Insgesamt hat der gebürtige Usbeke mit russischem Pass vier Immobilien über Briefkastenfirmen in der Steueroase Isle of Man erworben. Diese würden deutsche Behörden gerne konfiszieren, nachdem der 68-Jährige auf der EU-Sanktionsliste gelandet ist (wir berichteten). Auch Miesbachs Landrat Olaf von Löwis hätte die Anwesen am liebsten sofort beschlagnahmen. Doch so einfach ist das nicht.
Nicht nur, dass das Vermögen des Oligarchen in einem riesigen Netzwerk von Briefkastenfirmen versteckt ist, auch die EU-Sanktionen verbieten eine „wirtschaftliche Verwertung“ der Besitztümer, wie ein Sprecher des zuständigen Bundeswirtschaftsministeriums auf Anfrage erklärt. „Mit dem Einfrieren von wirtschaftlichen Ressourcen soll die wirtschaftliche Verwertung verhindert werden.“ Vor diesem Hintergrund dürfe eine gelistete Person kein Grundstück mehr veräußern, ein Notar eine solche Transaktion nicht beurkunden und ein Gericht „keine entsprechenden Änderungen im Grundbuch vornehmen“. Sollte Usmanow gegen die Sanktionen verstoßen, könne man das Haus beschlagnahmen. Dann dürfte er auch nicht mehr darin wohnen. Doch in jedem Fall bliebe er Eigentümer.
Anders wäre es, wenn der Putin-Vertraute und mehrfache Milliardär gegen das Strafrecht verstoßen hätte, erklärt Matthias Enzler von der Staatsanwaltschaft München. Die einzige Möglichkeit bei Straftaten wie beispielsweise Geldwäsche wäre die Vermögensabschöpfung. „Wenn man hier bei Herrn Usmanow einen konkreten Straftatverdacht im Zusammenhang mit den Immobilien hätte, dann könnten im Rahmen eines Verfahrens die Vermögenswerte eingezogen werden.“
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Zumindest in einem Fall ist dies mit einer Beschlagnahmung bei Usmanow schon gelungen. Seine Jacht „Dilbar“ liegt nun in Hamburg an der Kette. Die BKA-Taskforce „Ermittlungsgruppe Ukraine“ konnte ihm nachweisen, dass er den 600 Millionen-Luxus-Liner frühzeitig seiner Schwester überschrieben hatte, die jetzt allerdings auch auf der EU-Sanktionsliste steht. „Die Dilbar wurde rechtssicher festgesetzt und damit dauerhaft an einem sanktionswidrigen Auslaufen gehindert“, so der Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums.
Die Taskforce sei zwar „ein schöner Anfang“, meint der Rottacher Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan (CSU), doch im „Durchgriff“ sei sie „sehr langsam“, zu viel Zeit gehe verloren. „Wenn wir aber jetzt das Vermögen einfrieren könnten, hätte man genug Zeit, eine Rechtsgrundlage fürs Einziehen zu schaffen. Dann könnten die Sanktionierten nicht an ihr Vermögen rankommen.“ (Klaus Wiendl)
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