der Brust hat. Alfred Jocher (UP) stellte daher in der Sitzung die berechtigte Frage: „Können wir uns das leisten?“ Er wollte auch wissen, wie sich das Vorhaben auf die Nutzungsgebühren für die Vereine auswirke. Tatsächlich werde trotz der zugesagten Bundesförderung von zwei Millionen Euro ein großer Teil an der Gemeinde hängen bleiben, konnte Bürgermeister Peter Ostenrieder die Bedenken verstehen. Er gehe davon aus, dass die Nutzung der Halle teurer werde, die Miete „aber leistbar sein wird.“ Zahlen konnte er keine nennen, eine genaue Kalkulation liege noch nicht vor.

Im Moment führe man noch Gespräche mit dem EC Peiting. Der Verein betreibt derzeit die Eishalle. Nach der Generalsanierung soll dafür wieder die Gemeinde verantwortlich sein. Deren Defizit – 2021 lag es für das Eisstadion laut Ostenrieder bei 337 000 Euro –dürfte künftig steigen, schließlich können nicht alle Kosten an die Nutzer weitergegeben werden. Ziel müsse es sein, möglichst viele Einnahmen zu generieren, sagte der Rathauschef, der auf eine ganzjährige Nutzung setzt. Vereine, die die Halle mit Leben füllen können, gebe es in Peiting ja genug, fand Andreas Barnsteiner (BVP). Thomas Elste (Grüne) interessierte dagegen, wie groß am Ende die finanzielle Entlastung durch die energetische Sanierung ausfalle. Doch da tat sich Fachplaner Sebastian Spieß schwer mit einer Antwort: „Eine Prognose dazu abgeben, ist schwierig.“

All das schlägt sich in den Kosten nieder. In ersten Schätzungen hatte die Gemeinde noch mit gut sechs Millionen Euro kalkuliert. Mittlerweile liege man bei 7,7 Millionen Euro, so der Planer. Binnen eines Jahres seien allein die Baukosten um knapp 18 Prozent gestiegen. Raum für Sonderwünsche wie die Variante einer Holzfassade am Anbau (Franz Seidel, BVP: „Das gefällt mir saugut“) sah Bürgermeister Peter Ostenrieder deshalb nicht. Trotz der gestiegenen Kosten gab der Gemeinderat am Ende grünes Licht für die Generalsanierung.

In der Aufstellung fehlten Kosten von über einer Million Euro

Doch die Freude des Rathauschefs über das eindeutige Votum währte nur kurz. Direkt nach der Sitzung stellte sich heraus, dass in der Aufstellung der Fachplaner wichtige Punkte gefehlt hatten. Für die Bereiche Elektrotechnik und Kältetechnik seien keine Planungskosten berücksichtigt worden. Auch der finanzielle Aufwand für die nötige Brunnenbohrung habe gefehlt, teilte ein hörbar verärgerter Bürgermeister tags darauf mit. Der Fehler sei ein „Super-Gau hoch drei“, schließlich sei der Sinn der Sitzung gewesen, den Gemeinderat transparent über alle Kosten zu informieren. Die fehlende Summe liegt laut Ostenrieder bei knapp über einer Million Euro, die Kosten für die Generalsanierung sind also quasi über Nacht von 7,7 auf 8,7 Millionen Euro gestiegen. Noch am gestrigen Mittwochabend wurde der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung unterrichtet. Ob das Gremium angesichts der neuen Entwicklung bei seinem gerade erst gefassten Beschluss bleibt, wird sich zeigen.

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