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Sie mussten an eine andere Schule wechseln: Siebt- und Achtklässler sind jetzt Pendler

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Präsenzunterricht
Insgesamt 26 Schüler sind von den Veränderungen betroffen. © Symbolfoto: Philipp von Ditfurth/dpa

Eine Reihe von Siebt- und Achtklässlern sind mit Schuljahresbeginn zu Pendlern geworden: Sie mussten ihre frühere Schule verlassen und werden jetzt statt zuvor in Peißenberg in Huglfing bzw. statt in Huglfing in Peißenberg unterrichtet. Die Neuerung löste auch Unmut aus.

Peißenberg/Huglfing – Betroffen von der Umstellung, die aus organisatorischen Gründen erfolgte, ist etwa die Familie Klinger aus Peißenberg: Sohn Andreas ist Achtklässler und gehört zu den zwölf Schülern, die jetzt statt in der Marktgemeinde in Huglfing unterrichtet werden. „Wir waren nicht erfreut, aber wir haben darauf vertraut, dass es klappt, was uns auch angekündigt wurde“, sagt Daniela Klinger über die Veränderungen für ihren Sohn.

Doch es habe sich herausgestellt, das die Busverbindungen für die Schüler zu wünschen übrig lassen. So sei Andreas morgens schon um 7.17 Uhr in Huglfing, obwohl die Schule erst um 7.50 Uhr beginnt. Nach Unterrichtsschluss am Mittag heißt es für ihn, etwa eine halbe Stunde auf den Bus zurück nach Peißenberg warten. „Das alles hätten wir vielleicht noch hingenommen“, sagt Daniela Klinger.

Aber bei Nachmittagsunterricht kommt Andreas auf der Rückfahrt von Huglfing mit dem Bus bislang nur bis Peißenberg-Wörth, obwohl er im nördlichen Ortsteil wohnt. Das wollte die Familie Klinger nicht einfach akzeptieren. Sie fand allerdings zunächst niemanden, der sich für sie stark machte.

„Wir haben uns komplett alleingelassen gefühlt“

„Wir haben uns komplett alleingelassen gefühlt“, so Daniela Klinger. Erst nachdem sich die Familie direkt an die Omnibusgesellschaft RVO gewandt hatte, wurde ihr zugesichert, dass Andreas nach der Umstellung auf den Winterfahrplan auch an Montag- und Dienstagnachmittagen wie gewünscht mit dem Bus bis zur Haltestelle am ehemaligen Krankenhaus kommen wird. Dies war der Familie gerade für die Winterzeit wichtig.

Ein Rezept gegen die erwähnten, relativ langen Wartezeiten vor Unterrichtsbeginn sowie auch mittags nach der Schule hat Ralf Kreutzer vom RVO nicht. Das Busunternehmen hat laut ihm wegen der pendelnden Schüler ohnehin schon Fahrplanänderungen vorgenommen – ohne dazu verpflichtet zu sein. Ein weiteres Entgegenkommen sei nicht geplant.

Schon zuvor gab es einen Austausch zwischen beiden Schulstandorten

Neben den zwölf Achtklässlern, die nach Huglfing wechseln mussten, sind auch 14 Siebtklässler zu Pendlern geworden; sie gehen statt wie früher in Huglfing jetzt in Peißenberg zur Schule. Susanne Coldwell, Rektorin der Josef-Zerhoch-Mittelschule in der Marktgemeinde, erläuterte auf Anfrage der Heimatzeitung die Gründe für die Umstellungen.

Zur Erhaltung der Mittelschulstandorte in beiden Gemeinden sei vor etwa zehn Jahren ein Schulverbund gegründet worden. Die zwei Schulen würden daher praktisch als eine Schule betrachtet. Es wurde vereinbart, dass alle M-Klassen und Ganztagsklassen in Peißenberg, die Praxisklassen in Huglfing geführt werden.

Vor der diesjährigen Klassenzusammenlegung habe es somit schon einen Austausch von Schülern zwischen den beiden Standorten gegeben. Und Coldwell erklärt weiter: „Wenn zum Beispiel in Huglfing nur drei Schüler ein praktisches Fach wie Technik gewählt hatten, mit denen dort wegen zu geringer Teilnehmerzahl kein eigener Kurs gebildet werden konnte, so erhielten diese Schüler die Möglichkeit, ihr gewähltes Fach in einem Kurs in Peißenberg zu belegen.“

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„Nicht gerechtfertigt, drei Klassen mit teilweise weniger als 15 Schülern zu bilden“

In diesem Schuljahr hatte laut der Rektorin erstmals die Anzahl der Schüler pro Jahrgang Auswirkungen auf die Klasseneinteilung: Bei insgesamt 51 Siebt- und 54 Achtklässlern in den zwei Mittelschulen war es laut Coldwell „nicht gerechtfertigt, drei Klassen mit teilweise weniger als 15 Schülern zu bilden“.

So sei im Mai entschieden worden, mit je einer achten Klasse in Peißenberg und Huglfing sowie mit zwei siebten Klassen in Peißenberg zu arbeiten, in Huglfing also keine siebten Klasse anzubieten. Die Folge: Eine ganze Reihe von jungen Leuten muss seit Beginn des neuen Schuljahrs an einen neuen Unterrichtsort.

„Die Schüler wurden auf den Wechsel vorbereitet und hatten zum Beispiel Gelegenheit, noch im alten Schuljahr die jeweils andere Schule zu besuchen, damit sie im September nicht ins Ungewisse umziehen mussten“, erklärt Coldwell. „Sie wurden von unserer Jugendsozialarbeiterin betreut.“

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„Familien der betroffenen Schüler nicht begeistert von dieser Lösung“

Trotzdem, so die Rektorin über die Neuerung, „waren natürlich die Familien der betroffenen Schüler nicht begeistert von dieser Lösung“ und dem damit verbundenen Umstand, dass ihre Kinder in die weiter entfernte Schule fahren und früher aufstehen müssen. Nach „dem ersten Schrecken“ hätten sie aber das Dilemma der Verantwortlichen verstanden und versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Inzwischen sei wieder Schulalltag eingekehrt, befindet Coldwell, die aber auch klarstellt: „Natürlich hätten wir lieber unsere Schüler in ihrem gewohnten Umfeld weiter beschult.“

Familie Klinger baut inzwischen teilweise auf Selbsthilfe: Da der Bus freitags nach dem Unterricht dreimal in Folge deutlich zu spät kam, setzt sie jetzt an diesem Wochentag auf den Schülertransport per Privatfahrzeug.

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