Nach Trauerfällen: Gedrückte Stimmung bei Leonhardifahrt – rasanter Radler sorgt für Aufsehen

Die Leonhardi-Wallfahrt zu Fischhausen gestaltete sich dieses Jahr merklich anders. Die Schlierseer Lehards-Familie hatte innerhalb kürzester Zeit zwei schmerzliche Verluste hinzunehmen.
Schliersee/Fischhausen – Gleichwohl die Leonhardifahrt – zumal bei sonnigem Wetter – wieder eine Attraktion auch für Touristen und Ausflügler war, die die Straßen in Schliersee und rund um die Leonhardikirche in Fischhausen säumten, war die Atmosphäre unter den Wallfahrern verhalten. Wo sonst eine befreite Dankbarkeit und Freude herrschte, dass es die Schlierseer Rosserer, Fuhrleute, Reiter und ihre Tiere gesund und heil durchs Jahr geschafft hatten, verstummte diesmal die Musik im Ortsteil Fischhausen.

Schliersee: Kerzen und Blumen erinnern an verunglückte 21-Jährige
Dort, in direkter Nachbarschaft, war am Mittwochabend die 21-jährige Maria Gerold tödlich verunglückt, als sie ihre Pferde von der Koppel holen wollte. Sie und auch die vor wenigen Tagen verstorbene Christa Sprenger, Frau von Vize-Bürgermeister Peter Sprenger, gehörten zu den alteingesessenen und im Leonhardi-Komitee maßgeblichen Rosserer-Familien. Ihrer gedachten die Wallfahrer, indem sie nicht nur auf die Schellen am Geschirr der Rösser und auf das Goaßlschnoizen verzichteten. Auch trugen sie Trauer: Die Trachtler waren mit schwarzen Krawatten ausgerückt. An die Halfter der Pferde und an die Leonhards-Statuen auf den Wagen waren schwarze Seidenbänder und schwarze Krepppapier-Rosen gebunden.
Rasanter Radler bahnt sich Weg durch die Wallfahrer
Den rund tausend Zuschauern schien das nicht weiter aufgefallen zu sein: Die fotografierten wie wild die 33 Vierer-Gespanne und sechs Zweier-Gespanne, ein Dutzend davon aus Fischbachau, zwei gar aus Tirol, die sich rund 200 Meter vor der Kirche zum Zug zusammenschlossen. Dazwischen verirrte sich ein ehrgeiziger Freizeitradler, der nicht warten wollte, an den Wallfahrern vorbeizog und der nicht nur den Sicherheitskräften unangenehm auffiel. Er war indes zu schnell unterwegs, als dass man ihn hätte über den Anlass aufklären können.

Viele Familien mit Kindern (und überdurchschnittlich vielen Hunden) hatten das schöne Wetter am Sonntag für einen Ausflug genutzt und stellten sich in das große Rund um den Feld-Altar, der diesmal abgerückt von der Kirche, mittig in der Wiese, aufgebaut war. Für viele aus der Lehards-Familie und ganz Schliersee war es ein schwerer Gang, sich dort zum Gottesdienst aufzustellen. Manches Mieder-Dirndl hatte ein tränennasses Gesicht. Die Mienen anderer Wallfahrer waren vor Schmerz verschlossen.

Wallfahrer hatten auf Worte des Trostes gehofft
Drei Mal gedachten der Schlierseer Pfarrer Hans Sinseder und Diakon Alois Winderl namentlich der beiden in der Rosserer-Gemeinschaft so schmerzlich vermissten Frauen in ihrem Gottesdienst, den die Schlierseer Blasmusik mit getragener Musik umrahmte. Da hieß es zum einen „Wir trauern um zwei aktive Mitglieder der Leonhardi-Gemeinschaft“, zum anderen betete man bei den Fürbitten um ihre Aufnahme in Gottes ewige Herrlichkeit. Und auch mit dem Singen der Strophen acht und neun des Liedes „Großer Gott wir loben Dich“, die man sonst eher auf Beerdigungen zu hören bekommt und welche die freudvollen ersten beiden Strophen bei diesem Leonhardiumzug ersetzten, verneigte man sich vor ihnen.
In der Predigt indes widmete sich Pfarrer Sinseder allein dem Leben und Wirken des heiligen Leonhard. Empathische Worte des Trostes an die hinterbliebene Lehards-Familie, auf die nicht wenige der Wallfahrer gehofft hatten, blieben in diesem Rahmen aus. Deshalb nahmen etliche Wallfahrer etwas verdrossen wieder Platz in ihren Wagen und begaben sich zur zweiten Kirchenumrundung und zweiten Segnung durch die Geistlichkeit vom eigens errichteten Podest aus. Einige Wallfahrer hatten bereits am Vortag an der Leonhardifahrt in Hundham teilgenommen.
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