„Es trifft hier die Falschen“: Landwirte verstört von Peta-Aktionen – Werbeplakat erhitzt Gemüter

Die Landwirte im Landkreis Miesbach fühlen sich an den Pranger gestellt. Im Kreistag verurteilten Bauernvertreter und Kommunalpolitiker jetzt die Aktionen der Tierschutzorganisation Peta.
Landkreis – Die Bauern sind frustriert. Frustriert über die Tierschutzorganisation Peta, die zuletzt erneut zwei landwirtschaftliche Betriebe aus dem Landkreis wegen „tierquälerischer Anbindehaltung“ angezeigt hat. „Es hat nach den Anzeigen verstörende Durchsuchungen gegeben“, berichtete Kreisbäuerin und CSU-Kreisrätin Brigitta Regauer im Kreistag. „Peta hat seine Verdienste, wenn es gegen Tierversuche oder um wirkliche Tierquälerei geht, aber hier trifft es die Falschen.“ Sie wünschte sich deshalb ein Signal des Landkreises.
Großflächiges Plakat in Rottach-Egern sorgt für Empörung
Konkreter Anlass für ihre Wortmeldung waren nicht nur die Anzeigen, sondern auch ein großflächiges Plakat, mit dem die Tierschutzorganisation zuletzt in Rottach-Egern die Landwirte an den Pranger gestellt hatte. „Da hat Peta absolut daneben gelangt“, befand auch Rottachs Bürgermeister und CSU-Fraktionssprecher Christian Köck.
Die Plakatierung sei aber offiziell über eine Werbefirma gelaufen, man habe deshalb als Kommune keine Handhabe gehabt. Das Plakat abzunehmen oder zu überkleben, sei Sachbeschädigung. Er habe aber das Landwirtschaftsamt gebeten, auf die Werbefirma zuzugehen und sie zu sensibilisieren. Peta hatte in der Vergangenheit bereits an anderer Stelle für Aufregung gesorgt, etwa nach einem Kutschunfall mit Ilse Aigner in Warngau.
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„Große Frustration“ unter den Landwirten
Balthasar Brandhofer (BP) bezeichnete Peta als „kriminelle Vereinigung“, ihr Vorgehen gegen die Kombihaltung sei für die Landwirte eine riesige psychische Belastung. Von einer „großen Frustration“ unter den Bauern berichtete auch Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider (CSU). „Die Landwirte bei uns sind es doch, die noch einen Bezug zum Tier haben“, gab er zu bedenken.
„Landwirtschaft, wie sie bei uns praktiziert wird, ist keine Tierquälerei.“ Wenn man die bäuerliche Bevölkerung aber traktiere und frustriere, gebe sie möglicherweise auf – mit fatalen Folgen auch für die Almwirtschaft. Bierschneider: „Die Landschaft würde sich massiv zu ihrem Nachteil verändern.“ Man müsse, ergänzte Olaf Fries (ÖDP), diese Form der Landwirtschaft auf jeden Fall erhalten.
Gegenüber Landwirtschaftsminister für Komibhaltung geworben
Landrat Olaf von Löwis (CSU) erinnerte daran, dass sich politische Vertreter aus dem Landkreis in der Vergangenheit schon mehrfach für die Kombihaltung ausgesprochen hätten, vergangenes Jahr sogar gegenüber Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) in Holzkirchen. Bei der Kombihaltung werden Kühe im Stall gehalten, bekommen aber an mindestens 120 Tagen im Jahr für zwei Stunden freien Auslauf. Dem Vorschlag von Martin Beilhack (BP), die Kombihaltung von der Unesco zum Weltkulturerbe erklären zu lassen, erteilte er aber eine Absage: „Ich mache alles, was sinnvoll ist, springe aber nicht auf Züge auf, die ins Nirwana fahren.“
Bürgermeister: „So was muss man aushalten“
Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) setzte schließlich einen Schlusspunkt unter die Debatte. „Die Sache mit dem Plakat ist ärgerlich, aber so etwas muss man aushalten“, sagte er. „Peta hat jetzt mit dieser Diskussion genau das erreicht, was es wollte: öffentliche Aufmerksamkeit.“
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