Neues Taubenhaus sorgt für Ärger bei Anwohnern: Stadt verteidigt Standortwahl und wirbt um Geduld

Vor gut einer Woche wurde das Taubenhaus in Schongau aufgestellt. Über den Standort westlich der Stadtmauer waren einige Anwohner nicht begeistert und baten die Stadt um ein Gespräch. Die möchte nun noch einmal zum Projekt informieren.
Schongau – Ein Schwarm Tauben sitzt auf der Stadtmauer, hat das neue Taubenhaus im Blick und flattert schließlich gesammelt zur Futterstelle direkt daneben, im Westen der Altstadt. Einige Anwohner sind unglücklich über den Standort des Nisthauses. Sie haben die Stadt um ein Gespräch gebeten. Das habe zusammen mit Stadtbaumeister Sebastian Dietrich, der zweiten Bürgermeisterin Daniela Puzzovio, einer Ehrenamtlichen und ihr selbst am Donnerstag stattgefunden, erzählt Geschäftsleiterin Bettina Schade.
Taubenhaus in Schongau sorgt für Ärger - „Einige sorgen sich wegen des Kots um ihre PV-Anlagen“
Auch wenn die Anwohner nicht grundsätzlich gegen Tauben seien, störe sie die große Population, die im Schwarm unterwegs ist und über den Dreck, den die Tiere hinterlassen. „Einige sorgen sich wegen des Kots um ihre PV-Anlagen“, sagt Puzzovio. Sie betont, dass weder die Standortentscheidung, noch der Plan, dass man das Tauben-Problem durch ein Nisthaus in den Griff kriegen möchte, Schnellschüsse waren. Bereits 2019 habe man das Taubenfüttern in der Altstadt verboten (wir berichteten), blickt Schade zurück. „Und leider schnell gesehen, dass es keinen Erfolg brachte.“
Vergrämungsmaßnahmen kamen nicht in Frage, weil sich zum Beispiel in München gezeigt hatte, dass sich die Taubenpopulation davon sehr schnell erhole. Aber man habe sich intensiv mit verschiedenen Möglichkeiten auseinandergesetzt, Gespräche mit anderen Kommunen geführt und im Internet recherchiert. Der Prozess habe rund ein Jahr gedauert, so Puzzovio. Das Taubenhaus war schließlich der „Plan, wie es gehen könnte“.
Ärgeri n Schongau: „Können nicht überall ein Taubenhaus bauen“
Zu weit außerhalb der Altstadt konnte es aber nicht aufgestellt werden, sonst wären die Tauben nicht mitgezogen, da sie dort (aktuell noch) ihre Nistplätze haben. Rund um die Altstadt gibt es Wohnbebauung, direkt am Hang sei das Aufstellen nicht möglich und alles musste mit der Denkmalschutzbehörde abgesprochen werden. „Es gibt Konzepte, wie die Stadt ausschauen soll, wir bekommen Gelder und können nicht überall ein Taubenhaus bauen“, so Puzzovio. Zudem hätten sich die Tauben eher Richtung Westen als Osten orientiert, weshalb der jetzige Standort gewählt wurde.
Dass nun ein großer Schwarm über die Altstadt kreist, soll nicht so bleiben. Man müsse es im Kotext sehen, sagt Schade. Schließlich seien die Vögel über ein halbes Jahr in Richtung Taubenhaus angefüttert worden (wir berichteten). Mit Erfolg. Das würden auch alle merken, die zum Beispiel am Marienplatz etwas essen. Früher sei man gleich von mehreren Tauben belagert worden, jetzt halten sie Abstand. Die Tiere seien gesund, auch der Kot sei fester geworden. Angst um ihre Photovoltaikanlagen müssten sich Anwohner deshalb nicht machen, ist sich Puzzovio sicher.
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Einzug kann bis zu einem Jahr dauern - „Tauben sind richtige Nesthocker“
Sobald sich die Vögel im Taubenhaus niederlassen und nisten, wird von den Paaren nur noch ein Vogel rausfliegen. „Tauben sind richtige Nesthocker“, so Puzzovio. Allein dadurch werden weniger Tauben in der Stadt unterwegs sein. Jedes Paar brauche zwar einmal im Jahr einen Nisterfolg, sonst verlassen sie das Taubenhaus wieder, so Puzzovio. Die restlichen Eier werden aber ein bis drei Tage (später ist es wegen des Tierschutzes nicht erlaubt) nach dem Legen durch Gipseier ersetzt, die Population so langsam reduziert. Das bedeutet viel Arbeit für die Ehrenamtlichen, die jedes Ei dokumentieren müssen. Aber sie sind mit Eifer dabei, sagen Puzzovio und Schade. Für den Fall, dass das nicht mehr so sein sollte, werde die Stadt einspringen – auch danach hätten die Anwohner gefragt.
Anfangen kann man damit aber erst, wenn sich die Tauben im Taubenhaus niederlassen. „Wir brauchen jetzt alle gemeinsam Geduld“, sagt Puzzovio. Aus Erfahrung in anderen Städten weiß man: das kann drei Monate oder sogar ein ganzes Jahr dauern. Puzzovio und Schade sind aber frohen Mutes, dass es in Schongau schnell klappt. Eine Einflugschneise des Taubenhauses ist direkt gegenüber des Futterhauses, und das Herauslocken aus der Stadt habe auch schon gut funktioniert.
Ehrenamtliche gesucht
Aktuell kümmern sich sechs Ehrenamtliche um die Tauben. Sie füttern sie und werden künftig das Taubenhaus reinigen, Gelege dokumentieren und austauschen. Wer dabei helfen möchte, kann sich gerne im Rathaus melden.
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