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„Schöpfkelle Schokopudding aus dem Eimer“ statt Obst: Eltern kritisieren Kita scharf wegen Menü-Plan

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Über die Mittagsverpflegung im Kinderhaus Kleeblattl wird im Kranzberger Gemeinderat immer wieder diskutiert. Nun wurde ein Vater im Gremium scharf angegangen.

Kranzberg – Einrichtungen wie Kinderkrippe, Kindergarten und Hort werden für Kinder durch die steigende Ganztagsbetreuung immer mehr zu einem zentralen Lebensraum. Daher legt die Freisinger Gemeinde Kranzberg großen Wert darauf, die Kinder dort mit abwechslungsreichen und gesunden Mahlzeiten zu versorgen. Bei der Vergabe an den bisherigen Caterer einigte sich der Gemeinderat darauf, besonders auf einen fairen Preis, ökologische Qualität, geringe Warmhaltezeiten und ein einfaches Bestellsystem zu achten. Nun wird neu ausgeschrieben, der Vertrag ist ausgelaufen. Und diesen Umstand sah der Elternbeirat als Chance und wollte diese zur Optimierung der Mittagsverpflegung nutzen.

Philipp Körner aus dem Elternbeirat stellte im Gemeinderat am Dienstag die Ergebnisse einer Umfrage vor, die man im Kleeblattl durchgeführt hatte. Und da wurde deutlich: Viele Eltern wünschen sich gesünderes Essen, es solle mehr Gemüse angeboten werden und weniger Fertigprodukte auf die Teller der Kinder kommen. Oftmals, so erläuterte Philipp Körner, kämen die Kinder nach Hause und beschweren sich, das Essen habe nicht geschmeckt. Außerdem gäbe es zu viele ungesunde Desserts, das Preis-Leistungs-Verhältnis würde einfach nicht stimmen, wie in der Präsentation des deutlich wurde. „Es war zum Beispiel schon oft der Fall, dass frisches Obst als Dessert angekündigt wurde und am Ende gab es eine Schöpfkelle Schokopudding aus dem Eimer“, so die konkrete Kritik des Elternbeirats.

Kinderhaus Kleblattl in Kranzberg
Im Kinderhaus Kleblattl soll schon bald ein anderer Caterer das Essen für den Nachwuchs liefern. Die Eltern hatten dazu ein paar Bitten an den Gemeinderat. © Fuchs

Streit um Mittagessen im Kranzberger Kinderhaus: „Bio bedeutet nicht automatisch gesund“

Der Wunsch der Eltern: künftig zumindest größtenteils auf stark zuckerhaltige Desserts zu verzichten. Der Elternbeirat betonte außerdem, dass es den Eltern nicht hauptsächlich um Bio-Lebensmittel gehe. Ein Statement, das Hand in Hand geht mit der Feststellung, dass etwa vegane Ernährung Vor- und Nachteile hat: „Bio bedeutet nicht automatisch gesund“, so der engagierte Vater, „aber Pfannkuchen aus der Packung und Pudding aus dem Eimer zum Nachtisch sind jenseits von frisch oder gesund.“ Gerade bei einfachen Speisen wie Pfannkuchen würde man sich eine frische Zubereitung wünschen. „Man kann natürlich nicht alles in Perfektion umsetzen, aber der Trend muss weggehen von Fertig-Mahlzeiten.“

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Gemeinderätin Verena Nerl konnte den Unmut der Eltern absolut nicht verstehen: „Ich bin selbst im Verpflegungsgremium einer Schule“, sagte Nerl. „Wir kämpfen bei uns gegen Pennymarkt und Dönerbude, da frage ich mich wirklich, was an der Verpflegung in der Kita so schlecht sein kann.“ Auch Florian Vierthaler konnte die Wünsche der Eltern nicht ganz nachvollziehen: „Es ist immer wieder so, dass den Eltern das Essen im Kindergarten nicht passt. Egal, wie oft man es ändert, man wird nie alle zufriedenstellen.“

Diskussionen in Kranzberg: „Man merkt, dass Sie ein Newcomer oder Zugezogener sind“

Als Körner nochmals auf das Beispiel mit dem Schokopudding, der statt frischem Obst serviert wird, zu sprechen kam, konnte Gemeinderätin Sonja Kieslinger sich nicht mehr zurückhalten: „Man merkt, dass Sie ein Newcomer oder Zugezogener sind“, richtete sie sich direkt an den jungen Vater. „Sonst wüssten Sie, dass man bei einer so langen Tagesordnung, wie wir sie heute haben, nicht eine halbe Ewigkeit über Schokopudding diskutiert.“ Laut Kieslinger sei die Verpflegung auf dem aktuellen Qualitätsstandard.

2. Bürgermeister Anton Hierhager versuchte die Gemüter zu beruhigen: „Wir sind uns alle einig, dass wir unser Bestes geben müssen, damit unsere Kinder was Gescheites zu Essen bekommen.“ Körner bat das Gremium darum, in der neuen Ausschreibung dennoch auf die Orientierung am DEG-Standard zu achten. Hermann Hammerl sah hinter dem Thema noch großen Diskussionsbedarf und schlug vor, das Ganze vor der nächsten Ausschreibung nochmals im Sozialausschuss zu diskutieren. Damit waren alle Gemeinderäte einverstanden. Pascale Fuchs

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