Traditions-Disco macht nach zwölf Jahren dicht: Betreiber klagt über „Trauerspiel“

Kostensteigerungen und geändertes Weggehverhalten sind die Gründe für das Disco-Aus vom „Pistolero“ im Tölzer Moraltpark.
Bad Tölz – Rückschlag für das Tölzer Nachtleben: Nach zwölf Jahren schließt das „Pistolero“ im Moraltpark im April seine Türen. Die Entscheidung haben sich Johannes Mottl und Geschäftspartner Michael Widmayer nicht leicht gemacht. „Während Corona waren Existenzängste an der Tagesordnung“, sagt Mottl. Oft genug habe man überlegt, wie es weitergehe und ob man Hilfen bekomme. Im Endeffekt sei man gut davongekommen. „Aber man hat sich in der Zeit viel mit dem Gedanken beschäftigt, wie es wäre, wenn es den Club nicht mehr gäbe.“ Dann kam die Wiedereröffnung. „Und die war wirklich der Wahnsinn“, schwärmt Mottl. Die Gäste dürsteten nach der langen Pause regelrecht nach unbeschwertem Feiern. „Aber nach zwei Monaten sind wir wieder zum Alltagsgeschäft übergegangen.“
Betreiber von Diskothek in Bad Tölz: „Weggehverhalten hat sich durch Corona massiv verändert“
Nun zeigte sich: „Das Weggehverhalten der Menschen hat sich durch Corona massiv verändert.“ Viele hätten andere Interesse für sich entdeckt. Außerdem gebe es zwei Jahrgänge, die Diskotheken überhaupt nicht richtig kennengelernt hätten. Manche davon wüssten sich nicht richtig zu benehmen. „Aber sehr viele sind wirklich freundlich und bedanken sich am Ende des Abends für die tolle Party.“ Diese Wertschätzung freut Mottl. Es ist nicht so, dass die Gäste ausbleiben. „Sie kommen in guter Zahl.“ Aber der gastronomische Bereich sei nicht mehr so stark nachgefragt – es werde weniger konsumiert.
Dem gegenüber stehen eklatante Steigerungen bei den Energie-, Warenwirtschafts-, Personal- und Verwaltungskosten. „Wir müssten unsere Preise massiv anheben. Aber wir können und wollen in einer Stadt wie Bad Tölz nicht zwölf Euro für einen Longdrink verlangen.“ Vor ähnlichen Problemen stehen laut Mottl gerade zahlreiche Clubs im Münchner Umland. „Unsere DJs berichten, dass es in München noch ganz okay läuft, aber alle außerhalb auf dem Land zu kämpfen haben.“ Insgesamt, so mutmaßt er, gehen die Menschen weniger weg – und wenn sie dann doch ausgehen, wollen sie in einen der „großen Läden“ in München. „Da können kleine Läden wie wir einfach nicht mehr mithalten.“
Wandel im Nachleben in den vergangenen Jahren: „Ist ein Trauerspiel“
Mottl hat in den vergangenen Jahren einen Wandel erlebt. „Bad Tölz verliert seine Vielfalt im Nachtleben. Es findet einfach nicht mehr statt. Das ist ein Trauerspiel.“ Insgesamt würden sich immer weniger Feierfreudige in die Kurstadt verirren – auch wenn das „Pistolero“ ein relativ großes Einzugsgebiet vorweisen kann: Die Gäste kommen aus Wolfratshausen, Geretsried, Miesbach oder Penzberg.
Wie geht es für Mottl und Widmayer jetzt weiter? Sie wollen auch in Zukunft Events an wechselnden Orten in der Kurstadt veranstalten. „Wir werden nicht ganz aus Bad Tölz verschwinden, so wie es aussieht“, verspricht Mottl, der hauptberuflich im Restaurantbereich tätig ist. Er hofft, dass es auch für die Räumlichkeiten des „Pistolero“ eine gute Lösung gibt. „Wir sind in ganz engem Austausch mit den Vermietern“, so Mottl. Das Verhältnis sei sehr gut. Deshalb hofft er, dass es bald positive Neuigkeiten gibt.
Letzte Party am 15. April
Bis das „Pisto“ am 15. April zum allerletzten Mal die Türen für die Gäste öffnet, steht einiges auf dem Programm. „Wir wollen jedes Motto, das die Leute in den vergangenen zwölf Jahren gerne hatten, noch einmal anbieten.“ Jeden geöffneten Abend wird es eine andere Party geben. „Wir haben einen Countdown gesetzt, der an diesem Freitag beginnt.“
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