„Schade, dass Sie auf der Welt sind“: Porsche-Fahrer in Erding kriegt nach wilder Parkaktion bösen Brief

Ein roter Porsche 911er parkt quer auf dem Gehweg in Erding. Die Quittung bekommt er in Form eines handschriftlichen Zettels auf der Windschutzscheibe. Die Diskussion im Netz gleitet ins Ausländerfeindliche ab.
Erding – Zugegeben, der Fahrer dieses Wagens ist offenbar darauf bedacht, jedes Klischee seiner Zunft zu erfüllen. Im Zentrum von Erding parkt er seinen knallroten Porsche 911er quer auf dem Gehweg. Für Ortskundige: Das Auto steht auf dem Foto etwa vor dem Stadthotel Erding und neben der Trattoria Dal Vecchio, von der noch Tische und Sonnenschirme links zu sehen sind. Auf der anderen Straßenseite der „Langen Zeile“ (so heißt die Straße) ist das Gewandhaus Gruber zu entdecken (rotes Haus).
Porsche-Fahrer parkt in Erding falsch – Reaktion löst wilde Diskussion im Netz aus
Die Autos gegenüber stehen auf dafür vorgesehenen Stellflächen. Bei dem Plätzchen, das sich der Porschefahrer da ausgesucht hat, handelt es sich um keinen ordnungsgemäßen Parkplatz. Dass wildes Parken auf der Erdinger Flaniermeile keine Seltenheit ist, sollte man der Vollständigkeit halber vielleicht auch noch erwähnen.
(Unser München-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus der Isar-Metropole. Melden Sie sich hier an.)
Unbekannter schreibt dem Porsche-Fahrer einen Brief – mit deutlichen Worten
Ein Unbekannter, der offenbar Kinder hat, macht seinem Ärger trotzdem Luft. Er klemmt dem Sportwagenfahrer ein handschriftliches Schreiben unter den Scheibenwischer, das es in sich hat. Folgender Text ist darauf in nicht ganz sauberer Rechtschreibung zu lesen:
„Sehr schade das Leute wie Sie auf die Welt sind und meine Kinder sehn mussten dass nicht alle nett und freundlich sind.“
„Schade, dass Sie auf der Welt sind“ – Das ist harter Tobak. Wie und ob der Porsche-Fahrer auf das Schreiben reagiert hat, ist leider nicht bekannt. Genauso wenig, ob es bei der Parkaktion eine persönliche Begegnung zwischen Zettelschreiber und Porsche-Fahrer gegeben hatte. Soweit zu dem doch recht banalen Fall.
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Erding-Newsletter.)
Post von Brief und Porsche löst hitzige Debatte im Netz aus
Spannender ist dagegen, wie schnell die Diskussion unter den beiden Bildern eskaliert und ins latent Ausländerfeindliche abdriftet. Eine Johanna hat die Fotos gemacht und dem Instagram-Account „notesofgermany“ geschickt, der bekannt für lustige Zettel-Bilder aus großen und kleinen deutschen Städten ist und so auch diese beiden Bilder am Samstagvormittag veröffentlichte.
Debatte im Netz zu Brief an Porschefahrer rutscht schnell ins Ausländerfeindliche ab
Und sofort geht es los. Mehrere Kommentatoren ärgerten sich über die mangelhaften Deutschkenntnisse des Autors („Hoffentlich lernen die Kinder besseres Deutsch“). Andere werfen ihm blanken Neid auf das schöne, rote Auto vor. Und dann wird´s schnell noch ausfälliger: „Glaube der Fahrer hat mehr Steuern bis jetzt gezahlt, als ihre Kinder erwirtsschaften werden, bei der Grammatik!!!! Warum sind denn ihre Kinder überhaupt auf der Welt???“ (Anm. d. Red.: Auch hier wurde der Originalkommentar wortwörtlich, inklusive Rechtschreibfehler übernommen).
Es ist auffällig, wie viele Nutzer in kürzester Zeit auf dieses Narrativ aufspringen: Armer Ausländer mit schlechtem Deutsch schreibt ungehobelten Brief an braven, steuerzahlenden Deutschen mit schönem Auto, das ihm nicht gegönnt wird.
„Gar keine Ausländerfeindlichkeit hier zu sehen“: Einige Nutzern thematisieren Kommentare
Immerhin einige Kommentatoren weisen auf den latent ausländerfeindlichen Drall hin, den die Diskussion unter den Post eingeschlagen hat. „Gar keine Ausländerfeindlichkeit hier zu sehen“, schreibt ein Instagram-Nutzer ironisch und eine andere Nutzerin ergänzt: „Hier wird direkt wieder nach unten getreten in den Kommentaren, weil die Ausdrucksweise nicht 100% der korrekten deutschen Sprache entspricht. Ihr Arier.“
Porschefahrer, die alle Klischees erfüllen, sind in der Region rund um München offenbar keine Seltenheit: Porsche-Taycan-Fahrer erfüllt bei Blitzmarathon jedes Klischee: „Schreib’s einfach auf, ist mir egal“