Münchner Influencer will „Mr Gay Germany“ werden – „Brauchen die jetzt noch Kinder?“
Dany ist schwul, erfolgreicher Unternehmer und lebt mit seinem Ehemann und ihren zwei Kindern in der Nähe von München. In einer Castingshow kämpft er um den Titel „Mr Gay Germany 2023“.
München - Ein schwuler Mann, der samt Ehepartner, Hund und zwei Kleinkindern auf dem Dorf lebt: Diese Attribute passen im konservativen Bayern nicht unbedingt zusammen. Doch Daniel Nawrot will mit Vorurteilen über Homosexuelle brechen und tritt als Kandidat bei der Castingshow G-A-Y: Mr Gay Germany 2023 an. Im Interview mit tz.de verrät er, wie das Münchner Umfeld auf seine Familie reagiert und warum er als schwuler Vater in Fernsehen und Social Media auftreten will.
„Es ist tatsächlich so, dass wir hier auf einem kleinen Dorf leben und die Leute am Anfang schon erst mal geguckt haben. Ich glaube, das ist immer so, wenn etwas außerhalb der Norm ist“, erzählt der 30-Jährige, der sich mit dem Vertrieb von Luxusstaubsaugern ein hohes Einkommen erarbeitet hat. Doch die Aufmerksamkeit nimmt er gelassen: „Uns ist es im Grunde genommen wurscht, was die anderen sagen, sondern wir machen unser Ding.“
Unternehmer und Influencer aus München: Daniel Nawrot
Unser Ding heißt, dass er und sein Mann Roman neben ihrer Arbeit als Staubsaugerverkäufer über Social Media zum Thema Regenbogenfamilien aufklären. Mit Erfolg: Auf Instagram hat Daniel Nawrot fast 50.000 Follower. Erst vor kurzem habe er die erfreuliche Zuschrift eines Followers erhalten: „Von einem Mann, der früher homophob war. Er hat gesagt, er hat damit gar nichts anfangen können, er hat auch Menschen verurteilt, die homosexuell sind. Und dann ist er durch Zufall auf unsere Accounts gestoßen und war irgendwie begeistert von uns.“

Solche Nachrichten machen ihm Mut: „Gerade durch unsere Arbeit auf Social Media erreichen wir viele Menschen, die das dann wirklich auch als die neue Normalität betrachten. Deshalb machen wir auch so viel Öffentlichkeitsarbeit, damit ein anderes Bild geschaffen wird.“ Ihre Zwillinge Melodie und Romeo haben sein Mann und er vor drei Jahren adoptiert. Gemeinsam lebt die Familie in einem luxuriösen Haus nahe München, mit Pool und zwei Mercedes in der Auffahrt.
Verheiratet und schwuler Papa von Zwillingen
Die Kinder gehen aber ganz normal in den Kindergarten, erzählt Dany. Ein bisschen Sorge, wie andere Familien und Erzieher auf die Regenbogenfamilie reagieren würden, muss er jedoch gehabt haben: „Da hast du immer so Elterngespräche. Da haben wir auch die Frage gestellt, ob die Kinder da mal was sagen, oder die Eltern. Dort ist wirklich überhaupt kein Spielraum für Diskriminierung oder irgendwas.“ Für ihn sei Offenheit die beste Strategie, um Vorurteile direkt aus dem Weg zu räumen und alternative Familienformen zu erklären.
„Wir haben wenig An-Eck-Punkte. Wir kommen sehr, sehr gut kommunikativ mit vielen Menschen ins Gespräch.“ Dass dennoch hinter seinem Rücken über ihn getuschelt werde, will er jedoch nicht ausschließen: „Es gibt bestimmt Menschen hier im Ort, die sagen: ‚Mei, schau dir die Zwei an. Brauchen die jetzt noch Kinder?‘ Aber das sagen die vielleicht auch zu heterosexuellen Pärchen, die bereits drei Kinder haben.“
„Habts ihr die Frauen dahoam gelassen“? Dany erlebt täglich Missverständnisse
Wenn er mit seinen Kindern und Roman in München unterwegs sei, kämen teilweise absurde Gespräche zustande: „Dann sagen die Menschen schon mal: ‚Mei, habts ihr jetzt einmal die Frauen dahoam gelassen? Jetzt nur die Männer alloa unterwegs?‘“ Manchmal würde er die Situation dann aufklären, manchmal belasse er es aber auch dabei und sage einfach: „Ja, genau.“ Solche Missverständnisse erlebe er tagtäglich.
Gerade deswegen sei es ihm wichtig, dass die LGBTQ+ Community (steht für: Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Trans und Queer) auch in ihrer ganzen Vielfalt öffentlich in Erscheinung tritt. „Man hat nicht nur diesen typischen Paradiesvogel, den man früher so im Fernsehen gesehen hat, als ich zum Beispiel noch klein war. Wo du dann Angst hattest: Ah, nee, ich bin nicht schwul, weil ich möchte kein Paradiesvogel sein.“ Hätte er als Teenager Menschen wie sich selbst gesehen, mit einer langjährigen Beziehung und einer eigenen Familie, dann wäre es ihm weitaus leichter gefallen, selbst zu seinem eigenen Schwulsein zu stehen.
Familienvater ist im Finale von Mr Gay Germany 2023
Selbstbewusstsein für die Castingshow hat Dany jedenfalls: „Es gab bisher noch keinen MR GAY GERMANY, der verheiratet war und Familienvater und erfolgreicher Unternehmer. Und dazu noch sehr jung und gut aussehend. Alles in einem“, sagt er und lacht. Ob er die vier anderen Finalisten ausstechen kann und den Titel für sich gewinnt, lässt sich ab Donnerstag, 9. Februar, auf joyn.de nachschauen.
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